Die Räppler kommen!
Ein schöner Osterbrauch hat sich seit uralter Zeit in Waltrop erhalten – das Räppeln. Jedes Jahr am Karfreitag und Karsamstag ersetzen Jugendliche in den Gemeindebezirken St. Peter, St. Marien und St. Ludgerus das Läuten der Kirchenglocken durch ihre Holzräppel.
„Das Räppeln wird der im katholischen Raum verbreiteten Vorstellung zugeschrieben, dass am Gründonnerstag die Kirchenglocken mit Jesus sterben. Sie schweigen, bis sie in der Auferstehungsnacht wieder zurückkehren“, beschreibt André Kusemann aus der Gemeinde St. Marien den alten Brauch, der dort erst 1992 wiederbelebt wurde. Seines Wissens nach ist Waltrop die einzige Stadt weit und breit, in der das Räppeln noch ausgeübt wird.
Den eigentlichen Ursprung dieses religiösen Brauches versuchte schon Vikar Heinrich Dorfmüller, der 1865 bis 1909 als Seelsorger in Waltrop wirkte, vergeblich zu ergründen. „In unserer Gemeinde St. Marien ruhte dieser Brauch viele Jahre lang. Der damalige Gemeindepfarrer hielt nichts davon, obwohl er in der Nachbargemeinde St. Peter schon lange praktiziert wurde. Erst als unser heutiger Pfarrer Franz-Josef Durkowiak sein Amt übernahm, wurde auf Anregung von Michael Gerken das Räppeln 1992 wieder eingeführt“, weiß Martin Brauckmann.
Der 33-Jährige ist seit der Wiedereinführung des Räppelns mit dabei. Jahrelang leitete er die Gruppe der Räppler und übergab diese Aufgabe im letzten Jahr an André Kusemann (25). Der neue Gruppenleiter ist seit gut acht Jahren begeisterter Räppler und möchte dazu beitragen, dieses Brauchtum zu erhalten.
Am Karfreitag und Karsamstag werden junge Räppler ab zwölf Jahren jeweils um 6 Uhr, 12 Uhr und 18 Uhr in die Gemeinden entsandt, um den Gläubigen mit ohrenbetäubendem rhythmischem Gerassel die Tageszeiten anzuzeigen. Schon wochenlang vorher üben allein 45 Jugendliche der Gemeinde St. Marien dafür mit ihren teilweise uralten handgefertigten Räppeln auf dem Kreuzweg am Spurwerksturm.
„Besonders bei Neuzugezogenen sorgt dieser frühmorgendliche Lärm oft für Verwirrung“, erzählt André Kusemann. „Die meisten reagieren sehr freundlich, wenn sie den Grund für die morgendliche Ruhestörung erfahren.“ In wenigen Einzelfällen regen sich die Leute aber auch fürchterlich auf. „Als wir eines Morgens kurz nach 6 Uhr vor einem Haus räppelten, riss der Bewohner sein Schlafzimmerfenster auf und beschwerte sich lautstark über den Krach am frühen Karfreitagmorgen, an dem er doch endlich einmal ausschlafen wollte. In der Aufregung dachte er wohl nicht daran, dass sein Fenster keine Brüstung hatte und so stand er im ‚Adamskostüm‘ im Fensterahmen vor den jugendlichen Räpplern“, amüsiert sich Martin Brauckmann noch heute. „Kaum war das Fenster geschlossen, konnten sich die Jugendlichen vor Lachen kaum noch halten“.
Viele Waltroper freuen sich über den Erhalt des alten Brauchtums und bedanken sich dafür bei den Jugendlichen. Nach alter Tradition sammeln die Räppler am Karsamstag ab 12 Uhr Spenden für ihren Dienst. Traditionell bestehen diese aus Eiern und Obst, doch auch Süßigkeiten und Geld, welches der Jugendarbeit der Gemeinden zugutekommt, sind willkommen. Nach dem abendlichen Dankesräppeln am Ostersamstag wird das Gerät wieder für ein Jahr aus der Hand gelegt.
Autor:Petra Pospiech aus Recklinghausen |
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