Inge Hannemann – überzeugender Auftritt in Herne

Eine Furie war uns versprochen. Eine Bedrohung für tausende Mitarbeiter der Jobcenter deutschlandweit. Angeblich soll sie anhaltend öffentliche Attacken reiten, fortwährend falsche Behauptungen aussprechen und die Öffentlichkeit in die Irre führen. – So hatte es die Bundesagentur für Arbeit in einer Pressemeldung 035 vom 14.06.2013 versprochen.
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Zugegeben das klang interessant und war eine Überprüfung wert. Also fuhren wir nach Herne, um Frau Hannemann zu hören und falls möglich persönlich zu sprechen.

Anstelle einer giftzischenden und Kollegen diffamierenden Behördenhexe trafen wir auf eine engagierte Frau mit Sendungsbewusstsein. Sympathisch, klar und unerschrocken, mit einer erfrischenden Freundlichkeit. Und vor dieser zierlichen Person zittert die Bundesagentur?

Inge Hannemann geht es um Menschen, nicht um Statistiken und Einsparungen.
Sie sprach über Sanktionen und interne Sparvorgaben, wies auf Statistikfälschungen hin und thematisierte die Stellenabbaupläne in der Bundesagentur und den Jobcentern. Bis 2015 sollen weitere 15.000 Stellen abgebaut werden.

Auf die Fragen unseres Vereinsmitglieds Timo Saul zum Umgang mit Beiständen (Behördenbegleitung) und zur Qualifikation von Jobcentermitarbeitern erfuhren die Zuhörer, dass Beistände auch in Hamburg nicht gern gelitten werden. Beistände stören, weil sie die Betroffenen vor falschen Informationen warnen und vor vorschnellen Zugeständnissen und Unterschriften aufklären.
Ein neuer Trend: seit den Gewalttaten in Neuss und Leipzig wurden deutschlandweit Securitymitarbeiter eingestellt.
Und während in den Anfangsjahren noch bevorzugt Sozialarbeiter und Juristen eingestellt worden waren, und bis vor fünf Jahren immer noch ein abgeschlossenes Studium Einstellungsvoraussetzung war, so seien die Bewerbungen heute stark rückläufig. Die Schulung neuer Mitarbeiter laufe heute eher im Crashtest nebenbei, und in kurzen Schulungseinheiten in VERBIS und Leistungssachbearbeitung. Besonders ausführlich (ca. vier Wochen) wären die Schulungen beim Thema: „Wie sanktioniere ich richtig?“.

Beim Thema Vermittlung führte Frau Hannemann aus, dass für alle Jobcenter Vermittlungsquoten vorgegeben würden. Bevorzugt würden jedoch „Top-Kunden“. Hilfreich zur Vorgabenerfüllung sei außerdem jede kurzfristige Vermittlung in Zeitarbeit. Mit der Einführung von Hartz IV ist der zunächst positive Kerngedanke der Zeitarbeit zur sanktionsbewehrten Zwangsarbeit verkommen und außerdem werden diese prekären Sklavenjobs noch staatlich subventioniert, ohne dass die Öffentlichkeit darüber informiert wird.

Mein Fazit: Respekt, Frau Hannemann! Weiter so.

Ulrich Wockelmann (aufRECHT e.V.)

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Autor:

Ulrich Wockelmann aus Iserlohn

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