Der Niederrheiner... Ein kleines Volk zwischen D und NL
Der Winter steht vor der Tür, die besinnliche Zeit hat begonnen.
Ein kleiner Vergleich von Josef F. aus X. zum Thema "Essen aus / in der Region", früher und heute.
Auf dem Speiseplan stand, nach alter Tradition, Hoffmus und Rosenkohl. (Wobei Hoffmus dem zugezogenen Mitbürger eher als Grünkohl bekannt sein wird.) Alternativ dazu gab es noch Sauerkraut mit Mettwürstchen, Bohnen- oder Möhren untereinander. Das ganze dann in einem großen Topf zubereitet, so dass es mindestens für zwei Tage reichte. Zur Abwechselung gab es Kartoffeln mit den Möhren oder Erbsen als Beilage, die unsere Oma im Sommer eingekocht hatte.
All das war die Zeit, in der Benzin noch bleihaltig war und der Liter Super 75 Pfennig kostete. Es gehörte zum Luxus, ein Telefon zu besitzen oder sogar einen Farbfernseher! Es lag genügend Schnee, um mit dem Schlitten die Hügel hinunter zu rutschen und Schneemänner zu bauen.
Und dann, immer wenn es am schönsten war, der kurze Ruf aus Mutters Küche:
Essään!
Eigentlich war das ein überflüssiger Ruf. Schließlich roch es seit geraumer Zeit aus der Küche und wir wussten, was auf den Tisch kam. Außerdem konnte man in der Winterzeit nicht gerade von Lieblingsessen sprechen. Trotzdem unterbrachen wir die wichtigen Dinge des Lebens ohne murren, ganz selbstverständlich.
Wenn es abends dunkel wurde und wir durchgefroren unsere Gummistiefel auf "de Deel" (Abstellraum) stellten, konnten wir noch etwas Fernsehen. Erst wenn Papa von der Arbeit kam, war Schluss mit Flipper, Bonanza, Kleine Strolche oder Wicki und die starken Männer. Dann roch es nach Tee mit Rum und der erneute kurze Ruf aus Mutters Küche:
Essään!
Warmer Schokoladenpudding, Reis mit Zimt oder Omas Marmelade (selbst gemacht) auf Graubrot sollten unseren Magen füllen, bevor es gegen 9 (21 Uhr) ins Bett ging.
All das war der winterliche Niederrhein!
Und heute?
Die Kinder kommen aus der Schule. Essen ist fertig, wenn die Eieruhr der Mikrowelle abgelaufen ist oder wenn auf der Tiefkühlpizza nach 15 Minuten im Backofen (mittlerer Schiene) der Käse verlaufen ist.
Kartoffeln (das sind die Dinger aus der Erde aus denen man Pommes macht) stehen in der ursprünglichen Form immer seltener auf dem Speiseplan. Spaghetti Bolognese, Reis süß-sauer und der andere "ausländische Kroam" bestimmen mehr und mehr unsere Nahrungsaufnahme. Alles Portionsweise in Tüten oder Dosen verpackt, erhitzen, 10 Minuten warten, essen!
Was ist mit der heimischen Atmosphäre, wenn die ganze Familie zusammen am Tisch sitzt und isst? Pustekuchen! Jeder für sich, so wie es die Zeit grade zulässt. Dazu läuft im Hintergrund der Fernseher, wo den ganzen Tag ein Richter die schweren Jungs verurteilt oder wo der Actionheld zum hundertsten Mal die Welt rettet.
Für den Fall, dass das mit dem Essen dann doch nicht schnell genug geht oder man einfach keine Lust auf Aufwärmen hat, gibt es ja noch die Fast-Food-Ketten. Dort fährt der gestresste Niederrheiner mit dem Auto vor, bestellt kurz ein Brötchen mit Frikadelle, garniert mit Salat, Gurken, Zwiebeln und etwas Sauce (der Volksmund sagt auch “Big Mac“ dazu) und gleich nachdem er sein Menü bezahlt hat, bekommt der hungrige Einheimische sein Essen hübsch verpackt in einer Tüte überreicht.
Aber was lernen wir nun aus diesen veränderten Essgewohnheiten hier in der Region?
Döner macht schöner?!
NEIN!
Der Niederrheiner an sich ist ein friedlicher Zeitgenosse. Anpassungsfähig und tolerant gegenüber seinen Mitmenschen. Wenn er eines nicht haben kann, dann ist es ein knurrender Magen. Also freut Mann (und auch Frau) sich stets über den Ruf:
Essään! Egal wie.
Man sieht sich, Euer Jupp.
Autor:Viktor Willemsen aus Xanten |
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