Energie: Schwierige Zeiten
Tafel Niederberg kämpft mit steigenden Preisen, Kosten und Kundenzahlen
Die Tafel Niederberg gerät in Schieflage. Die Spendenbereitschaft der Lebensmittelhändler hat drastisch abgenommen und auch die Suche nach ehrenamtlichen Mitarbeitern gestaltet sich immer schwieriger. Die Anzahl der Tafelgäste, die auf Lebensmittelspenden angewiesen sind, steigt jedoch stetig.
Ein ganz normaler Dienstagmittag bei der Tafel in Velbert-Mitte. Ein alphabetisches System in Rotation verhindert übermäßige Schlangenbildung und so wandern für zwei Euro frische und haltbare Lebensmittel in die Tüten der Tafelkunden.
Von Astrid von Lauff
Unter ihnen Volker M. Coronabedingt geriet sein Dreipersonen-Haushalt finanziell in Schräglage, erzählt er. „Arbeit zu finden, wurde für mich immer schwieriger. Dann stiegen die Lebensmittel- und Energiepreise. Ohne die Tafel hätten wir das nicht mehr geschafft, obwohl meine Frau noch Arbeit hat.“ Doch wie lange diese Hilfe weiterhin so reibungslos angeboten werden kann, ist nicht sicher. „Die Zahl unserer Gäste hat sich im vergangenen Jahr an unseren drei Standorten Velbert, Heiligenhaus und Wülfrath mehr oder weniger verdoppelt“, so Tanja Högström, Koordinatorin bei der Tafel Niederberg. „Ältere Menschen, Alleinerziehende, Flüchtlinge und auch immer mehr jüngere Menschen weisen ihre Bedürftigkeit nach und erhalten die Tafelkarte. Doch die Supermärkte gehen immer mehr dazu über, Lebensmittel, die sonst an die Tafel gespendet wurden, durch spezielle Rabattaktionen selbst zu vermarkten.“ Teilweise leere Regale, gerade bei frischen Lebensmitteln, seien daher keine Seltenheit mehr, sind sich die Velberter Standortleiterinnen Brigitte Schmitz und Monika Hülsiepen einig. Inzwischen gebe es Tage, da klappere das Fahrerteam der Tafel einen Supermarkt nach dem anderen ab, ohne eine einzige Spende zu erhalten. Tanja Högström: „Auf diese Situation mussten wir reagieren. Neukunden haben jetzt nur noch ein Mal in der Woche die Möglichkeit, Lebensmittel zu erhalten. Sollte sich die Situation nicht ändern, werden davon bald auch Bestandskunden betroffen sein.“ Auch die Tafel selbst ächzt momentan unter den stark gestiegenen monatlichen Fixkosten von insgesamt 10.000 Euro an den drei Standorten. „Neben der Miete sind es die hohen Energiekos-ten für unsere Kühlhäuser, die Lieferfahrzeuge und die Hygieneschutzmaßnahmen, die zu Buche schlagen“, so Högström. Zumindest ein Teil dieser Kosten übernimmt nun das Land.
"10 Euro"-Dauerspender wären eine Idee
„Zwischen Oktober und Februar 2023 können wir für jeden Monat 1.500 Euro beim Land beantragen. Das ist zumindest ein kleiner Lichtblick.“ Ein Lichtblick ist die Tafel auch für Sabine Mohr. Als sie krankheitsbedingt ihren Job verliert und finanziell nicht mehr über die Runden kommt, entschließt sie sich, im März zur Tafel zu gehen. „Ich bin dankbar und froh diese Möglichkeit zu haben. Die freundliche Atmosphäre hier und die vielen netten Leute sind eine Bereicherung.“ Um auch weiterhin Menschen, wie Sabine Mohr helfen zu können, braucht die Tafel verstärkt Lebensmittel und Geldspenden. „Wir freuen uns über jede Spende. Viele Unternehmen unterstützen uns, aber auch private Spenden und seien es eigene Äpfel oder Gemüse aus dem Garten, helfen uns weiter. Mein Traum wäre es, die Last auf viele Schultern zu verteilen“, so Tanja Högström. „Würden 1.000 Dauerspender monatlich zehn Euro spenden, könnten wir unsere Kosten dauerhaft und sicher decken.“
Mehr Infos
Mehr Informationen zu Spenden oder ehrenamtlicher Mitarbeit gibt es unter: Tel. 02051/4170042 oder E-Mail: tafel.niederberg@bergische-diakonie.de oder unter www.bergische-diakonie.de/tafel
Autor:Harald Landgraf aus Dinslaken |
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