Sommerakademie im LVR Archäologischen Park Xanten
30 Studierende aus neun Ländern absolvieren Archäologie Praktikum in Xanten
Freie Unterkunft und Taschengeld
Julie Brüls kommt aus Bütgenbach im deutschsprachigen Teil Belgiens und Janik Nussdorfer aus der Gegend um Zürich, aber sie haben einiges gemeinsam: Beide sind Studenten, die gerade das zweite Semester abgeschlossen haben, sie in Kunstgeschichte und Archäologie und er in der Klassischen Archäologie und beide absolvieren mit weiteren 28 Studentinnen und Studenten ihr Praktikum im LVR Archäologischen Park Xanten (APX) im Rahmen der Internationalen Archäologischen Sommerakademie.
Seit 1989 stellt der APX jährlich diese Möglichkeit in einer Kooperation mit vielen europäischen Universitäten den Studierenden zur Verfügung.
Von 7.00 bis 15.30 Uhr arbeiten die Teilnehmer an der Ausgrabungsstätte, die seit neun Jahren ausschließlich während der Sommerakademie bearbeitet wird und die Fundamente von Wohnhäusern und Werkstätten aufweist.
Insgesamt acht Wochen dauert diese Akademie, die in zwei Gruppen zu je vier Wochen aufgeteilt wird. Jeweils 15 Studierende sammeln ihre Erfahrungen innerhalb dieser beiden Zeiträume. Dabei besteht die Tätigkeit nicht nur aus Feinarbeit, wie dem Zusammensetzen von Tonfragmenten oder dem Bestimmen einzelner Knochen. Vielmehr ist die Arbeit auch zeitweise sehr schwer, wenn es darum geht, in die festen Böden, de stellenweise die Härte von Beton aufweisen, vorzudringen. „ Da muss auch schon mal die Spitzhacke ran“, erklärt Ingo Martell, Pressesprecher des APX. Im Gegensatz zu vielen anderen Praktika leisten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer hier keine Hilfsarbeiten, sondern erlernen alles, was sie für die Archäologie benötigen, von der Grabung bis hin zur Dokumentation.
Grabungsleiter und Doktorand Ruben Wehrheim, es ist die erste Sommerakademie, die er leitet, unterstützt die Studierenden und steht ihnen mit Rat und Tat zur Seite. Für ihn ist das eine neue Erfahrung. „Es ist etwas anderes, ob man ein Team von erfahrenen Mitarbeitern leitet oder eben Menschen ausbildet, die in der Praxis noch so gut wie nichts damit zu tun hatten“, resümiert er und sieht dies als Herausforderung, die ihm in seiner weiteren Laufbahn durchaus nützlich sein wird. „Außerdem mache es Spaß, den jungen Leuten etwas beizubringen“.
Ein willkommener Nebeneffekt des Ganzen sind die Begegnungen der jungen Leute untereinander. „Hier entstehen Freundschaften, teilweise auch Beziehungen“, weiß Martell zu berichten, „die manchmal ein Leben lang halten“. So soll auch schon mindestens eine Beziehung zustande gekommen sein, aus der Nachwuchs hervorgegangen ist.
Während ihres Aufenthaltes bei der Sommerakademie erhalten die Praktikanten freie Unterkunft sowie ein Taschengeld, was bei anderen Praktika ebenfalls nicht die Regel ist.
In ihrer Freizeit erkunden sie die Umgebung. So stand beispielsweise ein Ausflug nach Köln, das bekannterweise ebenfalls eine bedeutende Römische Geschichte aufweist, auf der Tagesordnung.
Von Xanten sind sie begeistert, finden sie doch an jeder Ecke Hinweise auf die Römische Vergangenheit des Ortes, wo sogar der Dom teilweise mit Steinen aus der Colonia Ulpia Trajana gebaut wurde, die man bei genauerem Hinsehen anhand der enthaltenen Inschriften leicht identifizieren kann.
Die Kosten für die Sommerakademie trägt in diesem Jahr die Stiftung Regionale Kulturförderung des LVR.
Am Samstag, dem 3. August bietet sich interessierten Besuchern im Rahmen der Aktion „Grabung Live“ von 11 bis 17 Uhr die Gelegenheit, die Arbeit der Studentinnen und Studenten aus nächster Nähe zu beobachten und ihnen Fragen zu stellen. Dazu kann man das eine oder andere Fundstück auch schon mal selbst begutachten.
3 Fragen an Julie und Janik:
Julie, wie bist du auf die Archäologie gekommen?
Ich bin seit meiner Kindheit davon fasziniert. Man findet so vieles, was sozusagen die eigene Geschichte darstellt und Geschichten erzählt. Das geht von der Tonscherbe über den rostigen Nagel bis hin zum Knochen.
Janik, was fasziniert dich an der Archologie?
Auch bei mir ist es Leidenschaft. Ob Keramikfragmente oder auch nur rostige Nägel, wir sind nach 2000 Jahren die ersten, die diese Sachen wieder zu Gesicht bekommen. Das ist schon eine Wahninnsvorstellung. Man erkennt aus den Funden sogar oft den Modegeschmack dieser Zeit.
Was sagt ihr zu den Möglichkeiten in Xanten?
Julie: Bei anderen Praktika in diesem Bereich muss man oft noch Geld zahlen. Hier bekommen wir ein Taschengeld und freie Unterkunft.
Janik: Es ist interessant, dass wir hier alles von der Pike auf lernen, von den Grabungsarbeiten bis zur Dokumentation und alles tun, was auch ein Grabungsleiter zu tun hat.
Randolf Vastmans
Autor:Randolf Vastmans aus Xanten |
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