Kreativ-Pakete toGO
Lockdown in der Kunstschule Xanten
Die Frisöre leiden, die Unternehmer mit ihren kleinen und großen Geschäften können nicht öffnen und leiden unter dem Lockdown. Bei manchen geht es an die wirtschaftliche Substanz. Alle werden kreativ und bieten ihre Waren im Schaufenster oder im Internet an und schnüren dann Pakete und füllen Tüten, um ihre Waren an der Tür über einen Tisch zu reichen. Was macht in einer solchen Situation eigentlich eine Kunstschule?
Seit drei Monaten nun kann Doris Cappell ihre Schüler*innen in der Kunstschule auf der Orkstraße nicht mehr empfangen. Kein fröhliches Hallo beim Hereinkommen, kein kreatives Brummen und Summen, wenn die Kinder und Jugendlichen über ihren Werken sitzen und sich gegenseitig austauschen, kein Lachen über gemeinsame Lustigkeiten. - Und ein Ende dieser Zeit ist nicht abzusehen. Hinter dem Verlust an Fröhlichkeit und Kreativität steht aber auch für die Kunstschule die ernste Sorge um die reine wirtschaftliche Existenz: auch für die Kunstschule laufen Miet- und Nebenkosten weiter, auch Doris Cappell muss ihren Lebensunterhalt bestreiten.
Der Lockdown im Frühjahr 20 dauerte für die Kunstschule sechs Wochen. Da konnte Doris Cappell die ausgefallenen Kurse mit viel zeitlichem Engagement in den Sommer- und Herbstferien 2020 nachholen. Aber diese neuerliche „Zwangsauszeit“ von vielleicht vier oder fünf oder gar sechs Monaten - die wird sie nie mit irgendwelchen Ersatzzeiten ausgleichen können.
Kreative Lösungen
Aber wer, wenn nicht die kreative Leiterin einer Kunstschule, könnte da auf pfiffige Lösungen für das Problem kommen? Das Zauberwort heißt „KREATIV-PAKETE toGO“. Wenn die Kinder und Jugendlichen nicht zur Kunstschule kommen können, kommt die Kunstschule halt zu den Schüler*innen - in Form von liebevoll zusammengestellten Taschen, gefüllt mit hochwertigen Künstlermaterialien: drei solcher „Pakete“ hat Doris Cappell jetzt geschnürt: „Aquarell-Lust“, „Black Edition“ und „Schreib-Lust“. Hochwertige Farben und Stifte, Federn und Pinsel, ausgesucht gute Papiere (zu verschiedenen Vorhaben schon zurecht geschnitten) oder Skizzenbücher in verschiedenen Formaten.
Diese Pakete stellt sie nun auf ihrer Homepage ( kunstschule-xanten.de )den Schüler*innen vor, die suchen sich aus, worauf sie zur Zeit Lust hätten und dann muss nur noch ein Übergabe-Termin vereinbart werden: wie all die anderen Gewerbe auch, mit einem Tisch in der Ladentür, mit Abstand und ohne in die Kunstschul-Räume einzutreten.
Rundum-Service
Aber es werden auf der Homepage nicht nur die verschiedenen Pakete vorgestellt. Doris Cappell bietet in Bild und Wort Anleitungen, wie mit dem Material gearbeitet werden kann, sie bietet Anregungen und Vorbilder, anhand derer die jungen Künstler*innen erste Versuche mit dem Material machen können. Dabei kann sie an den Erfahrungen und Kenntnissen anknüpfen, die die Kinder in den vergangenen Kurszeiten der Kunstschule bereits erworben haben. - Und obendrauf gibt es auch noch sozusagen eine Online-Beratung: bei Fragen und Unsicherheiten steht Doris Cappell über whatsapp oder e-mail gerne zur Verfügung.
Offene Türen einrennen
Und die Aktion der „Kreativ-Pakete toGO“ rennt offene Türen ein: Donnerstag vergangener Woche startete Doris Cappell mit der Aktion, Freitag waren über 20 Pakete abgeholt und samstags bereits bekam sie zahlreiche Fotos ihrer Schüler*innen zugeschickt mit Werken, die - in der Tat - „von Heut auf Morgen“ entstanden sind. Es ist offensichtlich: die Kinder und Jugendlichen sind „ausgehungert“ nach solchen Entfaltungsmöglichkeiten, sie lechzen nach spielerisch-kreativen Freiräumen in diesen bedrückten Zeiten.
Autor:Joachim Wahl aus Xanten |
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