"Nur Engagement zählt"
Was Engagement und Eigeninitiative junger Menschen bewegen können, zeigt eindrucksvoll der rege Betrieb auf der Baustelle des neuen Jugendzentrums des Joe e.V. in Oer-Erkenschwick an der Lindenstraße.
Hier wird seit Wochen richtig geschuftet. Bis zur Eröffnung am 9. Juli soll alles fertig sein.
Im Außenbereich wurden Steine geschleppt, Beton gemischt und das Gelände abgetragen, ausgehoben und aufgeschüttet. Auch im Innenbereich wurden richtig „Überstunden gekloppt“. Ein Thekenbereich wurde in dem 320 Quadratmeter großen Gebäude angelegt; es wurden Fenster erneuert und Kabel verlegt.
Bezahlt bekommen die engagierten Mitglieder des Joe-Vereins ihren Einsatz nicht. Etwa zehn junge Leute, meist Studenten aus dem „harten Kern“ des Vereins, legen sich hier richtig ins Zeug. Ihr Lohn ist die Aussicht auf ein großes, selbst verwaltetes Jugendzentrum ganz nach den Wünschen der Oer-Erkenschwicker Jugend, auf einem 725 Quadratmeter großen Grundstück, auf dem es bei Konzerten auch ruhig laut zugehen darf.
Seit neun Jahren treffen sich die 258 Mitglieder des Vereins im Alter von 14 bis 28 Jahren jeden Dienstag- und Donnerstagabend im „Wurstkessel“. „Obwohl wir dort auf wirklich erfolgreiche Jahre zurückblicken können, gab es in dem gepachteten Lokal an der Marktstraße doch immer wieder Probleme mit Nachbarn, die ihr Bedürfnis nach Ruhe nicht gewahrt sahen“, erzählt Christopher Roch. Der 25-jährige Student der Sozialwirtschaft ist einer der drei Sprecher des Vereins und zählt zusammen mit Florian Gleichforst (26) und Robert Vaishaitl (26) und weiteren Mitgliedern zum harten engagierten Kern des Vereins.
Sie sehen die Aufgabe des basisdemokratisch geführten Vereins in der Stärkung der sozialen Kompetenzen junger Menschen, ihrer politischen Bildung und im Angebot kultureller Veranstaltungen. „Hier kann sich jeder einbringen, der konstruktiv mitarbeiten möchte“, sagt Florian Gleichforst. „Dabei spielten Alter und Wohnort gar keine Rolle. Nur Engagement zählt.“
Bereits seit 2008 waren sie auf der Suche nach einem geeigneten neuen Standort. Ein Umzug in die Maschinenhalle der ehemaligen Zeche Haard kam nicht zustande; erst die Räumlichkeiten des einstigen Asylbewerberheimes auf der Lindenstraße boten das, was der Verein suchte: Jede Menge Platz für ein modernes Jugendzentrum, weit entfernt vom Gelsenkirchener Barock, bestehend aus einer „Mischung aus Lounge und Rockclub“.
Auch Theater- und Nachhilfegruppen können die Räume in Zukunft nutzen. Zwei mietbare Proberäume sollen die Rückfinanzierung sichern. Denn das Projekt wird zwar von der Stadt mit jährlich 3867 Euro bezuschusst, dafür muss der Verein aber eine monatliche Miete von 1040 Euro aufbringen und auch die Renovierung des Rohbaues leistet der Verein in Eigenleistung. „Finanziert wird Joe aus den monatlichen Mitgliedsbeiträgen von 2,50 Euro und der Hilfe von Sponsoren, denen wir an dieser Stelle schon mal herzlich danken möchten“, betont Vereins-Kassierer Robert Vaishaitl.
Wenn alles glatt läuft - und davon gehen alle Beteiligten aus - wird es ab Juli mit einer selbst gebauten Theke, einer Bühne, einem Billardtisch und einem Kicker im neuem Treffpunkt so richtig rund gehen.
Schon jetzt freut man sich auf das schon traditionelle zweitägige „Sun Sucks Brain Out Festival“, das bisher immer über 1000 Besucher anlockte. Am 5. und 6. August spielen nicht nur alte Bekannte, wie die französischen Blues-Pop-Rocker und die britische Combo Leather Zoo; auch für weitere Überraschungen ist gesorgt.
Autor:Petra Pospiech aus Recklinghausen |
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