Von 169 auf 69 Kilo - Heute leitet Sabine Becker eine Selbsthilfegruppe
Früher wurde Sabine Becker getröstet: "Du hast doch ein so schönes Gesicht!" Heute wird sie bewundert: "Du hast ein so schönes Gesicht und so eine tolle Figur!" Der Unterschied von früher zu heute beträgt unglaubliche 100 Kilo! Im Jahr 2010 wog die sympathische Bürokauffrau ganze 169 Kilo. Jetzt bringt die flotte 47-Jährige zwischen 69 und 72 Kilo auf die Waage.
Dazwischen liegt ein langer Leidensweg mit schwerer Krankheit, mehreren Operationen, strikten Entsagungen und vor allem - voller Disziplin.
„Wenn Leute meine Gewichtsabnahme bewundern und ich von meiner Magenverkleinerungs-OP berichte, heißt es meist: 'Ach so, na dann!' Aber so einfach ist das nun auch wieder nicht“, betont Sabine Becker.
Als die heute 47-Jährige ihren Mann kennenlernte, wog sie 85 und ihr Thomas 100 Kilo. Ein schönes Paar. Bei der Geburt ihrer Tochter 1998 waren es 130 Kilo. „Es hieß ja immer, wenn man schwanger ist, muss man für zwei essen. Das fiel mir nicht schwer und mein Mann tat es mir gleich“, erinnert sich Sabine Becker. Als sie ein halbes Jahr später mit ihrer Ärztin ein Abnehm-Programm besprechen wollte, erfuhr sie: „Sie sind wieder schwanger!“ Fünfzehn Monate nach ihrer Tochter bekam sie ihren Sohn und wog 145 Kilo. Hoher Blutdruck, Kurzatmigkeit und Beschwerden an Rücken und Knien blieben nicht aus. Es folgten unzählige Abnehm-Versuche. „Ich habe wirklich alle bekannten Kuren ausprobiert, habe etliche Kilos verloren, aber der Jo-Jo-Effekt stellte sich immer wieder ein."
"Der einzige Trost: Füße hoch und futtern"
Im Jahr 2006 verstarb plötzlich Sabine Beckers Vater. "Für uns war es selbstverständlich, meine fast blinde Mutter zu uns zu holen. Die folgenden Jahre wurden geprägt von der Betreuung meiner Mutter, unserer Kinder, der Arbeit im Büro und der Hausarbeit. Für mich selber blieb keine Zeit. Der einzige Trost: Am Abend Füße hoch und futtern“, erzählt Sabine Becker.
So ignorierte sie auch einen Insektenstich am Bein, der sich so entzündete, dass daraus eine Blutvergiftung entstand. Als ihr Mann sie ins Krankenhaus brachte, war ihr Zustand so schlecht, dass sie an eine Dialyse angeschlossen werden musste, um sie zu retten. Der behandelnde Arzt riet ihr dringend zur Abnahme durch eine Magen-OP, um ihre Organe und Gelenke zu entlasten sowie ihrer Luftnot, Schlafapnoe und ihrem Bluthochdruck entgegenzuwirken. Damals wog die 44-Jährige 169 Kilo bei einer Größe von 1,65 Meter.
Am 28. Oktober 2013 fand Sabine Becker den Mut, zu einem Termin bei Professor Dr. Büsing im Knappschafts-Krankenhaus Recklinghausen vorzusprechen. Untersuchungen ergaben einen BMI von 60, normal wäre 19 bis 25. Eine Operation war dringend angesagt. Es folgten Besuche einer Selbsthilfegruppe und einer Ernährungs-Beratung, Bewegungstraining und die Einholung eines psychosomatischen Gutachtens. Ungewöhnlich schnell erhielt die Schwergewichtige die Kostenzusage von der Krankenkasse.
Schlauchmagen-OP veränderte alles
„Am 28. November 2013 wurde mir 1,8 Liter meines Magens entfernt. Es verblieben 100 bis 150 Milliliter Magenvolumen übrig“, erläutert Sabine Becker. „Direkt nach der Schlauchmagen-OP konnte ich nur noch mit Mühe ein bis zwei Löffel Suppe hinunterbekommen.“ Danach hielt sie sich konsequent an eine Ernährungsumstellung und trieb Sport. Ein Jahr nach der OP brachte sie nur noch 72 Kilo auf die Waage - eine Abnahme von fast 100 Kilo! Sie unterzog sich mehreren hautstraffenden Operationen.
Bis heute kann Sabine Becker ihr Gewicht dank richtiger Ernährung und regelmäßigem Sport halten. Und nur allzu oft bekommt sie zu hören: „Hast Du eine tolle Figur!“
SELBSTHILFE:
Sabine Becker kennt nur zu gut Probleme von Übergewichtigen. Als Selbsthilfe-Gruppenleiterin Adipositas unterstützt sie regelmäßig Menschen mit Gewichtsproblemen in der Paracelsus Klinik Marl. Kostenlose Treffen finden jeden 1., 3. und 4. Mittwoch um 18 Uhr ohne Anmeldung statt.
Autor:Petra Pospiech aus Recklinghausen |
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