Auf den Spuren des „Heiligen Norbert von Xanten“ - ein recht langer, aber hfft :) interessanter Beitrag

Wer damit beginnt „Recherchen“ zu bestimmten Begriffen oder Themen zu betreiben, „landet“ heutzutage automatisch bei „Wikipedia & Co“.

Wenn es sich bei den gewünschten Nachforschungen um die Vertiefung von Kenntnissen zu den katholischen Heiligen handelt, bietet sich u. a. das „Ökumenische Heiligenlexikon“, das natürlich auch „online“ zu lesen ist, an.

Noch direkter ist der Weg zu den sprichwörtlichen „Quellen“ jedoch dann, wenn man sich gleich zum StiftsMuseum in Xanten begibt, denn dort sind wichtige Informationen zu vielen Heiligen abrufbar, besonders zum heiligen Viktor und zum heiligen Norbert, zwei längst verstorbene heiliggesprochene Männer, die die kleine Römerstadt weit über ihre Stadtgrenzen hinweg bekannt gemacht haben.

Währenddessen die Materialien zu dem hl. Viktor hauptsächlich schriftlicher Art sind, verfügt das Museum in seinem reichen Fundus aber über Gemälde und Graphiken zum heiligen Norbert. So beherbergt es die bekannte sog. „Antwerpener Vita“ von 1622, eine Lebensgeschichte des heiligen Norbert.
Menschen, die sich so wirklich für den heiligen Norbert interessieren, können sich auch im Pfarramt einen Schlüssel zu der Dionysius-Kapelle holen und einen Blick in die Norbert-Betzelle unter dem Torbogen zum Dom werfen.

Gerade im Juni diesen Jahres ist das Interesse am heiligen Norbert sehr groß, da seine „Bekehrung“ gefeiert wird. Diese erlebte er vor 900 Jahren auf seinem Weg von Xanten nach Vreden, als – so die Geschichte – unmittelbar vor seinem Pferd ein Blitz einschlug und er vom sich aufbäumenden Pferd zu Boden fiel, ganz wie der heilige Paulus in Damaskus. Als Norbert wieder zu sich kam, kehrte er sofort nach Xanten zurück. Diese „Bekehrung“ ist auch der Grund dafür, dass am Freitag, dem 5. Juni, ein Pontifikalamt in der Prämonstratenser Abtei Hamborn stattfand, zu dem auch etliche Gläubige der Propsteigemeinde Xanten fuhren. Dass der 6. Juni der Todestag des „Heiligen Norbert“ ist und dieser Tag auch als Namenstag bei katholischen Christen als persönlicher Feiertag gilt, ist hier im Xantener Bereich, in dem noch viele Männer diesen Vornamen tragen, gewiss hinlänglich bekannt. So wurde am Sonntag, dem 7. Juni auch ein Pontifikalamt zu Ehren des heiligen Norbert im Xantener Dom gefeiert, das von dem Generalabt der Prämonstratenser Dr. Thomas Handgrätinger (Österreich) zelebriert wurde.

Doch wer war nun dieser Xantener Kanoniker, dessen Name die Stadt Xanten so sehr prägt, dass Besucher des Stiftsmuseums sogar vermuten, dass ihm der Dom, der allerdings nur zwei Norbert-Fenster enthält, geweiht worden ist?

Geboren wurde Norbert um 1080 entweder im holländischen Gennep oder hier in Xanten, und zwar im Adelsgeschlecht der Herren von Gennep. Im Alter von 12 Jahren brachten seine Eltern ihn im Xantener „Viktorstift“ unter, wo er die vorzügliche Bildung erhielt, die einem zukünftigen kirchlichen Würdenträger angedeihen sollte. Mit 18 Jahren wurde er zum Subdiakon, d. h. zu einem Helfer im Dienst am Menschen und in der Liturgie, geweiht. Im gleichen Jahr wurde er als „Kanoniker“, d.h. ein Angehöriger, der nach bestimmten Regeln – gemäß einem Kanon - in einer religiösen Gemeinschaft lebt, in das Xantener Stift aufgenommen.
In dieser klerikalen Gemeinschaft lebten die geistlichen Herren nach der „Aachener Regel“, die auf der „Aachener Reichssynode“ im Jahre 816 unter „Ludwig dem Frommen“ in Aachen verabschiedet wurde.

Dieses Regelwesen empfand der Kanoniker Norbert nach seiner „Bekehrung“ aber als zu wenig religiös. Privates Eigentum, vornehme Kleidung, fleischhaltige Gerichte und ähnliche Luxusgüter passten nicht zu dem Bild, das Norbert von einem ehrwürdigen Christusnachfolger hatte. Der heilige Augustinus, der u.a. Armut, brüderliche Liebe und Gehorsam als christliche Tugenden gelehrt hatte, wurde ihm mehr und mehr zum Vorbild, besonders von dem Moment an, in dem er diese Regeln in „Kanonikergemeinschaften“ in anderen Teilen Deutschlands vorgelebt sah.

Dass die „Kanonikergemeinschaft“ auch viel Gutes auf den Weg gebracht hat, versteht sich ohnehin von selbst. Wie sonst hätte der prachtvolle Dom im Mittelalter nach mehrmaliger Zerstörung wieder aufgebaut werden können!

Nach seiner Rückkehr nach Xanten versuchte er seine „Mitkanonisten“ eines Besseren, sprich eines mehr am Vorbild Jesu orientierten Leben zu belehren, was ihm allerdings nicht gelang, ihm eher Unverständnis und Ablehnung einbrachte. Kurz entschlossen verließ er der Häme wegen wieder das Xantener Stift und zog danach als Wanderprediger durch Deutschland und Frankreich.

Im Jahre 1120 errichtete Norbert mit einigen seiner Schüler ein Kloster in dem einsamen Tal von Prémontré bei Laon (Nordfrankreich). In Gemeinschaft mit dem Bischof von Laon begann die Glaubensgemeinschaft nach den Regeln des heiligen Augustinus zu leben, womit ein gutes Fundament zur Gründung des „Prämonstratenserordens“ geschaffen war.

Dem Vorbild dieser französischen Ordensgemeinschaft folgend, entstanden weitere Orden im gesamten Frankreich, besonders an den Orten, die der ursprünglich aus Xanten stammende Kanoniker Norbert zu zentralen Punkten seiner Glaubensverkündigung machte.

Im Jahre 1122 gründete Norbert seinen ersten Orden in Deutschland, und zwar in Cappenberg bei Dortmund. Noch im gleichen Jahr wurde er zum Erzbischof von Magdeburg ernannt.

In Magdeburg verstarb er im Jahre 1134 und wurde in der Liebfrauenkirche beigesetzt.

Im Dreißigjährigen Krieg wurden seine Gebeine in die Prämonstratenserabtei Strahow bei Prag überführt.

Erst im Jahre 1582 wurde Norbert von Xanten heiliggesprochen.

Autor:

Hildegard van Hueuet aus Xanten

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