Im Einsatz für Recht und Gerechtigkeit
Über 20 Jahre ihres Arbeitsleben kämpfte Ute Vogt als Betriebsratsvorsitzende bei Woolworth in Waltrop, als Mitglied des Woolworth-Gesamtbetriebsrates und als DGB-Vorsitzende für die Rechte von Arbeitnehmern. Zum Rentenbeginn erhielt Ute Vogt jetzt für ihr außergewöhnliches Engagement eine ganz besondere Auszeichnung: das Bundesverdienstkreuz erster Klasse.
„Ein bisschen stolz bin ich schon“, verrät die Waltroperin und freut sich besonders, dass ihr die Verdienstmedaille von Parteigenossin Ministerpräsidentin Hannelore Kraft in Düsseldorf überreicht wurde. 20 Jahre lang engagierte sich Ute Vogt als DGB-Vorsitzende. Vor vier Jahren übergab die heute 62-Jährige das Ruder in jüngere Hände.
Viele Jahre war das Arbeitsgesetzbuch ihr ständiger Begleiter. Nach der Lehre zur Einzelhandelskauffrau bei der Kaffeerösterei Kegler in Castrop-Habinghorst heiratete die gebürtige Waltroperin bereits mit 18 Jahren. Schnell kam das erste von zwei Kindern. „Damals habe ich mich erst einmal um Mann, Kind und Haushalt gekümmert“, erzählt die Einzelhandels-Kauffrau. „Um meinen Führerschein zu finanzieren, arbeitete ich nach einigen Jahren halbtags bei Lebensmittel Nöcker in Waltrop.“ Fünf Jahre war sie hier als Allroundkraft tätig. Dann wechselte sie anlässlich der Neueröffnung 1976 zur Woolworth in Waltrop.
„Ausschlaggebend war eigentlich, dass mir klar wurde, dass ich ja bisher bei Nöcker ohne Steuerkarte gearbeitet hatte und dadurch wertvolle Rentenjahre verloren hatte“, erzählt Ute Vogt. „Dieses Bewusstsein führte dazu, dass ich mich bei der Woolworth von Anfang an dafür einsetzte, das dies meinen Kolleginnen nicht passierte. Ungerechtigkeiten waren mir schon immer ein Dorn im Auge.“
Auf Drängen ihres Mannes, selbst aktiver Gewerkschafter, trat sie 1981 in den DGB ein und wurde in den Betriebrat gewählt. Seit 1984 war Ute Vogt Betriebsratvorsitzende und zehn Jahre lang Mitglied des deutschlandweiten Gesamtbetriebsrates der Woolworth.
Ihren letzten großen Kampf führte Ute Vogt mit dem Woolworth-Gesamtbetriebsrat gegen den angekündigten großen Personalabbau im Dezember 2007. „Den angekündigten Stellenabbau von deutschlandweit 4000 Stellen konnten wir in zähen Verhandlungen auf 900 Stellen begrenzen“, erläutert die Waltroperin. „Natürlich mussten wir auch Kompromisse eingehen, Stunden reduzieren und somit auf Lohn verzichten, aber dem geforderten Verzicht auf Weihnachts- und Urlaubsgeld konnten wir uns widersetzen“, erklärt die Kämpferin, die gleich an zwei Fronten, als Betriebsratvorsitzende und als DGB-Vorsitzende, für Gerechtigkeit eintrat.
Gern erinnerte sie sich an den gewonnen Kampf des DGB der zur Abschaffung des Gutscheingeldes für Asylanten, den Sieg im Gesamtschulstreit. Noch immer unterstützt sie den noch andauernden Kampf gegen die Industrialisierung der Waltroper Rieselfelder, dem „New Park“. 2010 endete nach dem Verkauf des Unternehmens ihr 33 währendes Arbeitsverhältnis bei der Woolworth.
„Ich wollte nicht unter den neuen Bedingungen arbeiten, ohne Betriebsrat und für weniger Geld“, sagt Ute Vogt. Nach einer Phase der Arbeitslosigkeit genießt sie jetzt ihre Zeit als Rentnerin mit ihrem Ehemann, ihrer Familie und ihren drei Enkeln.
Doch auch weiterhin setzt sich Ute Vogt als Mitglied des Waltroper Seniorenbeirats für ihre Mitbürger ein. Die Bundesverdienstkreuz-Trägerin bleibt wie eh und je eine Streiterin für Recht und Gerechtigkeit.
Autor:Petra Pospiech aus Recklinghausen |
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