Pfingsten - einige interessante Betrachtungen, die vielleicht nicht jeder kennt
13.05.2016 - korrigiert am 08.06.2019
von Christel und Hans-Martin Scheibner
Pfingsten hat wie das Osterfest ein variables Datum. Da Pfingsten immer genau 50 Tage nach Ostern datiert ist, findet es immer zwischen dem 10. Mai und dem 13. Juni statt. Im Jahr 2016 fielen Pfingstsonntag - und Montag auf den 15. und 16. Mai. In diesem Jahr (2019) sind es der 09. und 10. Juni. Im Grunde gehört der Pfingstmontag nicht mehr zur Osterzeit, da diese mit dem Pfingstsonntag ihren Abschluß findet.
Pfingsten ist ein christliches Fest und hat wie auch Ostern jüdische Wurzeln. Pessach oder Passah wurde im Judentum die erste Getreideernte (Gerste) eingebracht und am zweiten Festtag ein Teil der Ernte im Tempel geopfert. Man zählte nun die folgenden 49 Tage, weshalb dieser Zeitraum auch Sefira, was Zählung bedeutet, genannt wurde. So wurde es später auch als Wochenfest gefeiert. Der fünfzigste Tag war Schawuot, der Tag der zweiten Getreideernte /Weizen). Später jedoch war das Passahfest der Unabhängigkeitstag im Gedenken an den Auszug der Juden aus Ägypten, Schawuot, ein Fest zu Ehren der Thora (Gesetz), dem Buch der Bücher, welche 613 Vorschriften (248 Gebote und 365 Verbote umfaßt) - sowie der 10 Gebote, welche Moses von Gott erhalten hatte.
Man geht davon aus, daß es erst im 1. Jahrhundert vor der Geburt Christi - 50 Tage nach dem Passah-Fest - griechischer Name Pentecoste, was der fünfzigste Tag bedeutet - angeordnet wurde. Hiervon leitet sich der Begriff "Pfingsten" ab. Pfingsten wird als Gründerdatum der christlichen Kirche bezeichnet und erstmals als kirchliches Fest 130 nach Christi erwähnt. Während es zuerst noch zusammen mit Christi Himmelfahrt begangen wurde, war es ab dem 4. Jahrhundert ein eigenständiges Fest der Hoffnung und Freude. In den vergangenen Jahren gab es eine heftige Diskussion über die Abschaffung des Pfingstmontags zugunsten der Pflegeversicherung.
Genau am Pentecoste-Tag geschah das Pfingstwunder, wie es die Apostelgeschichte in der Bibel beschreibt:
Apostelgeschichte des Lukas, 2. Kapitel
2,1 Und als der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle an einem Ort beieinander.
2,2 Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Wind und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen.
2,3 Und es erschienen ihnen Zungen zerteilt, wie von Feuer; und er setzte sich auf einen jeden von ihnen,
2,4 und sie wurden alle erfüllt von dem heiligen Geist und fingen an, zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen gab auszusprechen.
2,5 Es wohnten aber in Jerusalem Juden, die waren gottesfürchtige Männer aus allen Völkern unter dem Himmel.
2,6 Als nun dieses Brausen geschah, kam die Menge zusammen und wurde bestürzt; denn ein jeder hörte sie in seiner eigenen Sprache reden.
2,7 Sie entsetzten sich aber, verwunderten sich und sprachen: Siehe, sind nicht diese alle, die da reden, aus Galiläa?
2,8 Wie hören wir denn jeder seine eigene Muttersprache?
2,9 Parther und Meder und Elamiter und die wir wohnen in Mesopotamien und Judäa, Kappadozien, Pontus und der Provinz Asien,
2,10 Phrygien und Pamphylien, Ägypten und der Gegend von Kyrene in Libyen und Einwanderer aus Rom,
2,11 Juden und Judengenossen, Kreter und Araber: wir hören sie in unsern Sprachen von den großen Taten Gottes reden.
2,12 Sie entsetzten sich aber alle und wurden ratlos und sprachen einer zu dem andern: Was will das werden?
2,13 Andere aber hatten ihren Spott und sprachen: Sie sind voll von süßem Wein.
Die Pfingstpredigt des Petrus sowie das Kapitel über die neue Gemeinde, Apostelgeschichte des Lukas, 2, finden Sie als Link im Anschluß des Berichtes.
Natürlich sprach sich diese Nachricht schnell herum, und viele Menschen kehrten ihrem alten Leben den Rücken. Regelmäßig traf man sich, um sich über die Botschaften Jesu auszutauschen. Wie in einer große Familie teilte man sein Hab und Gut mit den anderen, war bestrebt, mehr über Jesus zu lernen und feierte miteinander. Die neue Gemeinde war eine gottesfürchtige, aber auch fröhliche Gemeinschaft.
Was ist jedoch unter dem "Heiligen Geist" zu verstehen?
Man bezeichnet ihn als Dreifaltigkeit, Dreieinigkeit oder Trinität, als Einheit von Gott Vater, Sohn (Jesus Christus) sowie dem Heiligen Geist. Diesen findet man in der Bibel jedoch nicht als eigenständige Person, denn der Heilige Geist ist im Alten Testament lediglich das Symbol für Gottes Handlungskraft.
Geist bedeutet im biblischen Sprachgebrauch Wind, Sturm, Luft und Atem als Zeichen des Lebens - so ist also Gottes Geist, der Heilige Geist, der Atem des Lebens, der alles schafft, trägt und erhält. Im Altem Testament wirkte dieser göttliche Geist über die Propheten, im Neuen Testament über die Jünger Jesu. So spricht Lukas in der Pfingstgeschichte von einem Brausen im Himmel wie von einem gewaltigen Wind.
Des weiteren spricht er von Feuerzungen, welche sich auf die Anwesenden setzten. Auch hier ist von einem Symbol die Rede: Feuer, hier in positivem Sinne entzündet, Funken springen über in Form von Begeisterung, es spendet Licht - erleuchtet - es setzt Energie frei. Es ist das Feuer des göttlichen Geistes, welches die Anwesenden durchströmte und erfüllte.
In der Kirchenliturgie spricht man aus diesem Grunde von der Ausgießung des Heiligen Geistes.
Da die Leute im Mittelalter dazu neigten, alles zu personifizieren, wie man es zur Zeit der Götter ja auch getan hatte, reichten die Elemente, die man sich noch vorstellen konnte, bald nicht mehr. So stellte man den Heiligen Geist als Menschen dar, was Papst Urban im 6. Jahrhundert veranlaßte, die Taube, welche schon im Alten Testament im Zusammenhang mit der Arche Noah Erwähnung fand, als Pfingstsymbol zu verwenden. In der Antike und im Judentum stand sie für Sanftmut und Liebe, eine Schlußfolgerung aus der irrigen Annahme, sie hätte keine Gallenblase und sei deshalb frei von allem Bitteren und Bösen. Ab 1775 darf der Heilige Geist nur noch als Taube dargestellt werden. Heute noch ein Friedenssymbol, werden Tauben aber auch tituliert als "Ratten der Lüfte"- als Land- und Luftplage. Über ihren Kot werden nicht nur Krankheiten übertragen, sondern dieser ist so aggressiv , daß er Gebäudeschäden verursachen kann. Einziges Mittel dagegen ist eine wirksame Taubenabwehr.
Die Legende von der Pfingstrose
Allen bekannt ist sicher die Pfingstrose (Paeonia officinalis), welche im Mai und Juni blüht. Über ihre Entstehung berichtet folgende Legende:
Viele Menschen in Israel verehrten Jesus - so auch Ruth. Als sie vom Tod Jesu erfuhr, lief sie in ihren Rosengarten und weinte. Da hörte sie ein helles Klingen, und ihr Kummer verwandelte sich in Freude. Als sie nun von den Jüngern Jesu erfuhr, daß dieser auferstanden sei, war sie überglücklich, und als sie wiederum ihren Rosengarten betrat, waren die Rosenbüsche über und über mit Blüten bedeckt - doch sie trugen keine Dornen mehr. "Gott hat das Leid in Freude verwandelt - die Rosen tragen keine Dornen mehr. Der Gekreuzigte wurde von den Toten auferweckt, und auch uns so das ewige Leben geschenkt."
Das Beiern
Die Tradition des Pfingst-Beierns ist im Rheinland bis ins 14. Jahrhundert zurückzuverfolgen. Diese Art des festlichen Läutens verlangt Kraft, Geschick und Gefühl. Es ist das rhythmische Anschlagen der ruhig hängenden Glocken, was mit Hilfe des Klöppels, an welchem ein Seil befestigt ist, erfolgt.
Pfingstochse, Prozession und Flurumritte
Noch bis ins 19. Jahrhundert führte man einen mit Blumen und Bändern geschmückten Pfingstochsen durch das Dorf, welcher die ländliche Gemeinde auch auf einer Prozession durch das Dorf und über die Feldwege begleitete. Man bat um den Wettersegen - um gutes Wetter für die nächste Ernte. Aber auch Flurumritte fanden statt. Am nächsten Tag wurde das Tier dann geschlachtet. Vor allem in ländlichen Gegenden sind diese alten Bräuche noch erhalten geblieben. Beliebt sind auch Gottesdienste im Freien, aber auch, anlehnend an die alte Tradition der Prozessionen, Pfingstausflüge ins Grüne.
Die Pfingstpredigt des Petrus, Apostelgeschichte des Lukas, 2. Kapitel
http://www.pfingstseiten.de/brauchtum/pfingstpredigt/home.html
Die erste Gemeinde, Apostelgeschichte, 2. Kapitel
http://www.pfingstseiten.de/brauchtum/die-erste-gemeinde/home.html
Autor:Hans-Martin Scheibner aus Xanten |
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