Dem "Volk aufs Maul geschaut"
Die Bibelübersetzung von Martin Luther bietet nicht nur Forschern ein Vergnügen

Hans-Wilhelm Barking, die stellvertretende Leiterin des Xantener Stiftsmuseums, Elisabeth Maas und Angelika Krull betrachten die Holzschnitte in der Luther-Bibel. Foto: CP
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  • Hans-Wilhelm Barking, die stellvertretende Leiterin des Xantener Stiftsmuseums, Elisabeth Maas und Angelika Krull betrachten die Holzschnitte in der Luther-Bibel. Foto: CP
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"Viele derartiger Lutherbibel gibt es nicht mehr", weiß die stellvertretende Leiterin des Xantener StiftsMuseums, Elisabeth Maas. Bei dem Exemplar, das sie von Angelika Krull als Schenkung überreicht bekam, handelt es sich um eine Vollbibel, die das Alte und das Neue Testament umfasst. Die Bibel wurde im Jahr 1765 in Nürnberg gedruckt.

Von Christoph Pries

Über die "wunderbaren Ergänzung" des Buchbestandes der Stiftsbibliothek freut sich Elisabeth Maas sehr. Gedruckt wurde die Bibel im Nürnberger Druckhaus Endter. Das Werk enthält den deutschen Bibeltext Martin Luthers von 1534, dem Jahr, in dem er die Übersetzungen aller Teile des Alten und Neuen Textmentes fertig gestellt hatte.
Vieles an der Geschichte der Bibel bleibt dabei im Dunkel.
Gebrauchsspuren deuten aber darauf hin, dass das Exemplar im Gottesdienst benutzt worden ist. Wie das Buch dann in den Besitz der Familie gelangt ist, bleibt ein Rätsel, das auch Angelika Krull nicht lösen konnte. Fest steht, dass ihre Großmutter Antonia Stockhorst die Bibel im Jahr 1978 zur Goldhochzeit an Tochter und Schwiegersohn, die Eheleute Paul-Werner und Helma Zenner, weitergab. Vorher wurde das kostbare Exemplar von einem Bocholter Fachbetrieb restauriert.

Ablageplatz für Post

Auf 1181 Seiten hat Luther aber nicht nur die Bibel auf Deutsch übersetzt. Hier finden sich auch Illustrationen der sächsischen Kurfürsten, die in einem aufwändigen Kupferstich-Verfahren gedruckt wurden und überraschend gut erhalten sind.
Seit den 1970er Jahren lag das wuchtige Exemplar im Bücherregal der Familie Zenner. Seine Hauptaufgabe war die Sortierung der Post, wie Angelika Krull lachend einräumt. "Wichtige Briefe kamen unter die Bibel, weniger wichtige Schreiben landeten auf ihr."

Bildhafte Sprache

Es ist wohl davon auszugehen, dass nun Wissenschaftler und Forscher einen neugierigen Blick in die Seiten werfen werden. Schließlich galt Reformator Martin Luther als jemand, der "dem Volk aufs Maul schaut".
Den Erfolg derartiger Bibeln führt Elisabeth Maas auch auf die "gut überlegte und recherchierte Übersetzung einzelner Passagen" des lateinischen Ursprungstextes zurück.
Nach dem Tod seiner Frau stellte sich für Paul-Werner Zenner die Frage, was mit dem beeindruckenden Werk passiert. Er wandte sich an seinen alten Freund Hans-Wilhelm Barking und der wusste Rat. Das Buch findet in der Stiftsbibliothek mit seinen über 13.000 Titeln seinen würdigen Platz. Hier kann es dann von allen Interessierten eingesehen werden. Allein wegen Luthers eigenwilliger und bildhafter Sprache ein besonderes Erlebnis.

Hans-Wilhelm Barking, die stellvertretende Leiterin des Xantener Stiftsmuseums, Elisabeth Maas und Angelika Krull betrachten die Holzschnitte in der Luther-Bibel. Foto: CP
Auf entsprechende Holzvorrichtungen können die wertvollen Bücher der Xantener Stiftsbibliothek aufgeschlagen werden. | Foto: CP
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Lokalkompass Xanten aus Xanten

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