#WaitingForEd – Protest an Flughäfen für Edward Snowden und Bürgerrechte
Die Rheinische Post Weeze berichtete darüber ebenso wie die Deutsche Welle.
Warum ich gerne Edward Snowden in Weeze abgeholt hätte, beschreibt der Blog eines Neusser Menschen ziemlich gut. Ich zitiere ihn hier mal:
"#WaitingForEd war das Stichwort… pardon, der Hashtag des Tages. Dank #WaitingForEd fanden sich in den sozialen Netzwerken Hunderte Menschen zusammen, um der ganzen Welt ihre Solidarität mit Edward Snowden zu bekunden. Genauer gesagt: 938 Teilnehmer, verteilt auf 100 Flughäfen weltweit. Und gestern war ich einer von ihnen.
Die facebook-Seite „Edward Snowden“ hatte zum weltweiten Protest aufgerufen. Der Protest sollte ankommende Passagiere anregen, sich Gedanken zur Spionageaffäre zu machen. Er sollte ein Zeichen für Bürgerrechte setzen und deutlich machen, dass viele Menschen ein dauerhaftes Asyl für den Whistleblower Snowden fordern. Sie sehen ihn als Helden und Kämpfer gegen einen amerikanischen Überwachungsstaat.
Der Ablauf der Aktion ist schnell erklärt. Man kleide sich seriös, verdecke sein Gesicht jedoch nicht mit einer Maske à la Anonymus. Maximal eine Sonnenbrille ist erlaubt. Dann noch ein Schild mit Snowdens Namen und am 3. Januar 2014 zum nächstgelegenem Flughafen fahren. Dort stellt man sich einzeln oder zu zweit auf und wartet in der Ankunftshalle auf eben jenen Mann. Wenn das dann Hunderte Menschen auf der ganzen Welt so durchführen, entsteht ein flashmob. Oder auch Kunst. Je nachdem wie man es betrachtet. Dass Edward Snowden natürlich im (vorerst) sicheren Russland bleibt, ist jedem Teilnehmer klar.
Das war auch mir klar und trotzdem ließ ich mich von meinem Freund Jens aus Düsseldorf überreden bei der Aktion mitzumachen. Na gut. Anzug an, Brille auf und ab zum Düsseldorfer Flughafen. Zuerst noch skeptisch, wie ich es anfangs bei jeder Art Demo bin, versteckte ich mich hinter meiner tiefschwarzen Sonnenbrille und rief mir die Tipps und Anweisungen der facebook-Initiatoren immer wieder ins Gedächtnis: „Take it like an actor!“ Das funktionierte. Wie die „Men in Black“ verzog ich keine Mine. Doch schon bald löste sich meine Anspannung. Die ersten Wartenden am Terminal lasen mein Schild und lächelten verschmitzt. Dann kamen Passagiere aus Antalya und Istanbul. Auch sie lasen, lächelten und murmelten leise Snowdens Namen, als sie an mir vorbei gingen. Die verhaltenen, aber positiven Reaktionen häuften sich. Die ersten Fotos wurden geschossen. Und einige Wenige trauten sich zu fragen, ob Edward Snowden wirklich hier in Düsseldorf ankäme. Jens stand etwas abseits meines Blickfeldes. Er schilderte mir nachher ab ähnliche Erlebnisse.
Nach einer Stunde wechselten wir unseren Standort an ein anderes Terminal mit weiteren ankommenden Flügen. London, Rom, Berlin, Athen und vor allem Moskau stand auf den Anzeigetafeln zu lesen. Nun das gleiche Spiel, wie an der vorherigen Stelle. Doch plötzlich tauchten noch mehr Menschen auf, die ein Schild hochhielten und auf Edward Snowden warteten. Das bedeutete noch mehr lächeln, noch mehr Fotos, noch mehr Fragen. Aber auch kurze Unterhaltungen.
„Kommt er wirklich?“ – „Ich weiß es nicht, ich hoffe.“
„Das ist eine sehr gute Aktion, die Sie da machen!“
„Wenn Snowden wirklich nach Deutschland kommt, müssen wir ihn doch eh ausliefern…“ – „Ach, wir liefern Menschen an Länder aus, die uns wie ihre Feinde ausspähen?“
Bevor wir unseren stillen Protest irgendwann einstellten, machten wir von uns selbst noch ein paar Fotos, um sie (wie vom Veranstalter gewünscht) auf der facebook-Seite zu posten. Schon in der S-Bahn schauten wir nach, aus welchen Ländern Teilnehmer auch ein Foto von sich ins Netz gestellt hatten. (Eine kleine Galerie stelle ich ans Ende dieses Beitrags) Neben vielen deutschen Flughäfen, hatten sich auch Menschen aus Warschau, Helsinki, Port-of-Spain (Trinidad), Brüssel, Zagreb, Kopenhagen und Budapest auf facebook verewigt. Und noch während ich das hier schreibe, erscheinen weitere Bilder aus Mexiko, Kanada und den USA im Internet. Auch finden sich die ersten Presse-Stimmen im Netz. Einen Artikel in der Rheinischen Post über den Protest am Flughafen Weeze und einen kurzen Video-Beitrag der Deutschen Welle vom Flughafen Berlin Tegel sind nur zwei Beispiele. (Einfach auf das jeweilige Medium klicken und ihr gelangt zum jeweiligen Beitrag)
Bei so vielen Worten über Edward Snowden würde ich ihn zum Ende meines Blogposts jedoch selbst gerne zu Wort kommen lassen mit seinem (wie ich finde) wichtigstem Zitat aus dem HongKong-Interview vom 6. Juni 2013. Vielleicht wird dann noch etwas klarer, warum sich gestern auf der ganzen Welt Menschen an Flughäfen aufgestellt und gewartet haben.
“Ich möchte nicht in einer Welt leben, in der alles, was ich sage, alles, was ich tue, jedes Gespräch, jeder Ausdruck von Kreativität, Liebe oder Freundschaft aufgezeichnet wird. Das ist nichts, was ich bereit bin zu unterstützen. Das ist nichts, das ich bereit bin mit aufzubauen. Das ist nichts, unter dem ich zu leben bereit bin. Ich denke, jeder, der eine solche Welt ablehnt, hat die Verpflichtung, im Rahmen seiner Möglichkeiten zu handeln.”
Drei Stunden haben wir in der Ankunftshalle des Düsseldorfer Flughafen auf Edward Snowden gewartet. Er kam nicht. Aber wir werden wiederkommen. Das ist das Mindeste, was wir tun können.
Für Interessierte kann ich hier noch die Internetseite des Guardian empfehlen. Unter „NSA-Files“ sind hier spannende Wortmeldungen und sehr gut aufgearbeitete Fakten zum ganzen NSA-Skandal anschaulich aufgeführt."
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