Hernerin schreinert ein Hotel
Frühstück ans Bett darf man hier zwar nicht erwarten. Die Gäste werden sich aber dennoch bestimmt schnell heimisch fühlen. Denn mit Liebe zum Detail und handwerklichem Geschick hat Lisa Stahl Insekten- und Wildbienenhotels gezimmert. Und das ist nicht das einzige, was die junge Frau zu etwas Besonderem macht.
„Mein Vater hat das hobbymäßig gemacht“, erinnert sich Lisa Stahl. Offensichtlich hat er damit Eindruck auf seine Tochter gemacht. Denn diese entschloss sich, eine Lehre zur Schreinerin zu machen. „Ich hatte eigentlich keine großen Hoffnungen“, gibt sie zu. Doch ihre Bewerbung war erfolgreich und nun ist sie Auszubildende in der Schreinerei der Zentralen Werkstatt des Gebäudemanagements Herne.
Die erste Dame in der Werkstatt
Damit schaffte sie etwas Einmaliges. Denn bis jetzt ist sie die erste Frau, die es geschafft hat, dort zu landen. „Wir hatten schon einige Bewerbungen in der Vergangenheit. Aber sie ist die erste, die die Stelle bekommen hat“, verdeutlicht Werkstattleiter Ferdinand Küper. Er hat auch gleich ein Lob parat. „Sie macht sich gut“, lässt er wissen. Und auch Lisa Stahl ist zufrieden. „Die Kollegen sind alle sehr nett zu mir“, gibt sie zu Protokoll.
Durchsetzungsvermögen hat die 23-Jährige offensichtlich. Denn Lisa Stahl hat ihr Fachabi gemacht und ganz nebenbei kümmert sie sich um ihre zwei Kinder. Wenn sie nicht zu Hause ist, ist natürlich auch alles bestens geregelt. „Der Große ist im Kindergarten, um die Kleine kümmert sich eine Tagesmutter“, erklärt sie.
Doch zurück in die Schreinerwerkstatt. Denn zur Ausbildung gehört eine Projektarbeit. „Die Azubis sollen die Möglichkeit haben, ein Projekt von der Planung bis zur Ausführung komplett durchzuspielen“, erklärt Küper. Da die Hauptaufgabe ansonsten im Wesentlichen in Reparaturen in städtischen Einrichtungen besteht, können die Nachwuchskräfte so ihre Kreativität beweisen.
Nachdem die jungen Handwerker des letzten Jahrgangs das Vorbild der mittelalterlichen Motte in Vogelhäuser verwandelten. bleibt man auch in diesem Jahr naturverbunden. Denn Lisa Stahl beschäftigte sich mit Insekten- und Wildbienenhotels.
Dafür recherchierte sie im Internet, was für Insekten so in unserer Gegend kreuchen und fleuchen und welche Vorlieben sie für ihre Behausungen haben. Sie fertigte Skizzen, wählte das Material aus und schritt zur Montage.
Alles nur eine Frage der Details
„Man muss sehr genau arbeiten, Millimeter können entscheidend sein“, erklärt die zukünftige Fachfrau. Denn Holz arbeitet bekanntlich und wenn man nicht aufpasst, kann es eine ziemlich krumme Angelegenheit werden.
Unterstützung hatte Lisa Stahl von Marius Battenfeld. „Sie darf die Maschinen noch nicht bedienen“, erkärt der Auszubildende im zweiten Lehrjahr. Er schnitt daher die Holzstücke zu, die die Dame dann verabeitete. „Wir haben Lärchenholz verwendet. Das ist harzhaltiger und damit witterungsbeständiger. Andere Hölzer quellen auf und platzen“, erklärt Battenfeld die Wahl.
Gefüllt sind die Kästen mit Ziegeln, Stroh, Lehm und Schilfrohr, in denen es sich die kleinen Bewohner richtig gemütlich machen können. Bis jetzt sind zwei dieser besonderen Hotels in unterschiedlichen Größen fertig, die demnächst im Stadtgebiet montiert werden.
Auch naturverbundene Bürger können sich ihr Exemplar sichern. Das Insektenhotel ist in zwei Größen zu haben. Die kleine Ausführung kostet 20 Euro, die große 80 Euro. Die Zahlung erfolgt als Spende an die Herner Kulturinitiative auf das Konto 1001148 bei der Herner Sparkasse, BLZ 43250030, Infos unter Tel. 02323/162570. Vielleicht erfreuen sich die Insektenhotels ja ähnlicher Beliebtheit wie die kleinen Burgen im Vorjahr. Über 70 der Vogelhäuser wurden verkauft.
Und nun halten sie sogar Einzug in die 19 städtischen Kitas. Denn jede Einrichtung bekommt ein Vogelhaus und dazu Anleitungen zum einfachen Nachbauen.
Autor:Dirk Marschke aus Herne |
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