Wenn Abraham vor der Tür steht, wird gefeiert
Wer das 50. Lebensjahr vollendet, sieht Abraham, wie es so schön heißt. An acht Häusern der Bismarckstraße geschieht das tatsächlich.
Pünktlich um Mitternacht stehen die Nachbarn vor der Tür und präsentieren dem Geburtstagskind einen lebensgroßen Abraham.
Bereits Wochen zuvor haben sich die Nachbarn getroffen. „Die Figur, die wir bauen, soll ja etwas mit dem Jubilar zu tun haben“, so Christel Elsner. In den vergangenen 14 Monaten hatte die verschworene Gemeinschaft viel zu tun: Gleich sechs Nachbarn hatten das 50. Lebensjahr vollendet.
Ganz geheim traf man sich: „Der Beschenkte soll vorher nichts wissen.“ Da wurde in Kleiderschränken gekramt, um die Gestelle aus Dachlatten und Zementfüßen angemessen auszustaffieren.
Angelehnt an die Berufe oder die Vorlieben der Geburtsagsjubilare wurden die Figuren gestaltet. So kamen eine Bürofrau, ein Angler, eine Disco-Queen, ein Prinz und ein Oldtimer-Schrauber zusammen. „Klar, dann wurde zünftig gefeiert.
Um angemessen den Festtag zu begehen, haben die Pärchen der Nachbarschaft gemeinsam einen Tanzkurs besucht“, berichtet Christel Elsner, die auch 50 Jahre alt wurde und eine „Sarah“ bekam, die Frau Abrahams. Und damit auch alle Passanten mitbekommen, dass in diesem Haus jemand den Abraham – oder die Sarah – gesehen hatte, wurde der Vorgarten mit Girlanden und Luftballons verziert und mit einem individuellen Spruch garniert.
Der Brauch, zum 50. Geburtstag einen Abraham zu schenken, geht auf das Johannes-Evangelium zurück. Dort wird Jesus gefragt: „Du bist noch nicht fünfzig Jahre und hast Abraham gesehen?“
In der Nachbarschaft der Bismarckstraße werden alle runden Wiegenfeste gebührend gefeiert. Das Jahr 2012 wird sogar mit einem 90. Geburtstag abgeschlossen. „Nächstes Jahr gibt es keinen runden Geburtstag bei uns. Aber wir werden schon einen Grund zum feiern finden“, ist sich Christel Elsner sicher.
Autor:Lokalkompass Niederberg aus Velbert |
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