Herzkammer im Heimatmuseum
Dauerausstellung zeigt die Sozialgeschichte von Herne und Wanne-Eickel
Neben dem Besuch der bekannten technischen Museen der Region lohnt es sich auch immer wieder, ganz besonders den vielen kleineren Museen einen Besuch abzustatten. Ein unbedingt empfehlenswertes Haus ist dabei das Heimatmuseum Unser Fritz des Emschertal-Museums in Herne, das jüngst in einem deutschlandweiten Museumsranking mit 4,6 von 5 möglichen Sternen auf Rang 94 von über 450 rezensierten Museen kam.
Befreit vom muffigen Image vieler Heimatmuseen präsentiert sich im ehemaligen Schulhaus eine erfrischend aufgeräumte, aber Dank zahlreicher Exponate dennoch vielfältige, Ausstellung: eine Geschichte, die 1890 beginnt und in den 1980er Jahren endet. Die chronologisch konzipierte Dauerausstellung beginnt in einem Klassenzimmer aus der Kaiserzeit. Über die Weimarer Republik und den Nationalsozialismus geht es in die Nachkriegszeit. Hier fallen neben vielen, liebevoll in Vitrinen gezeigten, Ausstellungsstücken ein komplett im typischen Stil der 1950er Jahre gestaltetes Wohnzimmer und eine originale Rock-Ola Musikbox ins Auge. Ebenfalls besonderes Augenmerk genießt die im Jugendstil gehaltene Inneneinrichtung der ehemaligen Drogerie Kleffmann. Hörstationen für die Musik der 1970er Jahre oder Erinnerungen am Stammtisch von Heinz Rühmann aus der Bahnhofskneipe seiner Eltern in Wanne-Eickel. Auf diese Weise wird der Besucher aktiv in die Ausstellung eingebunden. Den Bezug zu Kohle und Bergbau schafft der Nachbau des „Flöz Wilhelm“, in dem zum Steigerlied ein Film über die Trauerfeiern zu einem Grubenunglück auf der Zeche Mont Cenis gezeigt wird.
Die an der Fassade des Gebäude stehenden Statuen des Bergmannes, des Eisenbahner und des Binnenschiffers symbolisieren die einst wichtigsten Wirtschaftszweige der Stadt. Der Außenbereich des Museums wird geprägt durch Dampfspeicher-, Elektro-, Dampf- und Diesellokomotiven. Schmuckstück des Freigeländes ist jedoch zweifelsohne die Fortuna-Bude von 1905. Der 9m² große Kiosk wird gekrönt von der namensgebenden Glücksgöttin.
Für vergleichsweise bescheidene 1,50€ Eintritt wird der Besucher mit auf die rund 100 Jahre währende Zeitreise genommen. Und die Zeit im Museum rennt viel schneller, als einem lieb ist ...
Wem nach der Tour in die Vergangenheit nach einer Stärkung zumute ist, kann die vielen neu gewonnenen Eindrücke bei Waffeln oder Wurst und Pommes im Gleiscafé Fritzchen direkt auf dem Gelände des Museums verdauen.
Und da der Individualverkehr bis in die 1970er Jahre ja noch nicht die Hauptlast des Personenverkehrs getragen hat, empfiehlt sich natürlich die stilsichere Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Vom Hbf Wanne-Eickel ist Unser Fritz mit der Linie 329 halbstündlich bequem zu erreichen. Die Haltestelle Museum Wanne liegt nur knappe 100m vom Museum entfernt.
Nähere Informationen zu den Öffnungszeiten und zum leider auch im Museum geltenden Vermummungsgebot gibt es unter https://www.herne.de/Kultur-und-Freizeit/Museen/Emschertal-Museum/Heimatmuseum-Unser-Fritz/
Weitere Freizeittipps?
Autor:Knut-Olaf Müller aus Emmerich am Rhein |
1 Kommentar
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.