Installationen von Young-Jae Lee im Schiffshebewerk Henrichenburg

Young-Jae Lee mit einer ihrer Schalen im Trog des Schiffshebewerks Henrichenburg. Foto: LWL / Hudemann
  • Young-Jae Lee mit einer ihrer Schalen im Trog des Schiffshebewerks Henrichenburg. Foto: LWL / Hudemann
  • hochgeladen von Lokalkompass Waltrop

Der gewaltige Trog des Schiffshebewerks Henrichenburg ist ein nüchterner Raum aus Stahl, 70 Meter lang, von Ingenieuren konstruiert und in erster Linie funktional. In den kommenden Monaten verwandelt sich dieser technische Ort in eine poetische Landschaft. Im Trog des Industriedenkmals stellt die international renommierte Keramikerin Young-Jae Lee 108 große Schalen auf. „Vessels“ heißt ihre Installation, die der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) bis zum 16. Juni in seinem Industriemuseum in Waltrop zeigt.

Der englische Begriff ist in der Übersetzung doppeldeutig; er steht gleichermaßen für Gefäße wie für Schiffe. „Es wird spannend sein zu sehen, wie die Installation die Wahrnehmung dieses von Ingenieuren konstruierten technischen Raums verändert“, erklärt Museumsleiter Dr. Arnulf Siebeneicker.
Er hatte die 1951 in Seoul geborene Künstlerin im September 2011 eingeladen, das Schiffshebewerk Henrichenburg zu besuchen. „Sofort faszinierte sie der in das Stahlgerüst eingespannte Trog, weil er Form, Rhythmus und Struktur hat, aber zugleich unprätentiös ist. Er wurde ja von Ingenieuren erdacht, die vor allem die Funktionalität der Anlage im Blick hatten“, so der Museumsleiter.

Das Atelier von Young-Jae Lee liegt auf dem Gelände der Zeche Zollverein in Essen. Dort leitet sie außerdem seit 1987 die Keramische Werkstatt Margarethenhöhe. Diese Manufaktur geht auf eine Stiftung von Margarethe Krupp aus dem Jahr 1924 zurück und wurde in ihrer Anfangszeit von Bauhauskünstlern geprägt. Young-Jae Lee fasst ihre meisterhaft gearbeiteten Schalen und Vasen zu großen Ensembles zusammen. Ihre Installationen waren unter anderem bereits in der Pinakothek der Moderne in München und im Museum für Asiatische Kunst der Staatlichen Museen zu Berlin zu sehen.

Schon länger plante Young-Jae Lee, eine neue Werkgruppe zu schaffen. Dabei sollte es sich um flache Schalen handeln, die die Künstlerin gerade noch selbst auf der Töpferscheibe drehen kann. Daraus ergibt sich ein Durchmesser von etwa 55 Zentimetern - eine Herausforderung, die Erfahrung und Können voraussetzt. Inspiriert wurde die Künstlerin bei ihrem Projekt auch durch Musik. Aus einer Aufführung des Stückes „Quatuor pour la fin du temps“ („Quartett auf das Ende der Zeit“) von Olivier Messiaen schöpfte sie inhaltliche Bezugspunkte für ihre neue Werkgruppe. Der Franzose greift in seiner Komposition das Motiv der sieben Schalen der Apokalypse aus dem Johannes-Evangelium auf.

Mit dem Trog des Schiffshebewerks hatte Lee einen Ort gefunden, der so dimensioniert war, dass er nach Gegenständen dieses Formats verlangte. „Sie hat sich nach dem Besuch in Waltrop förmlich in die Arbeit gestürzt und in schneller Folge eine große Menge dieser Schalen angefertigt - eine ebenso anspruchsvolle wie kraftraubende Tätigkeit“, erklärt Siebeneicker. Nicht sieben Schalen wie in der Apokalypse, sondern 108 neu geschaffene Objekte werden nun im Schiffshebewerk zu sehen sein.

Zeitgleich zur Installation im Trog ist im Hafengebäude des Hebewerks eine Auswahl von Lees bisherigem Werk ausgestellt. Begleitet werden die Objekte durch Gemälde der koreanischen Malerin Sooyeon Hong. Deren Bilder bestehen aus mehreren Farbschichten, die übereinander gelegt werden. Dadurch entstehen wolkenförmige Gebilde, die über die Leinwand zu gleiten scheinen.

Information
Die Ausstellung „Vessels. Installationen von Young-Jae Lee“ läuft bis zum 16. Juni im LWL-Industriemuseum Schiffshebewerk Henrichenburg, Am Hebewerk 2. Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr.

Sonntag, 5. Mai, 11 bis 16 Uhr: Museumsfest. Töpfer der Keramischen Werkstatt Margaretenhöhe stellen ihre Arbeit vor. Eintritt frei.

Dienstag, 21. Mai, 10 bis 14 Uhr: Ferienaktion für Kinder von acht bis zwölf Jahren mit Töpfern der Keramischen Werkstatt Margarethenhöhe. Kosten: 5 Euro (zzgl. Museumseintritt); Anmeldung erforderlich unter Tel. 02363/9707-0.

Autor:

Lokalkompass Waltrop aus Waltrop

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.