Geigenbauer in Recklinghausen

Drei Celli
8Bilder

Nicht immer hängt für Musiker der Himmel voller Geigen. Schon gar nicht, wenn ihr Instrument beschädigt ist. Zum Glück zog Kurt Gläsel, einer der wenigen Geigenbauer Deutschlands, im Oktober 2015 mit seiner Werkstatt nach Recklinghausen.

Viele Jahre führte der in Musikerkreisen bekannte Geigenbauer seine Werkstatt in Gelsenkirchen, in Kooperation mit dem Musikalienhandel seines Bruders. Als dieser sein Geschäft schloss, suchte sich Kurt Gläsel eine Werkstatt in Recklinghausen auf der Breiten Straße 29. Nur ein einfaches Namensschild weist hier auf die helle geräumige Werkstatt im ersten Obergeschoss, die nun viel näher an seinem Wohnort in Marl liegt.
Nicht nur sein Bruder und seine Tante widmeten sich dem Musikgeschäft. Eröffnet wurde das Gelsenkirchener Geschäft einst von Kurt Gläsels Großvater Otto im Jahre 1919. „ Doch die Tradition unserer Geigenbauer-Familie geht bereits auf das Jahr 1720 zurück“, erzählt der Enkel.
Schon in seiner Jugend stand für Kurt Gläsel fest, dass er den Beruf des Geigenbauers erlernen möchte. „Nach dem Abitur habe ich jedoch zuerst drei Semester Maschinenbau studiert, da mir vorschwebte, den Geigenbau später maschinell zu betreiben.“
Doch schon bald merkte er, dass ihm die filigrane Feinarbeit des traditionellen Handwerkes viel mehr am Herzen lag. Drei ein halb Jahre absolvierte der heute 62-Jährige die Geigenbauschule in Mittenwald.
1981 machte er sich auf Einladung seines Onkels auf den Weg nach Amerika. „Der Bruder meines Vaters betrieb in Cleveland einen Großhandel mit Werkstatt und befasste sich mit dem Neubau von Geigen, Celli und Bässen. Er wollte sein Geschäft europaweit ausbauen“, erinnert sich Kurt Gläsel an seinen halbjährigen Aufenthalt. „Die Idee war, dass ich in Deutschland die Leitung des Unternehmens übernehmen sollte.“ Doch dann kam alles anders. Die Zulieferfirma wurde von einem englischen Unternehmen aufgekauft.
Zurück in Deutschland erlangte Kurt Gläsel mit seiner Geigenbau-Werkstatt schon bald einen guten Namen. Zahlreiche Musiker legten ihr wertvolles Instrument in seine fähigen Hände. Auch alte Italiener wie Stradivari und Gagliano waren dabei.
„Der Beruf des Geigenbauers befasst sich in erster Linie mit der Pflege, Wartung, Reparatur und Restauration von Streichinstrumenten“, sagt Kurt Gläsel. „Zum Bau neuer Geigen bleibt mir jedoch kaum Zeit. Auch die Instandsetzung von Bögen liegt meist in der Hand des Geigenbauers.“
Viele Musiker sowie Privatpersonen gehören mittlerweile zu seinen Stammkunden, zum Beispiel Streicher der Neuen Philharmonie Westfalen. Auch junge Musiker des Jugendsymphonie-Orchesters Recklinghausen und Musikschulen zählen dazu.
Kurt Gläsel freut sich sehr darüber, dass junge Leute sich dem Geigenspiel widmen. Er ist sich sicher, der traditionsreiche Geigenbau hat noch eine aussichtsreiche Zukunft und gehört noch lange nicht zu den aussterbenden Berufen.

Autor:

Petra Pospiech aus Recklinghausen

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.