65 Jahre Landsmannschaft Schlesien in Velbert
Der Ortsverband der Landsmannschaft Schlesien besteht seit 65 Jahren. Das möchten die Verbandsmitglieder feiern, wenngleich auch die Gründung der Landmannschaft durch die Vertreibung der Schlesier aus ihrer Heimat keinen glücklichen Grund hat. Damian Spielvogel, Vorsitzender des Ortsverbandes Velbert, sprach mit Isabel Nosbers.
Herr Spielvogel, weshalb wurde der Ortsverband Velbert der Landsmannschaft Schlesien vor 65 Jahren gegründet? Welche Zwecke und Ziele hat der Verband?
Damian Spielvogel: "Die geflüchteten und vertriebenen Schlesier waren zunächst seit 1948 Teil der Interessengemeinschaft der Ostvertriebenen in Velbert. 1951 fand dann die erste Zusammenkunft der Schlesier im „Bürgerhaus“ in Velbert statt, dabei wurde die Gemeinschaft „Schlesische Landsmannschaft“ durch Frau Oberin Meta Priedemann ins Leben gerufen. Der in den Satzungen niedergelegte Aufgabenkreis des Verbandes erstreckte sich in erster Linie auf die ,Förderung der landsmannschaftlichen, kulturellen und sonstigen Belange der Schlesier', unter Wahrung strikter parteipolitischer und konfessioneller Neutralität, so die Bestimmungen der Gründungsjahre. 65 Jahre später liegen die Schwerpunkte auf der Bewahrung der Kultur, Identität und auch der Förderung des Zusammengehörigkeitsgefühls, ohne dabei die Satzungsvorgaben zu vernachlässigen."
Was verstehen Sie unter der Brauchtumspflege?
Damian Spielvogel: "Brauchtumspflege ist für viele Menschen nur das Sichtbare, beispielsweise das Tragen der Trachten. Brauchtum umfasst aber auch die sogenannte Alltagskultur. Dazu gehören bestimmte Bräuche, Verhaltensweisen, Traditionen und diese beginnen schon in der Küche und enden bei der Religiosität. Daher veranstalten wir immer wieder ,schlesische' Gottesdienste sowie kulturelle Nachmittage, bei denen diese Bräuche und Traditionen gelebt, gezeigt und beschrieben werden."
Wie viele Mitglieder hat die Landsmannschaft derzeit in Velbert und wie viele Mitglieder gibt es deutschlandweit?
Damian Spielvogel: "Hier in Velbert haben wir rund 260 Mitglieder. Da aber an jedem registrierten Mitglied meistens noch ein Partner oder eine Familie hängt, sind es insgesamt gut 400. Bundesweit gibt es noch knapp 200.000 Personen, die Mitglied in der Landsmannschaft Schlesien sind."
Seit wann sind Sie bei der Landsmannschaft aktiv und welche herausragenden Erinnerungen haben Sie an diese Zeit? Weshalb engagieren Sie sich für den Velberter Ortsverband?
Damian Spielvogel: "Mit 18 Jahren wurde ich Mitglied, damals teilweise von Gleichartigen belächelt, die meinten, dass nach zehn Jahren das alles vorbei sein werde. Zum Glück irrten sie sich! Es war das Interesse an der Geschichte Schlesiens und Deutschlands, die mich zu der Landsmannschaft Schlesien führten. Ich wurde sehr schnell in den örtlichen Vorstand gewählt und langsam und so allmählich hat die Landsmannschaft mein ,Leben bestimmt'. Anfangs war es eine Suche nach Gleichgesinnten, nach Gemeinschaft, später wurde es – auch wenn es so hochgestochen klingt – die kleine persönliche Übernahme der Verantwortung der Pflege des schlesischen Erbes, und zwar in einer Gesellschaft, die die Erinnerungskultur immer mehr vernachlässigt."
Welche regelmäßigen Aktivitäten und Festivitäten gibt es von der Landsmannschaft? Welche Traditionen werden dank der Brauchtumspflege am Leben erhalten?
Damian Spielvogel: "Das traditionelle Jahresprogramm mit Veranstaltungen wie Tagesausflügen, Kulturnachmittagen, Barbarafeier und Weihnachtsfeier wurde in den letzten 15 Jahren um neue Veranstaltungen wie beispielsweise Schlesien-Café, Schlesische Maiandacht und St.-Barbara-Gottesdienst erweitert. Seit neuestem fand das schlesische Grill- und Sommerfest Einzug in den Terminkalender. In den letzten Jahren konnten auch Angehörige der jüngeren Generation, teilweise ohne familiären Bezug zu Schlesien, für die Landsmannschaft Schlesien begeistert werden. Viele von ihnen arbeiten aktiv mit. Doch unsere Arbeit ist nicht nur ausschließlich auf Schlesien fixiert. Als Beispiel will ich den St.-Barbara-Gottesdienst nennen: Als im Jahr 2006 die Landsmannschaft Schlesien in Velbert, in enger und guter Zusammenarbeit mit der katholischen St.-Don-Bosco-Gemeinde im Stadtteil Birth, die Feier eines Gottesdienstes zu Ehren der Heiligen Barbara in der St. Don-Bosco-Kirche initiiert hatte, konnte kaum einer ahnen, dass dieser Gottesdienst sich zum ,stillen Höhepunkt' des liturgischen Jahres entwickeln würde, zu dem auch Besucher von außerhalb kommen. Mit diesem Festgottesdienst, der stets am ersten Adventsonntag gefeiert wird, wird unter anderem an die historische, leider schon fast in Vergessenheit geratene, bergmännische Tradition Velberts angeknüpft.
Feier am 23. Oktober
Die 65-Jahr-Feier beginnt am Sonntag, 23. Oktober, um 15 Uhr mit einem ökumenischen Dankgottesdienst in der St. Paulus-Kirche an der Heidestraße 202 in Velbert. Die Festveranstaltung findet im Anschluss ab 16 Uhr im Gemeindesaal von St. Paulus statt.
Autor:Isabel Nosbers aus Essen-Werden |
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