Was ein spannender Fund!
Steine, Schutt und Asche - für eine Baustelle keine ungewöhnlichen Materialien. An der Baustelle am Platz am Offers wurden aber nun zwei Steine gefunden, die einen besonderen Wert haben könnten, von historischer Bedeutung sind.
Es handelt sich hierbei um Grabsteine von einer Zeit vor 1775 als rund um die Kirche ein Friedhof angelegt war, auf dem die Angehörigen der einzelnen Kotten beerdigt waren. Ein ehrenamtlicher Mitarbeiter des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) übergab diese Fundstücke zunächst an den Küster der Alten Kirche. Während bei einem der Steine nicht mehr erkennbar ist, zu wessen Grab er gehörte, ist auf dem anderen noch deutlich der Name Peter Monhaus zu lesen.
Nun gibt es viele offene Fragen
Geschichts-Interessierten wie zum Beispiel die Mitglieder des Bergischen Geschichtsvereins stellen sich nun natürlich viele Fragen: Wer war Peter Monhaus? Zu wem könnte der andere Grabstein gehören? Was lässt sich generell über die Geschichte des evangelischen Friedhofs herausfinden? Und was passiert mit den Grabsteinen?
Antworten auf einige dieser Fragen findet man im Archiv der Evangelischen Kirchengemeinde Velbert, das im Gebäude der Christuskirche zu finden ist. Hier ist Dr. Ingomar Haske ehrenamtlich tätig und hilft Neugierigen bei ihren Recherchen. Gemeinsam mit der Redakteurin des Stadtanzeigers Niederberg suchte er daher auch in den zahlreichen Dokumenten und Plänen, um etwas über Peter Monhaus herauszufinden. Doch Fehlanzeige: Der Name taucht so nicht auf. Lediglich eine Elisabeth Monhaus ist zu finden. Ob sie eine Verwandte war? Möglich ist das.
"Es gibt einen Lageplan von dem alten Friedhof. Ein P.A. Dränge hat ihn erstellt", sagt Haske und faltet vorsichtig das alte Dokument auseinander. "Dazu hat er ein Protokoll erstellt über die Aufnahmen. Doch es ist nicht mehr alles leserlich, der Name Monhaus taucht hier nicht auf." Auch die alphabetisch sortierten Findbücher bringen keine passenden Ergebnisse.
"Klar ist, dass er vor 1775 gestorben und beerdigt sein muss", schlussfolgert Dr. Ingomar Haske. "Denn in diesem Jahr entstand der Friedhof auf den früheren ,Bieerhöfer Wiesen' an der damaligen Kirchhofstraße." Heute ist dieser Friedhof als "Stiller Park" bekannt. Der älteste, bis heute erhaltene Grabstein dort ist der von Wilhelm Mohn. Er wurde am 9. April 1808 beerdigt. Die anderen Namen auf den Grabsteinen lesen sich zudem wie das „Who-is-who“ Velberts: August Beer, Wilhelm Langenhorst, Dr. Knickmeyer und die Familie Schulte haben hier ihre letzte Ruhe gefunden.
Delikt des bergischen Herzogs Karl Theodor
Der Grund für den anderen Ort der Ruhe und des Gedenkens: Ein Delikt des bergischen Herzogs Karl Theodor aus dem Jahr 1742 besagte, dass alle Friedhöfe aus den Zentren der Kirchspiele entfernt werden müssten. "Es war also verboten innerhalb des Ortes Verstorbene zu beerdigen. Daher entstand ein wenig außerhalb ein Friedhof", weiß der ehrenamtliche Mitarbeiter der Evangelischen Kirchengemeinde. "Die Gräber rund um die Kirche wurden nach und nach abgetragen. Wie das genau vonstatten ging, ist anhand unserer Unterlagen leider nicht ersichtlich."
Der Friedhof auf den früheren ,Bieerhöfer Wiesen' wurde mehrfach erweitert. So gehörte unter anderem das Gelände der heutigen Kita Kurze Straße und das der ehemaligen Pestalozzischule dazu. "Im Jahr 1905 war die gesamte Fläche allerdings voll belegt und der neue, heutige Friedhof an der Bahnhofstraße wurde eingeweiht", informiert Haske. "Die Kirchengemeinde kaufte eine Fläche von 47.500 Quadratmetern für 35.000 Deutsche Mark."
Was nun mit den Grabsteinen passiert, steht noch nicht fest. Es ist aber durchaus denkbar, dass sie vor der Alten Kirche für jedermann sichtbar aufgestellt werden.
Archiv der Evangelischen Kirchengemeinden:
-Das Archiv der Evangelischen Kirchengemeinden Velbert und Neviges bietet Einsicht in Dokumente aus vergangenen Jahrhunderten zu den Themenkreisen Familiengeschichte, Heimatgeschichte und Kirchengeschichte.
-Familiengeschichte: Kirchenbücher und -register über Taufen, Konfirmationen, Heiraten und Sterbefälle aus drei beziehungsweise vier Jahrhunderten.
-Heimatgeschichte: Bis zur Napoleonischen Zeit Anfang des 19. Jahrhunderts finden Interessierte Dokumente, die vom Dorf Velbert, vom Kirchspiel mit seinen Honschaften und alten Velberter Höfen und Kotten berichten. Außerdem zu finden sind Heirats- und Erbverträge, Kauf-, Pacht- und Schenkungsverträge sowie Vergleichs- und Prozessakten.
-Kirchengeschichte: Handgeschriebene Bücher mit den Sitzungsprotokollen der Leitungsgremien der verschiedenen Gemeinden bieten einen praktisch lückenlosen Überblick über Höhen und Tiefen des Gemeindelebens von 1636 bis in die Neuzeit.Darüber hinaus warten nahezu 10.000 einzelne Aktenstücke und Dokumente aus fünf Jahrhunderten darauf, entdeckt zu werden.
-Interessierte erreichen die Archivpfleger jeden Dienstag zwischen 9 und 12 Uhr im Archiv im Gebäude der Christuskirche, Grünstraße 27, durch den Nebeneingang am Parkplatz.
-Weitere Infos und Kontakt unter Tel. 02051/965422 oder archiv@kirche-velbert.de.
Autor:Maren Menke aus Velbert |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.