Ein interessantes Interview mit dem Singer/Songwriter Jörg Klotzbach aus Sonsbeck
Sein zweistündiges Livekonzert im Xantener Restaurant BB's und mehr

3Bilder

HvH:
1.Du hast in der letzten Woche durch ein Konzert der besonderen Art auf dich aufmerksam gemacht. Welcher Art war es, und wo hat es stattgefunden?

Klotzbach:
Wegen der Corona Krise sind Konzerte vor Publikum aktuell ja nicht mehr möglich, deshalb haben mein Musikerkollege Hubert Dingenskirchen und ich uns im leeren Restaurant BB’s in Xanten getroffen, um ein zwei-stündiges Livekonzert zu geben, was auf Facebook gestreamt wurde. Wir wollten einfach mal eine musikalische Auszeit von den sich überschlagenden schlechten Nachrichten anbieten. Die Reaktionen im Netz waren durchgehend positiv und das BB’s, Hubert und ich konnten während des Konzerts 250,-- € in einem virtuellen Hut sammeln. Der Betrag ging als Spende an die Tafel in Xanten.

HvH:
2.Was hat dich dazu veranlasst, das Konzert in diesem Xantener Restaurant zu spielen?

Klotzbach:
Die Idee zu unserem Online-Konzert kam von Hubert Dingenskirchen und Christian Balke, dem Inhaber des BB’s. Christian ist ja in dieser Krise bewundernswert kreativ - er hat sein Restaurant in einen Lieferservice umgewandelt und von ihm stammt auch die augenzwinkernde Aktion, 3 Blatt Toilettenpapier zu jedem Hauptgericht dazuzulegen. Ich habe natürlich sofort zugesagt, als Hubert mich fragte, ob ich beim Online-Konzert mitmachen wolle und das BB’s war eine super Location dafür.

HvH:
3.Im letzten Jahr hast du die Konzertreihe acoustic PLAZA am Xantener Hafen organisiert und warst mit mehreren Gigs Teil von ihr. Hast du für dieses Jahr ähnliche Pläne? Wenn ja, welche?

Klotzbach:
as acoustic PLAZA startete ja schon 2018. Mit dem FZX als Veranstalter habe ich die einmalige Möglichkeit bekommen, ein Musikfestival vor der traumhaften Kulisse der Xantener Südsee zu organisieren. Beim acoustic PLAZA möchte ich bewusst einen Gegenentwurf zu der immerwährenden Berieselung mit Top 40 Musik bieten. Deshalb lade ich Singer-Songwriter und kleine Bands ein, die akustische Instrumente bevorzugen und eigene Songs spielen. Wer sich darauf einlässt, mal eher unbekannten Liedern zu lauschen, wird mit dem unerschöpflichen Facettenreichtum, den die Akustik Szene zu bieten hat, belohnt. Und es klingt nicht nur nach Folk, wie man vermuten könnte, an der Südsee gibt es auch Rock, Pop, Punk, Soul oder jazzige Klänge.
Das nächste (das ist dann schon die 6. Ausgabe) acoustic PLAZA ist für den 14.08.2020 geplant. Ob es dann auch stattfinden kann, steht natürlich in den Sternen. Das Line Up besteht aus drei wundervollen und ganz unterschiedlichen Musikern, nämlich Brigitte Handley, Mars Saibert, der Ole & Band und mir. In dieser Konstellation wollen wir auch bald eine Clubtour starten, aber das wird wohl erst in 2021 geschehen.
Aktuelle Infos zum acoustic PLAZA gibt es in der Facebookgruppe „acoustic PLAZA Xanten“ oder auf der JIP-Band Homepage.

HvH:
4.Seit wann trittst du als Musiker auf? Beschreibst du uns bitte deinen musikalischen Werdegang?

Klotzbach:
Auf dem Gymnasium - damals noch in Duisburg Rheinhausen – beschlossen drei Schulkameraden und ich eine Rockband zu gründen, woraufhin unsere Eltern uns alle zum Gitarrenunterricht schickten. Zusammengespielt haben wir vier dann aber kurioserweise nie. Kurz nach der Schulzeit gab es meine erste Band KRASS. Wir haben englische Rocksongs gecovert und auch eigene Stücke, mit deutschen Texten, gespielt. Schon damals habe ich die Songs für die Band geschrieben. Nach KRASS gab es einige experimentelle Projekt mit Drumcomputer und mehreren Gitarren, die Songs wurden englischsprachig. Mitte der 90er stieg ich dann bei einer Britpop-Band in Mülheim an der Ruhr ein. Die Band formierte sich mehrmals um, und wir feierten unter dem Namen „Look No Sheep!“ einige lokale Erfolge mit tollen Auftritten, Songs auf einigen Sampler-CDs und einem eigenen Fanclub.
Anfang der 2000er gab es bei mir eine musikalische Schaffenspause, bis 2013 mein aktuelles Projekt „JIP Band“ startete.

HvH:
5.Wie können Interessierte sich einen Zugang zu deiner Musik verschaffen?

Klotzbach:
Am liebsten spiele ich meine Musik live (vor Publikum), da dann die Reaktionen immer sofort und ungefiltert kommen und es immer einen Austausch zwischen Künstler und Publikum gibt. Da das ja zurzeit nicht möglich ist, biete ich ab nächste Woche am 8. April ein ganz neues Format an: unter dem Motto „JIP Band TV“ gibt es von mir jeden Mittwoch zwischen 19:30 und 20:00 Uhr (damit alle noch pünktlich die Nachrichten sehen können) einen Livestream auf dem JIP-Band Facebook Seite. Ich spiele ein paar Songs, auch mal mit ganz ungewöhnlichen Arrangements, spreche das ein oder andere interessante Thema an – das Thema „Corona“ wird aber garantiert nicht dabei sein - und werde jede Woche einen Musiker oder ein Projekt vorstellen, der/das mir am Herzen liegt. Ich hoffe, damit die Zuschauer mal für eine halbe Stunde aus dem „Krisenmodus“ zu holen und auf andere Gedanken zu bringen. Dann gibt es, hoffentlich noch in diesem Monat, meinen ersten Longplayer mit dem Titel „So change everything“ auf CD. Die acht Stücke dazu sind gerade aus dem Mastering gekommen und gehen jetzt in die CD-Produktion. Ich habe die Songs zwei Jahre lang in Eigenregie aufgenommen und es gibt ganz tolle Versionen, die mit besonderen Gästen eingespielt wurden. So singt beim Song „Better Me“ ein Kirchenchor mit, bei „Song For Greta“ steuern meine Kinder Backing Vocals und Klavier bei, und bei „Love Shines On“ spielt die fantastische Charlotte Jeschke Cello und meine lieben Kollegen Chris von der Düssel, der Chucky, Hubert Dingenskirchen und der Ole bilden mit mir zusammen einen wilden Chor. Es gibt aber auch Stücke, die nur mit Gesang und Akustikgitarre daherkommen. Die CD wird es zunächst nur physikalisch geben, damit der Käufer auch in den Genuss des zwölfseitigen Booklets kommt, mit dem ich mir viel Mühe gegeben habe. Wann die CD, die man ab sofort vorbestellen kann, erhältlich ist, erfährt man auf meiner Homepage www.jip-band.de. Dort gibt es auch viele weitere Infos wie Konzerttermine, Songtexte mit deutscher Übersetzung und Links zur meiner Facebook-Seite und meinem YouTube-Kanal.

HvH:
6.JIP – das ist die Abkürzung eines Musikprojekts, in dem du als Singer/Songwriter mitwirkst. Was hat es mit diesem Projekt auf sich?

Klotzbach:
JIP startete als Bandprojekt mit meinen Kindern (aus den Anfangsbuchstaben unserer Namen würfelt sich auch „JIP“ zusammen), jetzt bin ich damit allein unterwegs und habe schon in China, Paris, auf Festivals, in Kneipen, Wohnzimmern, bei Fridays For Future Demos und natürlich an der Xantener Südsee gespielt. In der „JIP Band“ singe ich, spiele Akustikgitarre und bediene dazu eine Cajon mit dem Fuß. Meine Songs sind oft politisch oder gesellschaftskritisch, oder auch mal sehr persönlich, haben aber immer eine Aussage. Musik verbindet Menschen auf der ganzen Welt und vermittelt vor allem Gefühle, aber ich finde es schade, wenn ein Lied dabei keine Botschaft hat. Themen gibt es ja aktuell genug. Ich singe über machtbesessene Egoisten, Krieg, Flüchtlinge, den Kampf gegen Ausgrenzung, Rassismus, Umweltzerstörung und für eine friedlichere Welt. Aber es gibt auch Songs über Heimweh, Liebe und Sehnsucht nach etwas Geborgenheit.

HvH:
7.Musik machst du, wie es uns bekannt ist, mehr hobbymäßig. Berufsmäßig bist du als Veranstaltungstechniker unterwegs. Wie sieht dein Berufsalltag zurzeit, wo es keine öffentlichen Veranstaltungen gibt, aus?

Klotzbach:
Ganz einfach gesagt – seit Anfang März gibt es keinen Berufsalltag mehr. Es gibt aktuell keine Messen, Konzerte, Kongresse, Konferenzen, oder Feiern, die wir als Veranstaltungstechniker mit Beleuchtung, Beschallung, Videoprojektionen, Bühnen oder Tragkonstruktionen ausstatten könnten.
Der Shut Down trifft viele Branchen hart, aber Großveranstaltungen wurden als erstes abgesagt und werden vermutlich auch als letztes wieder zugelassen, da sieht die Zukunft in der Veranstaltungsbranche eher düster aus. Momentan bin ich aber froh, in Deutschland zu leben, wo es zumindest ein Angebot von staatlichen Hilfen gibt und damit die Chance, die Krise wirtschaftlich zu überleben. Das sieht in anderen Ländern ja ganz anders aus.

Autor:

Hildegard van Hueuet aus Xanten

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

31 folgen diesem Profil

2 Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.