Redner zweifeln am Sinn eines Gewerbegebietes "Große Feld"
Erosion bei den Industrie-Befürwortern

Mit zahlreichen Transparenten und Plakaten zogen die Demonstranten durch die Velberter Innenstadt und protestierten die geplante Bebauung der Freifläche "Große Feld" an der Langenberger Straße.  | Foto: Ulrich Bangert
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  • Mit zahlreichen Transparenten und Plakaten zogen die Demonstranten durch die Velberter Innenstadt und protestierten die geplante Bebauung der Freifläche "Große Feld" an der Langenberger Straße.
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„Wir sind hier, wir sind laut, weil man unsere Stadt versaut!“, skandierten die rund 250 Demonstranten, die am Protestzug der Bürgerinitiative "Große Feld" teilnahmen.

Die Protestler hielten Plakate hoch, auf denen „Grün statt Grau“ oder die Bebauung von Industriebrachen statt Ackerflächen gefordert wurde.
Es geht darum, dass eine 27 Hektar umfassende Ackerfläche an der Langenberger Straße in ein Gewerbegebiet umgewandelt werden soll, damit Steuern in die Stadtkasse kommen. Eine Mehrheit von CDU und SPD hat das Verfahren in Gang gebracht, aber die Sozialdemokraten erhalten Gegenwind aus den eigenen Reihen. Die Jusos prangern an, dass 20 Millionen Euro Erschließungskosten im Feld versenkt werden sollen. „Grüne Flächen sind wahre Oasen, die dürfen nicht geopfert werden“, verlangt Sonja Deinert, die nicht nur in der Jugendorganisation, sondern auch im Beirat des SPD-Ortsvereins aktiv ist. "Natürlich ist die Schaffung von Arbeitsplätzen ein lohnendes Ziel, aber nicht im Tausch gegen unsere Natur.“ Juso-Vorsitzender Hendrik Olschewski möchte keine Experimente auf Kosten der Zukunft, er bezweifelt, dass viele Arbeitsplätze entstehen.

Unterstützung erhält er durch die FDP, die eher nicht für grüne Politik, sondern für Wirtschaftsnähe bekannt ist. „Ich kenne keinen Investor, der Velbert erkoren hat“, bekennt der FDP-Ratsfraktionsvorsitzende Thorsten Hilgers. Die topografischen Bedingungen sind schlecht für ein Gewerbegebiet, aber Hilgers ist überzeugt, dass dies technisch machbar ist. „Jede Lösung zur Herrichtung wird viel Geld kosten, deshalb glaube ich nicht, dass wir mehr Gewerbesteuer bekommen." Daneben kritisiert der Liberale die Wirtschaftspolitik von Velbert: "Es wurde zu lange auf Schloss und Beschlag gesetzt, man hätte früher umdenken müssen."

Martin Schwarz verweist auf die ankündigten Entlassungen bei den Automobilherstellern und deren Zulieferern. „Eine Diskussion, ob wir das Gewerbegebiet in 20 Jahren noch brauchen, findet nicht statt“, bemängelt der Fraktionschef der Piraten im Rat und mahnt, dass verantwortungsvolle Politik nicht den Landwirten das Einkommen entziehen darf. Aus der Sicht der Bauern schilderte Michael Greshake die Auswirkung der Versiegelung immer weiterer Flächen, wobei es nicht nur um das "Große Feld" geht. „Der Flächenentzug beschleunigt den Zwang zur Intensivierung“, weiß der Ortslandwirt und betonte den Wert der Freiflächen, die bedeutend für das Wohlbefinden der Menschen sind. „Die Null-Zins-Politik trägt dazu bei, dass Ressourcen verbraucht werden. Wir Landwirte sind keine Verweigerer von gewerblicher Nutzung“, stellte Greshake klar, aber er ärgert sich, dass Brachen nicht wieder für Industrie genutzt werden. „Eine gewerberechtliche Nutzung des Woeste-Geländes hätte das große Feld entbehrlich gemacht.“

Arthur Busse, Vorsitzender der Bürgerinitiative "Große Feld", sah am Ende der Kundgebung eine gewisse Erosion bei den Befürwortern des geplanten Gewerbegebietes.

Mit zahlreichen Transparenten und Plakaten zogen die Demonstranten durch die Velberter Innenstadt und protestierten die geplante Bebauung der Freifläche "Große Feld" an der Langenberger Straße.  | Foto: Ulrich Bangert
Autor:

Maren Menke aus Velbert

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