FVSB
Freud und Leid bei der Jahresmitgliederversammlung
Mit Freude über den gelungenen Grillabend am Vortag eröffnete Karl Kristian Woelm als Vorstandsvorsitzender des Fachver-bandes Schloss- und Beschlagindustrie (FVSB) die Jahresmitgliederversammlung am 11. Juni im Verbandshaus zu Velbert. Er ließ für die knapp 60 Teilnehmer die jüngsten Höhen und Tiefen der Branche Revue passieren und verwies dabei auf die wichtige Rolle des Fachverbandes: „Das Interesse an Verbandsarbeit nimmt zu, weil die Unternehmen merken, dass sie das heute erforderliche umfangreiche Wissen nicht mehr allein zusammentragen und à jour halten können.“ Daher und aufgrund des guten Netzwerkes sei diese Arbeit für jedes Mitglied wertvoll.
Zum Auftakt begrüßte Geschäftsführer Stephan Schmidt das neue Vorstandsmitglied: Hans-Ulrich Sachse hat für Gretsch-Unitas die Nachfolge von Julius von Resch angetreten, der Ende November 2023 plötzlich verstorben war. Sein Bruder Michael von Resch hat Herrn Sachse mit einigen Aufgaben seines verstorbenen Bruders beauftragt, unter anderem mit der Vorstandsarbeit im Fachverband.
Über die zahlreichen verbandsinternen Themen berichtete neben Stephan Schmidt auch Silke Koppers als Referentin für Projektmanagement. Unter anderem wurde dabei bekannt gegeben, dass am 4. Dezember 2024 im Hause des Fachverbandes die SmartHome-Expertenrunde Nordrhein-Westfalen stattfinden wird. Sie ist Teil von SmartHome Deutschland e.V. und trifft sich regelmäßig zu verschiedenen Schwerpunkten im Bereich Smart Home. Für das Thema Smart-Security und damit für den Systemzusammenhang von smarten Schlössern, Türen und Fenster fungiert der Fachverband als Gastgeber. Die Expertenrunde dient dem außerwettbewerblichen Informations- und Meinungsaustausch und dem Ausbau der Kontaktnetzwerke.
Nach der anschließenden Entlastung des Vorstandes und der Geschäftsführung wurden für die neuen Vorstandsmitglieder und neuen Vertreter der Mitglieder die mit dem Verband verbundenen Organisationen vorgestellt: Stephan Schmidt berichtete über die Gütegemeinschaft Schlösser und Beschläge e.V., Institutsleiterin Andrea Horsthemke stellte das Prüfinstitut Velbert (PIV) vor und Geschäftsführer Manuel Fomby referierte über die AGQS Qualitäts- und Umweltmanagement GmbH in Remscheid. Ferner berichtete Generalsekretär Hans Weissenböck über die Arbeit der ARGE, dem europäischen Verband der Schloss- und Beschlaghersteller.
Negativtrend setzt sich fort
Über die derzeitige wirtschaftliche Lage der Mitglieder hatte der stellvertretende FVSB-Geschäftsführer Holger Koch bereits am Vortag der Versammlung in einer einstündigen Prognosesitzung berichtet. Demnach kommt die Flaute im Wohnbau nach Lagerabbau bei Händlern und Verarbeitern nun auch verstärkt bei der deutsche Schloss- und Beschlagindustrie an – nach neun Jahren Wachstum beim Produktionswert sind seit dem vierten Quartal 2022 Rückgänge zu verzeichnen, die auch dieses Jahr anhalten dürften. Eine Trendumkehr zeichnet sich noch nicht ab. Die Hersteller haben im Jahr 2023 einen Umsatz von 8,07 Milliarden Euro erzielt, was ein Minus von 4,4 Prozent bedeutet. Der Auslandsumsatz liegt bei knapp 50 Prozent. Das Produktionsvolumen im Gebäudesektor sank ebenfalls um 4,4 Prozent auf 3,42 Milliarden Euro, im Möbelbereich sogar um 14,3 Pro-zent auf 1,29 Milliarden Euro. Dementsprechend wundert es nicht, dass das Gros der Mitglieder für dieses Jahr keine Verbesserung auf dem deutschen Markt erwartet, wie eine verbandsinterne Umfrage ergeben hat. Der Auftragseingang stieg im März gegenüber dem Vormonat kalender- und saison-bereinigt real um ein Prozent. Der Indexwert liegt nun nach der Umstellung des Indexjahres 2021=100 bei 77,3. Der Auftragsbestand bewegte sich im März gegenüber dem Vormonat kalender- und saisonbereinigt mit real -0,8 Prozent erneut nach unten.
Da die Nachhaltigkeit derzeit ein dringliches Thema ist und viele Unternehmen mit den verschiedenen EU-Richtlinien in die Pflicht genommen werden, traf der abschließende Vortrag den Nerv der Mitglieder: Andreas Schneider, Geschäftsführer von StahlmarktConsult in Leverkusen, referierte zum Thema CBAM. Der Carbon Border Adjustment Mechanism ist ein EU-Instrument, um faire Preise für die CO2-Emissionen bei der Fertigung bestimmter CO2-intensiver Waren zu bestimmen, die in die EU eingeführt werden, und um eine sau-berere Industrieproduktion in Nicht-EU-Ländern zu fördern. CBAM wird seit Oktober 2023 schrittweise eingeführt, um die betroffenen Unternehmen innerhalb und außerhalb der EU schrittweise an die Berichtspflichten und Me-thoden zur Ermittlung von eingebetteten Emissionen nach den Vorgaben des EU-Emissionshandelssystems heranzuführen. Allerdings, so warnte Andreas Schneider eindringlich, sei der quartalsweise zu leistende CBAM-Bericht mit einem hohen und komplexen administrativen Aufwand verbunden.
Zunächst wird das Instrument für Strom, Zement, Eisen und Stahl, Aluminium, Düngemittel und Wasserstoff gelten. Die Verfahren zur Herstellung dieser Produkte sind besonders CO2-intensiv und deshalb einem hohen Risiko zur Verlagerung von CO2-Emissionen ins Ausland ausgesetzt, dem so genannten Carbon Leakage (CL). Deutlich wurde bei dem Vortrag jedoch auch, dass alle metallverarbeitenden Betriebe von CBAM betroffen sind. Freude kam bei den anwesenden Mitgliedern darüber zwar nicht auf, aber die Gewissheit, dass diese Aufgabe mit Unterstützung des Verbandes angegangen und in ihrem Ausmaß hoffentlich noch verringert wird.
Die nächste FVSB-Jahresmitgliederversammlung findet am 24. Juni 2025 statt – und auf Wunsch der Mitglieder wieder mit einem Grillevent am Vorabend.
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