Lachen ist die beste Medizin
„Nochmal, mach‘s nochmal!“ Freudestrahlend sitzt der kleine Levin in seinem Krankenhausbett und feuert Clown Schlatke zum wiederholten Male auf, ihm einen roten Ball aus der Nase zu zaubern. Solche Momente gehen nicht nur dem Clowns-Duo Schlatke und Klara alias Holger Voss und Eva Paulus vom Verein Clownsvisite ans Herz. Sie sind auch die beste Medizin für die kleinen Patienten der Vestischen Kinder- und Jugendklinik Datteln und ihre besorgten Eltern.
„Bereits seit neun Jahren freuen sich Kinder und Jugendliche in der Vestischen Kinderklinik regelmäßig alle 14 Tage auf die Clownsvisite“, berichtet Organisatorin Martina Houben. „Der Verein beschäftigt zwölf Clowns, die regelmäßig in 17 Einrichtungen tätig sind, schwerpunktmäßig in Kinderkrankenhäusern, aber auch verstärkt in der Altenarbeit.“
Entstanden ist die Idee, Clowns in Kinderkrankenhäusern auftreten zu lassen, vor 25 Jahren in den USA. 1986 besuchte Clown Michael Christensen vom „Big Apple Circus“ in New York erstmals als „Clowns Doctor“ kranke Kinder während ihres Klinik-aufenthaltes. Vor zehn Jahren griff der bundesweit tätige Verein Herzenswünsche diese Idee in Deutschland auf. Zwei Jahre später stellten sich die Clowns zur Entlastung des Vereins Herzenswünsche auf eigene Beine und gründeten den Verein Clownsvisite.
„Von Anfang an wurden die Clownsbesuche aus Spenden finanziert“, bekräftigt Martina Houben. Die 53-Jährige koordiniert die Einsätze der Klinikclowns und wirbt um Spenden und Fördergelder, um die Finanzierung zu sichern. „Unsere Besuche hier in der Vestischen Kinderklinik werden überwiegend durch Spenden des Fördervereins ‚Elterninitiative krebskranker Kinder Datteln‘ und anderen Spendeneinnahmen unseres Vereins ermöglicht“, erläutert Martina Houben. „Uns ist wichtig, dass wir nur gut geschulte Clowns in die Kliniken schicken. Es sind durchweg pädagogisch geschulte, ausgebildete Schauspieler und Clowns. Sie kommen oftmals aus dem Bereich Kinder- oder Improvisationstheater. Regelmäßig treffen sie sich zu einem fachlichen Training, bei dem sie sich weiterbilden und auch die Möglichkeit zum gegenseitigen Austausch haben“.
Denn nicht immer ist den Clowns bei der Arbeit mit schwerstkranken Kindern zum Lachen zumute. Sie benötigen und haben das nötige Feingespür, sich den Bedürfnissen der kranken Kinder und Jugendlichen anzupassen. Je nach Tagesform der kleinen Patienten bieten sie Jux und Zauberei. „Oftmals ist aber auch ein offenes Ohr gefragt. Denn der Clown will nichts von den Kindern, er piekst nicht mit einer Spritze und hat keine Erwartungshaltung“, weiß Martina Houben. „Bei ihm kann man lustig sein, aber auch traurig, ohne Angst zu haben, den Eltern Sorgen zu bereiten.“
Die Clowns der Clownsvisite treten immer als Pärchen auf, besuchen regelmäßig die gleichen Einrichtungen. „Gern verfahren wir nach dem Schema Rot/Weiß“, erklärt Clown Klara alias Eva Paulus (50). „Oftmals übernimmt einer von uns den Part des Draufgängers, des Anarchen, der andere spielt den Vorsichtigen. Es ist schon erstaunlich, wie sich die kleinen Patienten mit einem der Clowns verbrüdern und sie in ihrer Rolle unterstützen und dabei für kurze Zeit ihr eigenes Leid vergessen.“
„Sehr beeindruckend ist auch, dass schon junge Patienten genau wissen, wie es um sie steht. Deshalb sind uns auch die Nachhaltigkeit und die Verlässlichkeit unserer Besuche äußerst wichtig“, unterstreicht Clown Schlatke alias Holger Voss (52). Er gehört zu den Gründungsmitgliedern der Clownsvisite und besucht schon seit neun Jahren gemeinsam mit einer Partnerin die Vestische Kinder- und Jugendklinik. Dabei gab es während ihrer langjährigen Begegnungen immer wieder bewegende Momente.
Einer davon ist die Erinnerung an ein Erlebnis mit einem zehnjährigen Mädchen. „Alle wussten, dass das Mädchen austherapiert war. Auch die kleine Patientin selbst. Trotzdem bat sie uns, dass wir uns als ihre Freunde in ihr Freundschaftsbuch eintragen. Das berührt uns immer noch sehr“, erzählen die Clowns Schlatke und Klara. „Aber es gibt auch die unzähligen kleinen schönen Momente, immer dann, wenn wir ein krankes Kind zum Lachen bringen können.“
So wie den kleinen Levin. Der Siebenjährige ist begeistert: „Ich kenne die Clowns, ich bin ja nicht zum ersten Mal hier im Krankenhaus. Aber dass die beiden zaubern können, das hab ich noch nicht gewusst. Ich freu mich immer, wenn sie mich besuchen.“ Schon ist er wieder bei der Sache, klettert aus seinem Bett, hilft den Clowns beim Zaubern und ruft: „Nochmal! Mach‘s nochmal!“
Clownsvisite e.V. ist Mitglied im Dachverband Clowns für Kinder im Krankenhaus Deutschland e.V. und finanziert sich als gemeinnütziger Verein ausschließlich durch Spenden. Einzelspenden oder die Mitgliedschaft als Fördermitglied bei Clownsvisite e.V. können helfen, Kinder zum Lachen zu bringen. Interessierte bekommen weitere Informationen bei Martina Houben unter Tel. 0234/5893020 oder im Internet: www.clownsvisite.de.
Autor:Petra Pospiech aus Recklinghausen |
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