Die blaue Nummer
Weihnachten steht vor der Tür. Aber nicht immer läuft das Fest der Liebe harmonisch ab. Bei Streit und Stress am Heiligabend, greifen nicht wenige zur Flasche. Wie gut, dass es Menschen gibt, die man auch an solchen Tagen anrufen kann.
Christian Schmithuysen
Udo Bispeling ist einer von ihnen. Seit über 20 Jahren gehört der Klever der Guttempler-Gemeinschaft „Geborgenheit“ an. Jeden Donnerstag um 19.30 Uhr trifft sich die Gruppe im Evangelischen Gemeindehaus Weeze. Dort geht es dann um „Gute Vorsätze“, „Umgang mit der Erkrankung“ oder ganz alltägliche Themen wie Karneval oder den „Durchblick mit neuen Linsen“. Udo Bispeling ist seit 20 Jahren dabei und hat am eigenen Leib erfahren, wie man dem Alkohol verfallen kann. „Zum Glück hat mir meine Frau damals die Augen geöffnet, obwohl es einen selber ja längst bewusst war“, erinnert sich der 63-Jährige. „Aber mit einer Therapie alleine ist es nicht getan. Das Bewusstsein braucht länger, um wieder gefestigt zu sein. Bei Menschen, die eine Selbsthilfegruppe besuchen, ist die Rückfallquote wesentlich geringer.“
Die Gemeinschaft der Guttempler ist die älteste Suchtselbsthilfegruppe im Kreis Kleve. 1975 in Uedem gegründet waren zu Spitzenzeiten bis zu 50 Personen dabei. Heute sind es noch 16 Mitglieder. Dabei geht es bei den Guttemplern keineswegs nur um Alkoholprobleme. „Sucht ist Sucht“, weiß auch Beate Essing, Schatzmeisterin der Gemeinschaft. „Egal ob Heroin, Tabletten oder Spielsucht.“ An Weihnachten lande aber viel zu oft Alkohol unterm Gabentisch. „Auch wenn die Flaschen noch so schön verpackt daher kommen: Es sind häufig schädliche Geschenke ohne Sinn“, ärgert sich Udo Bispeling, dass die Sucht oft unbedacht noch gefördert wird.
Wichtig, dass man zuhört
Und was kann man machen, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist? „Wenn der Alkoholkonsum Probleme macht, dann gibt es die blaue Nummer“, sagt der Familienvater. „Am Nottelefon– Sucht der Guttempler in NRW sind unter der Nummer 01803/ 240700 ehrenamtlich tätige Menschen rund um die Uhr, auch an Sonn- und Feiertagen, zu erreichen.“ Er selber hat zwar erst vom 28. auf den 29. Dezember wieder „Dienst“. Der Pensionär kennt aber die Problematik: „Wichtig ist, dass man zuhört und den Anrufer ernst nimmt. Wir schwatzen nichts auf, sondern versuchen den Menschen Wege aufzuzeigen, wo sie sich Hilfe holen können.“
Neben Beratungsstellen oder Kliniken seien dabei auch die Guttempler eine von vielen Möglichkeiten. Für die Mitglieder der „Geborgenheit“ aus Weeze dreht sich dabei längst nicht alles nur um Sucht. „Ich bin seit 22 Jahren dabei und habe wenig Lust dauernd über Alkohol zu philosophieren“, sagt Beate Essing. Deshalb trifft sich die Gruppe auch zum Sommerfest, Weihnachtsessen oder ist beim Gemeindefest vertreten. Nähere Infos gibt es unter geborgenheit@guttempler-nrw.de
Autor:Christian Schmithuysen aus Goch |
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