newPark: Pro und Contra Wolfgang Werner und Walter Stach im Interview
„Dort, wo einmal der newPark entstehen und Tausenden Arbeit geben soll, treffen sich der Landrat des Kreises Recklinghausen, Bürgermeister aus den kreisangehörigen Städten sowie Vertreter des newPark-Aufsichtsrats.
Gemeinsam wollen sie demonstrieren, dass eine ganze Region - halb so groß wie das Ruhrgebiet - hinter dem Industrieareal newPark steht. Laut Prognos-Gutachten sollen bis zu 9000 Arbeitsplätze geschaffen werden.“
Diese Mitteilung aus dem Kreishaus nahm Stadtspiegel-Mitarbeiterin Petra Pospiech zum Anlass, zum einen Dattelns langjährigen Bürgermeister Wolfgang Werner als Verfechter des newParks und zum anderen dem Waltroper Bürger und ehemaligen Castroper Stadtdirektor Walter Stach als erklärtem Gegner des umstrittenen newParks einige Fragen zu stellen.
Pro NewPark: Wolfgang Werner, Bürgermeister der Stadt Datteln
Sie gelten als Verfechter des newParks. Was macht Sie so sicher, dass die Region hinter newPark steht?
23 Städte und zwei Kreise beteiligen sich an der Finanzierung und Realisierung von newPark, um in der Region neue Industrie anzusiedeln und neue Arbeitsplätze zu schaffen. Damit ist newPark ein deutschlandweit einzigartiges Kooperationsprojekt regionaler Kooperation.
Liegen konkrete Anfragen von Unternehmen vor, die sich dort ansiedeln wollen?
Anfragen gibt es immer wieder. Für eine konkrete Ansiedlung von Industriebetrieben kommt newPark aber erst in Frage, wenn sie sich innerhalb weniger Monate auch dort ansiedeln können. Dazu muss zunächst Planungsrecht geschaffen und die erforderliche Infrastruktur gebaut werden.
Worauf fußt das Gutachten von Prognos?
Auf einer Abschätzung des Flächenbedarfs. Sie zeigt, dass newPark bis 2030 vermarktet sein kann.
Welche Art von Industrie soll dort angesiedelt werden?
Im newPark soll neue Industrie angesiedelt werden, also innovative Netzwerke von Großunternehmen und Zulieferern mit dem Schwerpunkt GreenTech.
Ist nicht gerade diese Art der Industrie hoch technisiert und benötigt nur noch wenige gut ausgebildete Fachkräfte?
Prognos hat für die Fläche bis zu 9000 Arbeitsplätze prognostiziert. newPark wird sowohl Facharbeitern, Verwaltungsangestellten, Akademikern, aber auch Arbeitern einen Job bieten.
In welchem Zeitraum könnten die ersten Arbeitsplätze entstehen?
Bei optimalen Randbedingungen und optimaler Unterstützung der Menschen und der Politik im Land könnten wir 2015/16 soweit sein.
Der newPark soll inmitten eines landwirtschaftlich genutzten biologisch intakten Gebietes entstehen. Gegner des newParks verteidigen vehement die Rieselfelder. Wäre es nicht umweltbewusster, vorhandene Industriebrachflächen zu nutzen?
Das würde nur dann gelten, wenn die Brachflächen für Investoren nicht gravierende Restriktionen aufweisen würden, die Ansiedlungen verhindern. Dazu gehören bei Brachflächen die Nähe zur Wohnbebauung und das häufig wenig attraktive Ambiente des Standortumfelds. Eine ausschließlich auf Brachflächen setzende Flächenvermarktung führt dazu, dass sich Betriebe lieber in anderen Regionen ansiedeln.
Was passiert mit den erschlossenen, versiegelten Flächen, falls nicht genügend Interessenten gefunden werden?
Es wird zunächst eine Minimalerschließung für einen ersten Bauabschnitt gebaut. Alle weiteren landwirtschaftlichen Flächen bleiben solange in der landwirtschaftlichen Nutzung, bis ein Investor sie erwirbt.
Contra NewPark: Walter Stach, Stadtdirektor A.d. Castrop-Rauxel
Sie gelten als Gegner einer industriell-gewerblichen Nutzung der Rieselfelder Datteln/Waltrop.
Ich finde, dass das Ruhrgebiet geschlossen hinter der zwingend gebotenen industrell-gewerblichen Neunutzung des Opel-Areals Bochum stehen muss. Sollten die ca. 170 ha Industriebrache Opel durch industriell-gewerbliche Neuansiedlungen „verbraucht sein“ und alle anderen Brachflächen im Ruhrgebiet auch, können wir uns (in 30 bis 40 Jahren) über weiteren Flächenbedarf unterhalten.
Liegen konkrete Anfragen von Unternehmen vor, die sich dort ansiedeln wollen?
Es gibt nicht eine konkrete Anfrage, die bezeugt, dass eine gewerblich-industrielle Investition mit einem Flächenbedarf von mindestens 10 ha gezielt im Bereich Rieselfelder kurz- bis mittelfrisitg seitens eines Unternehmens geplant ist.
Worauf fußt das Gutachten von Prognos?
Hier sind auf der Basis von Grunddaten nach allgemeinen Erfahrungswerten „Hochrechnungen“ erstellt worden.
Welche Art von Industrie soll dort angesiedelt werden?
In den 1960er Jahren hatte VEW die Idee, in den Rieselfeldern ein kombiniertes Großkraftwerk zu bauen - Kohlekraftwerk gekoppelt mit einem Atomkraftwerk. Dann gehörten die Rieselfelder zu den X möglichen Standorten für BMW und Heidelberger-Druck. Vor fünf Jahren war ein schrottverarbeitendes Stahlwerk im Gespräch. Alles nur heiße Luft. Jetzt ist von Umwelttechnik die Rede.
Ist nicht gerade diese Art der Industrie hoch technisiert und benötigt nur noch wenige gut ausgebildete Fachkräfte?
In Bezug auf meine zuvor gehenden Antworten, stellt sich mir diese Frage nicht.
In welchem Zeitraum könnten die ersten Arbeitsplätze entstehen?
Wer heute Aussagen über die Qualität und Quantität von Arbeitsplätzen in industrialisierten Rieselfeldern macht und das in einem Zeitraum von ca. 30 Jahren, bewegt sich meines Erachtens im Surrealen. Es sei denn, man zählt Arbeitsplätze hinzu, die entstehen könnten, wenn erste Baggerfahrer oder Mitarbeiter eines Planungsbüros für die Erschließung/Entwicklung des Geländes dort ihr Büro einrichten.
Der newPark soll inmitten eines landwirtschaftlich genutzten biologisch intakten Gebietes entstehen. Gegner des newParks verteidigen vehement die Rieselfelder. Wäre es nicht umweltbewusster, vorhandene Industriebrachflächen zu nutzen?
Ja, so ist es. Und dieses Ja gilt umso mehr angesichts der 170 ha Industrie-Brache Opel Bochum vor unserer Haustür.
Was passiert mit den erschlossenen, versiegelten Flächen, falls nicht genügend Interessenten gefunden werden?
Dann haben wir neben alt-industriellen Brachen eine neu-industrielle, mit dem Unterschied, dass auf den altindustriellen Brachen tatsächlich Industriebetriebe ansässig, auf der Brache newPark nur solche geplant waren.
Autor:Petra Pospiech aus Recklinghausen |
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