Wenn Implantate den Alarm auslösen
Eigentlich liegen Gürtel, Schmuck und Münzen in der obligatorischen Plastikschale und trotzdem piepts. Künstliche Gelenke oder Schrauben im Körper schlagen bei Sicherheitskontrollen am Flughafen regelmäßig an. Mediziner raten deshalb allen Betroffenen, den dazugehörigen Pass jederzeit bei sich zu tragen.
Für viele Menschen beginnt der Urlaub am Flughafen. Doch bei einigen wird die Vorfreude schon eingetrübt, bevor die Maschine überhaupt abgehoben hat: Während der Sicherheitskontrolle schlägt der Metalldetektor an, das Personal ist alarmiert und der Betroffene irritiert. Gürtel, Uhr, Handy, Schlüssel – eigentlich war doch alles auf dem Band. Dass die Ursache tiefer liegen könnte, kann Reisenden kalt erwischen. Etwa wenn Operationen, bei denen medizinisches Material eingesetzt wurde, schon Jahre her sind. Denn viele Implantate beinhalten metallene Elemente. „Künstliche Gelenke zum Beispiel bestehen noch vielfach aus einer Materialkombination von Titan- oder Stahllegierungen, Keramik und Kunststoffen. Da kann der Alarm in der Röntgenkontrolle trotz des darüber liegenden, schützenden Gewebes anschlagen“, sagt Dr. Hans-Gerd Schmitz, Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am HELIOS Klinikum Niederberg. Wer schon länger nach der Implantation nicht mehr geflogen ist, verliert das leicht aus dem Blick.
Schwierig und nervenaufreibend wird es mitunter, wenn Betroffene den strengen Kontrolleuren im In- und Ausland nicht die dazugehörigen Papiere zu ihren „metallenen Begleitern“ vorlegen können. „Prothesenträger sollten deshalb ihren Implantats-Ausweis immer griffbereit haben. Diesen Gelenkpass stellen die Kliniken aus, die auch die jeweiligen Operationen durchgeführt haben. Wer ein künstliches Gelenk ohne einen Pass bekommen hat, sollte unbedingt in seinem Krankenhaus danach fragen“, erklärt der Mediziner. Vermerkt ist dort die Größe der Prothese, Material, Alter, Datum und an welcher Stelle des Körpers das Implantat sitzt.
Der Ausweis ist in der Regel mehrsprachig, so dass er auf Reisen problemlos verwendet werden kann. „Ein Vorteil ist es, wenn die Hüft- oder Knieprothesen nur aus Titan bestehen, da das Leichtmetall bei der Kontrolle nicht anschlägt“, so Dr. Schmitz. Doch unabhängig davon, sollte auch hier stets der Pass in der Tasche sein. Denn in unerwarteten Notfallsituationen während des Urlaubsaufenthaltes ist das eine wichtige Information für die Ärzte vor Ort. Falls das Dokument bei Reiseantritt nicht vorliegt, kann in manchen Fällen auch ein entsprechendes Röntgenbild nach erfolgter Operation oder eine englischsprachige Bescheinigung des Arztes ausreichen, um das Vorhandensein und die Lage der Metallimplantate beweisen zu können.
Betroffene müssen hier aber auf das Entgegenkommen des Sicherheitspersonals hoffen. Prinzipiell sollten Patienten mit Metallimplantaten grundsätzlich etwas mehr Zeit für den Check-In einplanen. Gleiches gilt für Eingriffe an der Wirbelsäule oder den Gliedmaßen, bei denen Platten, Schrauben oder Stäbe zur Stabilisierung verwendet wurden. Mediziner raten deshalb allen Patienten, die Implantate in der Wirbelsäule haben, sich von der behandelnden Klinik ebenfalls einen Ausweis geben zu lassen. Auch Herzschrittmacher oder Schmerzpumpen können sich bemerkbar machen und sollten mit den dazugehörigen Dokumenten belegt werden können.
Übrigens gilt entgegen der landläufigen Meinung: Für erstere bedeuten die Metalldetektoren beim zügigen Durchschreiten grundsätzlich keine Gefahr. Die Magnetwellen beeinflussen die Funktion eines Schrittmachers in der Regel nur, wenn er ihnen über einen längeren Zeitraum ausgesetzt ist. Und selbst dann fährt er zunächst in den Sicherheitsmodus zurück. Die Neueinstellung des Schrittmachers sollte dann aber ein Arzt übernehmen.
Autor:Andre Tessadri aus Velbert |
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