Taufbuch-Geschichten
Auch in Waltrop begeht die Evangelische Gemeinde das „Jahr der Taufe“. Pfarrer Holger Möllenhoff hat sich dafür etwas ganz Besonderes ausgedacht. Er bastelte ein Taufbuch, in dem Gemeindemitglieder nicht nur die aktuellen Taufen dieses Jahres eintragen können, sondern auch ihre eigenen Taufdaten und die zurückliegenden Taufdaten ihrer Kinder, ihre Taufsprüche, Taufort und Taufpfarrer.
Mit der Überraschung, die ihm die erste Einträgerin bescherte, hat Pfarrer Möllenhoff wirklich nicht gerechnet. Als Erste trug die Waltroper Kantorin ihre eigenen Daten und die ihrer drei kleinen Kinder ins neue Taufbuch in der Dreifaltigkeitskirche ein. Mitgebracht hatte Angelika Neuleben, geborene Kentmann, ihr familieneigenes Taufbuch. Die Überraschung: Das Erbstück, das bei jeder Taufe in die entsprechende Kentmann-Familie wandert, wurde am 23. Januar angelegt; die ersten Eintragungen reichen bis ins Jahr 1833 zurück. Sogar mit Fotografien sind die Vorfahren von Angelika Neuleben dort zu sehen.
„Das Bild von Woldemar Friedrich Kentmann, geboren in Reval am 22. März 1833, Pastor zu Kusal, verstorben am 24. April 1901, ziert die erste Seite. Gleich daneben ist seine Ehefrau abgebildet. Amalie Dorothea, geborene Grohmann, wurde am 23. Janur 1841 in Turgel geboren und verstarb am 16. Oktober 1919“, berichtet Angelika Neuleben von ihren Vorfahren.
Die letzte Eintragung ist Eintrag Nr. 125 und betrifft ihren eigenen Sohn Moritz, geboren am 12. Juli 2009. „Sobald eine Verwandte ein Kind bekommt, wandert das Taufbuch der Familie Kentmann in die Familie des Neugeborenen. Eine schöne Tradition.“ Angelika Neumann weiß aus Erzählungen zu berichten: „Ich weiß, dass das Taufbuch immer sehr behütet wurde. Eine Familiengeschichte erzählt, dass es zum Schutz vor dem Einmarsch der Russen im Zweiten Weltkrieg sogar vergraben wurde.“
„Ziel unserer Taufbuch-Aktion ist es, den Menschen in Waltrop einen Anreiz zu geben, noch einmal in den Aktenordnern und Familienbüchern nachzuschauen, welcher Spruch damals zur Taufe ausgewählt wurde. Meine Erfahrung war es, dass ich sogar ins Gespräch mit meiner Mutter auf Einzelheiten kam, die ich bislang nicht wusste. Wenn Menschen sich durch dieses Taufbuch mit ihrer eigenen Taufe beschäftigen würden, dann wäre schon viel erreicht.“
Das Taufbuch soll regelmäßig im Jahr 2011 durch die Gruppen wandern, damit man sich dort eintragen kann. Etwas Ähnliches gibt es übrigens auch im Internet auf der Homepage der Evangelischen Kirchengemeinde Waltrop.
„Außerdem beteiligt sich unsere Gemeinde im Jahr der Taufe bei der Aktion ‚Mit Kindern neu anfangen!‘, bei der wir Eltern von getauften Kindern aus unserer Gemeinde durch Briefe zum Tauftag regelmäßig an die Taufe ihrer Kinder erinnern und ihnen Tipps zur religiösen Erziehung geben. Außerdem ist bereits mit der KiTa Im Berg eine themenbezogene Kinderbibelwoche geplant.“
Es wird noch viele andere Aktionen geben. Den Beginn macht aber die Auslegung des neuen Taufbuches. Vielleicht werden die Nachfahren heutiger Waltroper dieses Taufbuch in 100 Jahren zur Hand nehmen und staunen.
Autor:Petra Pospiech aus Recklinghausen |
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