"Ich arbeite alles" - Waltroper Arbeitgeberbörse für Asylbewerber

Der Waltroper Metzgermeister Walter Kranefoer im Gespräch mit einer Gruppe Arbeitsuchender aus dem Iran. Foto: Petra Pospiech
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"Ich arbeite alles!", war der meist gesprochene Satz bei der ersten Arbeitgeberbörse für Asylbewerber und geflüchtete Menschen in Waltrop. Auf Initiative einer Kooperation des Jobcenters Kreis Recklinghausen, der Stadt Waltrop und der Agentur für Arbeit Recklinghausen trafen 60 ausländische Arbeitssuchende auf 13 Waltroper Arbeitgeber.

Nach einer offiziellen Begrüßung durch Bürgermeisterin Nicole Moenikes und Agenturchefin Anke Traber hatten Arbeitssuchende und Arbeitgeber die Möglichkeit, sich im sogenannten "Speed-Dating" kennenzulernen.
Ziel der Börse war, Arbeitgebern mögliche Arbeitskräfte vorzustellen, Praktika und Hospitationen zu vermitteln und auf beiden Seiten zu einem besseren gegenseitigen Verständnis zu gelangen. Viele geflüchtete Menschen sahen hier eine Chance, Arbeit zu bekommen - egal welcher Art.

Mahmoud-Dastmozeh hat in Deutschland Maschinenbau studiert, spricht gut deutsch. Der 56-jährige Iraner sagte: „Ich wurde vor drei Monaten als Flüchtling anerkannt. Ich brauche Arbeit. Ich nehme alles, egal ob als Fleischer, Gärtner oder auf dem Bau.“
Dazu Fleischermeister Walter Kranefoer: „Ich beschäftige bereits zwei Praktikanten aus Afghanistan, möchte auch weiteren Menschen helfen. Wichtig ist mir aber, dass sie auch Interesse an dem Beruf haben, denn das ist die Voraussetzung, ihnen nach dem Praktikum auch eine Ausbildungsstelle anzubieten.“ Daher ist der engagierte Waltroper dazu übergegangen, auf Listen die Kontaktdaten und Berufserfahrungen der Bewerber zu notieren. „Wenn ich einen Schweißer vor mir habe, eignet er sich nicht für meine Fleischerei, aber ich gebe seine Daten gerne an mir bekannte Unternehmer weiter.“
Auch Garten- und Landschaftsbauer Josef Klems hat bereits gute Erfahrungen mit einem Praktikanten aus Afghanistan, der jetzt eine Ausbildung zum Landschaftsgärtner bei ihm absolviert. Er sagt: „Bei ihm stimmten die Interessen und Voraussetzungen. Aber was soll ich mit einem Elektriker, der einen Halswirbelschaden hat, oder mit jemandem, der kein Wort Deutsch versteht. Das kann in unserem Beruft lebensgefährlich sein.“
Die Arbeitgeberbörse ist sicherlich ein wohl gemeinter Schritt, geflüchtete Menschen und Arbeitsgeber zusammenzubringen. Wichtig wäre aber, den Geflüchteten die Angst im Vorfeld zu nehmen, zuzugeben, dass sie nicht alles machen möchten. „Ich arbeite alles!“ kann für beide Seiten nicht immer die richtige Lösung sein.

Autor:

Petra Pospiech aus Recklinghausen

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