Ausstellung „Regen, Schnee & Hagel. Vom Wetterbericht bis zum Klimawandel“ im Schiffshebewerk Henrichenburg
Auf den ersten Blick sieht die Kanone aus wie ein altes Kriegsgeschütz. Aus dem großen Trichter kamen aber keine Kugeln, sondern Schwarzpulver und Druckluft. Und der Feind lauerte auch nicht im Schützengraben, sondern in den Gewitterwolken am Himmel.
Die historische Hagelkanone gehört zur Ausstellung „Regen, Schnee & Hagel. Vom Wetterbericht bis zum Klimawandel“, die bis zum 9. Februar 2014 im LWL-Industriemuseum Schiffshebewerk Henrichenburg zu sehen ist.
Die mit Unterstützung der Emschergenossenschaft realisierte Schau zeigt, wie Niederschlag in den verschiedenen Formen entsteht und welche Anstrengungen Menschen seit jeher unternehmen, um das Nass von oben zu erforschen, das Wetter vorherzusagen und sich vor den Folgen von Unwettern zu schützen.
Das Spektrum der Ausstellungsstücke reicht vom größten Hagelkorn bis zur kleinsten Schneekugel der Welt, vom Wolkenatlas bis zum Wetterhäuschen, vom Damen-Gummistiefel aus den 1960er Jahren bis zum Regenschirm von Bundestagspräsident Norbert Lammert. Am weitesten gereist ist ein Holztablett, mit dem der amerikanische „Schneeflockenmann“ und Pionier Wilson Bentley die filigranen Objekte für seine Forschungen und Fotografien auffing. Auf einem Bildschirm flimmern Ausschnitte von Wettervorhersagen aus den Anfängen des Fernsehens.
Die Präsentation im Hafengebäude des Schiffshebewerks spricht viele Sinne an: Dortmunder Hochwasseropfer steuerten beschädigten Hausrat bei und berichten an Hörstationen über die Folgen des Jahrhundertregens vom 26. Juli 2008. Im Bereich „Klimawandel“ kann jeder über einen Touchscreen seine persönliche CO2-Bilanz ziehen. Das mit 20 Zentimetern Durchmesser größte Hagelkorn der Welt, das am 23. Juli 2010 in South Dakota herunterkam, kann man in die Hand nehmen. Die Kunststoff-Nachbildung ist zwar nicht eiskalt, wiegt aber wie das Original 875 Gramm. An einer Magnetwand können Besucher Bauernregeln zusammenpuzzeln. Kinder dürfen am Basteltisch mit Schere und Papier ihre eigenen Schneeflocken kreieren.
„Das Thema ist so vielseitig wie spannend und betrifft jeden auf unterschiedliche Weise. Wir haben versucht, besonders interessante Facetten herauszugreifen und auch ganz aktuelle Entwicklungen mit einzubeziehen“, erklärt LWL-Museumsleiter Dr. Arnulf Siebeneicker. So wurden mit Hilfe eines digitalen Bilderrahmens kurzfristig Fotos vom Einsatz des Technischen Hilfswerks Marl beim jüngsten Elbehochwasser in Magdeburg in die Inszenierung mit Schlauchboot und Sandsäcken integriert.
Beim Thema „Niederschlagsrecycling“ steht die Frage im Mittelpunkt, was mit den Wassertropfen passiert, nachdem sie auf die Erdoberfläche treffen. Welche Strategien wendet man heute an, um das Regenwasser möglichst effizient und umweltschonend in den Kreislauf zurückzuführen? Für die Emschergenossenschaft ein wichtiges Thema: „Im Rahmen unseres Projekts ‚Zukunftsvereinbarung Regenwasser‘ wollen wir innerhalb von 15 Jahren etwa 15 Prozent des Regenwassers von der Kanalisation abkoppeln. Sauberes Regenwasser gehört nicht in Schmutzwasserkanäle, sondern in Bäche und Flüsse“, erklärte Rüdiger Brand, Geschäftsbereichsleiter Unternehmenskommunikation bei der Emschergenossenschaft.
Konzept und Umsetzung der Ausstellung lagen in den Händen des Dortmunder Büros „dingedurchdenken“. Anne Wieland, Kerstin Wölki und Anne Overbeck haben die vielen erstaunlichen Fakten rund um das Nass von oben spannend verpackt. Vieles wird die Besucher überraschen, zum Beispiel die Erkenntnis, dass Regen gar nicht tropfenförmig ist. „Kleinere Tropfen sind kugelrund; größere durch den Luftwiderstand unten abgeflacht“, so Kerstin Wölki. Und wer weiß schon, dass eine einzige Schneeflocke aus 10 Millionen Eiskristallen besteht und jede einzigartig ist?
Beim Gang durch die Ausstellung können Besucher viele Geschichten am Rande entdecken, zum Beispiel die über die Erfindung des „Knirps“ in den 1920er Jahren. Der Blick in eine Gefriertruhe zeigt die Geschichte des Wolkentüftlers Vincent Schaefer.
Falls es regnen sollte - in Waltrop kommen pro Jahr immerhin 813 Liter pro Jahr herunter - können sich Besucher aus einem Automaten mit dem schönen Namen „Dry2 go“ für 3 Euro einen Regenschirm ziehen und en passent noch schnell einen Blick auf 20 stimmungsvolle Regenfotos werfen.
Die Ausstellung „Regen, Schnee & Hagel. Vom Wetterbericht bis zum Klimawandel“ ist bis zum 9. Februar 2014 im LWL-Industriemuseum Schiffshebewerk Henrichenburg in Waltrop zu sehen. Öffnungszeiten sind dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr.
Autor:Lokalkompass Waltrop aus Waltrop |
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