Damme (NDS)

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Damme ist eine Stadt im niedersächsischen Landkreis Vechta und als Fremdenverkehrsort und Karnevalsstadt bekannt.

Geografische Lage
Damme liegt zwischen dem Dümmer (gelegentlich auch Dümmer See genannt) und den Dammer Bergen und zugleich nördlich des Wiehengebirges. Östlich und südlich der Stadt breiten sich Moorflächen, darunter das Große Moor, aus. Ein großer Teil des Stadtgebiets liegt im Naturpark Dümmer. Der Ortsmittelpunkt befindet sich 64 m ü. NN.

Klima
In Damme herrscht gemäßigtes Seeklima vor, das beeinflusst wird durch feuchte Nordwestwinde von der Nordsee. Im langjährigen Mittel erreicht die Lufttemperatur in Damme 8,5–9,0 °C und es fallen ca. 700 mm Niederschlag. Zwischen Mai und August kann mit durchschnittlich 20–25 Sommertagen gerechnet werden.

Geschichte
Die Anfänge der Jahrtausende alten Geschichte des Ortes Damme ergeben sich bereits aus dessen Namen und Lage: an drei Seiten von Moor, nach Nordwesten von einem Waldgürtel umgeben, wie eine Art Damm an der Abdachung der Dammer Berge gelegen. Demzufolge ist Damme schon früh ein bevorzugter Siedlungsraum gewesen.

Funde aus der Wende Mittel-/Jungsteinzeit (um 5000 v. Chr.) am Dümmer bestätigen dies. Mehrere Großsteingräber der Jüngeren Steinzeit (etwa um 2500 v. Chr.), z. B. in Neuenwalde, Gräberfelder der Bronze- und Eisenzeit (ab 1700 v. Chr.) in Bergfeine zeigen eine ununterbrochene Bewirtschaftung und Besiedlung des Dammer Raumes an. Später wird der Ort Zentrum des sächsischen Dersa-(auch Dersi-)gaus, den 785 Karl der Große bzw. die Franken eroberten, womit die Bewohner christianisiert waren und eine erste Kirchengründung vom Bischof von Osnabrück aus erfolgte.

Aus dieser Zeit stammen die Dersaburg, eine Wallanlage in den Dammer Bergen zwischen Damme und Holdorf, ebenso die so genannten Römerschanzen in Sierhausen, zwei kleine vorgeschobene Wallanlagen zur Überwachung der Bohlenwege übers Moor Richtung Süden. 851 gibt es mit dem Zug der Alexanderreliquien nach Wildeshausen eine erste urkundliche Erwähnung der Bauerschaft Bokern, 872 findet man bereits die Bauerschaft Bergfeine genannt.

Mit der Eroberung durch die Franken wurden die Meyerhöfe eingerichtet. Die Meyer hatten als deren Verwaltungsbeamte besondere Aufgaben und Vorrechte gegenüber der sonstigen Bevölkerung, wofür sie große Ländereien und stattliche Hofanlagen erhielten. Im Bereich des heutigen Stadtgebietes gab es allein elf solcher Meyerhöfe.

Mit Errichtung des ersten Kirchengebäudes (zwischen 850 und 950) und einer entsprechenden Kirchengemeinde wurde Damme auch als Verwaltungseinheit zum Kirchspiel. Die älteste bekannte urkundliche Erwähnung des Ortes stammt erst aus dem Jahr 1180, obwohl Damme schon lange Zeit vorher Zentrum von Dersagau und Kirchspiel war.

Danach begannen jahrhundertelange Auseinandersetzungen um die Hoheitsrechte am Kirchspiel Damme zwischen den Fürstbischöfen von Münster und Osnabrück, die sich auf alle Lebensbereiche der Dammer Bürger, vor allem aber der Bauern, immer wieder nachteilig erstreckten und erst 1817 endgültig gelöst wurden, als Damme Teil des Herzogtums Oldenburg wurde (ab 1829 Großherzogtum).

Der Ort war seit dem frühen Mittelalter Handwerks- und Handelszentrum sowie natürlich kirchlicher und Verwaltungsmittelpunkt weit über die zugehörigen Dammer Bauerschaften hinaus. Das drückte sich in der Größe des früheren Kirchspiels, 1817–1879 in der Selbstständigkeit eines Amtes Damme, später in der Ausdehnung der Flächengemeinde und heute in seiner mittelzentralen Bedeutung aus.

Während der Hauptort jahrhundertelang vom Ackerbürgertum geprägt war (Handwerk/Handel als Haupterwerb, Landwirtschaft zur Eigenversorgung oder als Nebenerwerb), spielte die Agrarwirtschaft in den Bauerschaften eindeutig die Hauptrolle. Das gilt heute zum Teil noch für die weiterentwickelte Veredelungs- und Intensiv-Land-/Viehwirtschaft. Zudem sind in Folge dieser Spezialisierung viele Arbeitsplätze in entsprechend vor- und nachgelagerten Betrieben entstanden.

Erst als in der Mitte des vorigen Jahrhunderts in Deutschland die Industrialisierung Einzug hielt, begann sich die Struktur des Ortes in der Kaiserzeit zu verändern. Sie ging in Richtung Handwerk, Handel und Dienstleistungen. Den Anstoß zur Industrie-Entwicklung gab es in Damme allerdings recht spät. Das 1910 entdeckte Eisenerz wurde von 1939 bis 1967 durch ein Eisenerzbergwerk gefördert.

Heute werden allein in der Metall-, Holz-, Kunststoff- und Landmaschinenindustrie, dem Bau von Sicherheitssystemen und Präzisionsmodulen für die Automobil-Industrie, den Bereichen Güterfernverkehr und Industriekartonagen neben dem Mittelpunkt-Krankenhaus über 3000 Arbeitnehmer beschäftigt.

Damme ist inzwischen mit seinen rund 16.500 Einwohnern wirtschaftlicher Mittelpunkt eines Einzugsbereiches von über 40.000 Menschen und hat damit eine mittelzentrale Bedeutung, auch wenn es nicht als offizielles Mittelzentrum im Landesraumordnungsprogramm eingestuft ist.

Unmittelbarer Anzeiger für manch uralte Tradition in der Region ist der Dammer Carneval, der seit dem Mittelalter in unterschiedlichen Formen bis heute – in regionaler Eigenart allerdings eine Woche früher als anderswo – gefeiert wird. Dies resultiert aus einem Versuch des Bischofs von Münster, das angeblich "sündige Fastnachtstreiben" auszumerzen. Er verordnete 1892 für die närrischen Tage eine Art Nonstopp-Gebetsübung, das "Vierzigstündige Gebet", woran jeder Gläubige teilnehmen musste. Trotz heftiger Proteste aus der Dammer Bevölkerung rückte der Bischof von seiner Verordnung nicht ab, so dass die Dammer Narren ihren Carneval einfach eine Woche früher legten. Diese Eigenart des Dammer Carnevals hat sich bis heute gehalten.

Die früheste urkundliche Erwähnung der Fastnachtsumzüge stammt aus dem 16. Jahrhundert (1564). Es ging dabei um Folgendes: Im Zuge der Auseinandersetzungen der Fürstbischöfe von Münster und Osnabrück um Damme waren auch die Jagdrechte umstritten. Als sich 1564 nun ein Osnabrücker und ein Münsteraner Jäger in den Dammer Bergen um das Recht der Jagd stritten, schossen sie aufeinander, wobei der Osnabrücker Jäger schwer verletzt wurde. Als die Angelegenheit vor den Richter in Damme kam, verurteilte dieser den angeschossenen Osnabrücker Untertanen zu einer Gefängnisstrafe und zum Spießrutenlauf. Der fand allerdings als Teil des Fastnachtsumzugs statt und führte dazu, dass der Verurteilte totgeschlagen wurde. Eine makabre Geschichte, doch hatte schon seit dem Mittelalter dieser Fastnachtsumzug als sogenannter "Heischegang" stattgefunden, der seinen heutigen Nachfolger im "Gänsemarsch" am Dienstag nach Dammer Carneval gefunden hat. Im Vergleich zu diesen frühen Hinweisen ist die Dammer Carnevalsgesellschaft von 1614 relativ jung.

Damme liegt im südlichsten Teil des ehemaligen Großherzogtums und späteren Freistaats Oldenburg, dem Oldenburger Münsterland, das aus den Landkreisen Cloppenburg und Vechta besteht. Seit 1946 ist das Land Oldenburg Bestandteil des Bundeslandes Niedersachsen. Damme gehörte bis zum 31. Dezember 2004 zum Regierungsbezirk Weser-Ems, der in Folge einer Verwaltungsreform mit Ablauf dieses Datums aufgelöst wurde.

Religion
Die Bevölkerung von Damme ist zu 69 % katholisch, zu 19 % evangelisch-lutherisch und zu 12 % andersgläubig oder konfessionslos (Stand: 31. Dezember 2007). Die drei katholischen Kirchengemeinden St. Viktor in Damme, St. Mariä Himmelfahrt in Osterfeine und St. Agnes in Rüschendorf sind mit Wirkung vom 14. Oktober 2007 zur Kirchengemeinde St. Viktor Damme zusammengelegt worden.[2] Ihr Arbeit ergänzt das 1962 gegründete Kloster Damme, das der Abtei Münsterschwarzach der Benediktiner zugeordnet ist. Nach dem Zweiten Weltkrieg bildete sich eine kleine neuapostolische Gemeinde in der Bexadde. Seit einigen Jahren existiert zudem eine kleine jüdische Gemeinde in Damme.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Pfarrkirche St. Viktor
Brunnen St. Viktor
Rathaus
Stadtmuseum
Marktplatz mit Kirche im StadtzentrumMuseen
Damme hat ein Stadtmuseum mit vier ständigen Ausstellungsbereichen (1. Die Anfänge der Besiedlung, 2. Der jahrhundertelang dauernde Streit der Fürstbischöfe von Osnabrück und Münster um Damme, 3. Dammer Fastnacht und Carneval seit 1614, 4. Eisenerzbergbau in den Dammer Bergen 1939-1967) sowie mit wechselnden Sonderausstellungen (bis auf Weiteres: Damme zwischen den Weltkriegen). Öffnungszeiten: sonntags und mittwochs 15-18 Uhr. Dort gibt es auch zahlreiche Publikationen zur Regionalgeschichte.

Die Wassermühle Höltermann kann auf Anfrage besichtigt werden. Im Gebäude gibt es eine Ausstellung zur Dammer Mühlengeschichte.

In Damme-Dümmerlohausen befindet sich zudem ein Museum mit der Dümmer Vogelschau, die auf Anfrage besichtigt werden kann.

Bauwerke
Kath. Pfarrkirche St. Viktor, neugotischer kathedralartiger Sandstein-Bau, 1904-1906 errichtet, Sockel des Feldstein-Turms romanisch um 1300, gotische Erhöhung, barocke Haube von 1693, neogotische Einrichtung, bemerkenswerte Glasfenster des Historismus'
Ev.-luth. Laurentiuskapelle, neugotischer Bau von 1905, erstes Kirchengebäude der ev. Gemeinde in Damme
Ev.-luth. Pfarrkirche „Zum Guten Hirten“, sachlich gegliederte Hallenkirche von 1959/60, diverse Erneuerungen 2002/2003
Kath. Pfarrkirche St. Mariä Himmelfahrt Osterfeine, neugotische Backsteinbasilika, 1861-64 errichtet, wertvolle historistische Glasfenster
Kath. Pfarrkirche St. Agnes Rüschendorf, Wandpfeilersaal in neugotischen Formen, 1903-1905 errichtet, Turm 1955 modernisiert, historistische Glasfenster
Dielinger Tor, Fachwerkdurchfahrt zum Kirchplatz zu St. Viktor, erbaut 1964 nach historischem Vorbild
Küsterei zu St. Viktor, Fachwerkbau 1957/58 nach historischem Vorbild an gleicher Stelle
Rathaus Damme, Flachdach-Ziegelstein-Bau mit Glasfront-Elementen, 1979-1981 entstanden, Eingangsbereich mit Vorplatz konzentrisch angelegt
Villa Meyer-Holzgräfe, altes Rathaus, Buchhandlung Rinklake, historistisches ehem. Wohngebäude in klassizistischer Manier, späte 1920er Jahre
Haus von der Hoya bzw. ehem. Amtshaus und Amtsgericht, klassizistisches Gebäude im Stil des späten 18. Jahrhunderts (Wappen über dem Portal zeigt die Zahl 1765)
Stadtmuseum bzw. ehem. Bahnstation, als gründerzeitlicher Bau 1900 errichtet, 1952/53 im sachlicheren Stil der Zeit umgestaltet, seit 1992 Museum für Stadtgeschichte
Haus Schilgen, Ackerbürgerhaus von 1820, mehrfach umgestaltet und den Funktionen angepasst, 1900 aufgestockt und verputzt, stadtbildprägendes Gebäude
Wassermühle Höltermann; wesentliche Teile des Fachwerkgebäudes sind 1801 entstanden, ein Kern ist deutlich älter, 1999 restauriert und funktionstüchtig, kleiner Mühlenteich in der Nähe[3]
Wassermühle Meyer-Nordhofe, im Kernbestand von 1734, innere Ausstattung weitgehend erhalten, ohne Gerinne und Wasserrad
Seniorenheim Maria Rast, 1914 als Eisenbahnererholungsheim errichtet, am Landhaustyp des Jugendstils orientiertes Kerngebäude mit drei charakteristischen Giebeln
Textilfabrik Bahlmann & Leiber, Industriebau der Nachkriegszeit mit Bauabschnitten 1949, 1953 und 1957, steht unter Denkmalsschutz
Roberts Hotel („Blechhotel“), fünfachsiges Gebäude mit zweifach gestuftem Walmdach und leicht geschweifter Dachlinie, um 1820 errichtet, Fachwerk gegen Schlagregen um 1885 mit Blechverkleidung geschützt, charakteristisches Aussehen und markante Stellung im Stadtbild
Haus und Gaststätte Butke-Bollmann, Fachwerkbau von 1807
Narrensäule, auf historischer Säule 1999 errichtetes Denkmal des Dammer Narren
Schnatmühle, im Innern gut erhaltene und schrittweise in der Renovierung befindliche achtkantige Holländer-Windmühle auf der „Schnat“ im Ortsteil Borringhausen[4]
Heuerhaus Rohling, Fachwerkbau von 1773 in Borringhausen
Hillgenhüsken, Ihlendorf, Fachwerk-Wegekapelle zum Hof Grever, erbaut 1715, 1990 renoviert
Kophankesche Kapelle, Kemphausen, 1956 errichtet, Fachwerk mit reichhaltigen Schnitzereien versehen
Meierhof Nordhofe und Bexadde-Hof Pohlmann, beide als Putzbau 1854 bzw. 1853 als integriertes Wohn- und Wirtschaftsgebäude errichtet
Hof Josef Meyer bzw. Wolking-Robke, Oldorf, reichhaltig gestalteter Giebel des Fachwerkgebäudes von 1813
Wohnhaus Bosche, Oldorf, ungewöhnliches Wohnhaus mit Jugendstil- und Neobarock-Elementen, 1927 errichtet
Hof Meyer-Hülsmann, vorm. Clausing, Osterdamme, Werk der berühmten Dammer Baumeister-Familie Schumacher, 1778 errichtet; die älteste urkundliche Erwähnung Dammes ist mit dieser Hofstelle verbunden
Meierhof Osterfeine, 1848 im Kammerfach (Wohnbereich) erweiterter Vierständer-Fachwerkbau von 1769, 1990 renoviert
Geschäftshaus Josef Pohlschneider, Osterfeine, Haus mit außergewöhnlicher Architektur zwischen Art Deco und Internationalem Stil, erbaut 1932/33
Hof Gr. Sandermann, Rüschendorf, eines der ältesten Fachwerkgebäude im Kreis Vechta, errichtet 1764, im Giebel Schnitzarbeiten vom Rüschendorfer Meierhof (1664)
Hof Trimpe-Lampe, Sierhausen, reetgedeckter Fachwerkbau von 1769
Ziegelei Stölting, Wempenmoor, 1875 gegründet, erhaltene Ringofenanlage von 1902, 1962 wegen Bergschäden des nahe gelegenen Eisenerzbergwerks stillgelegt, Renovierung steht an
Ehem. Bergwerksgebäude, Wempenmoor, Eingangsbereich mit Pförtnerhaus von 1954, Verwaltungsgebäude von 1958, Maschinenhaus von 1953 und Mannschaftskaue von 1954 erhalten, 100 m nördlich der zugehörige „Kleine Klärteich“ für die „Erzwäsche“
Schweizerhaus, Ausflugslokal in der „Oldenburgischen Schweiz“ mit langer Tradition seit 1886, jetziges Gebäude nach einem Brand 1983 als Fachwerk nach dem Vorbild des Vorgängerbaus errichtet
Aussichtsturm auf dem Mordkuhlenberg (142 m), 22 m hoher Turm mit Aussichtsplattform
Naturschutz-Zentrum Dammer Berge, seit 1995 Zentrum für die ökologische Arbeit des NABU, eingerichtet auf dem Gelände und in Gebäuden der ehemaligen Muna (Munitionsanstalt), wofür die Reichswehr verschiedenartige Zweck-Bauten ab 1935 erstellte, die ab 1959 auch von der Bundeswehr genutzt wurden.
Militärischer Fernmeldeturm auf dem Signalberg
134 Meter hoher Fernmeldeturm der Deutschen Telekom AG auf dem Signalberg

Kunst
Augenfälligstes Beispiel für Kunst im öffentlichen Raum ist der Dammer Skulpturenpfad, eine Initiative des Kunst- und Kulturkreises Damme e. V., den dieser seit 1994 ständig ergänzt. Vielfältige Kunstwerke im Innenstadtbereich von überregional bekannten Künstlern laden zum Verweilen und zur differenzierten Betrachtung ein, unter anderem die Figuren von Leonard Wübbena, Gerhard A.O. Schmidt, Klaus Duschat und Cornelia Weihe.[5][6] Insgesamt stehen in der Dammer Innenstadt mittlerweile 36 Skulpturen. Dies dürfte die größte Freilichtkunstschau im gesamten Weser-Ems-Gebiet sein.

(Quelle: Damme auf Wikipedia)

Autor:

Volker Szmania aus Essen-Süd

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