Viel zu oft frei statt Paukerei? Unterrichtsausfall in Niederberg
Schüler freuen sich zunächst darüber, Eltern ärgert es und Lehrer suchen oft vergeblich nach geeigneten Lösungen: Unterrichtsausfälle sind ein bundesweites Problem.
Im Rahmen der Aktion des Bundesverbandes Deutscher Anzeigenblätter (BVDA) „Das geht uns alle an“ fragte der Stadtanzeiger Niederberg nach, wie in den Velberter und Heiligenhauser Schulen mit dem Thema umgegangen wird.
Antje Häusler, Schulleiterin der Städtischen Gesamtschule Velbert-Mitte, ist froh, dass der Ausfall durch kranke Kollegen oder ähnliches in ihrer Bildungseinrichtung bisher immer gut aufgefangen werden konnte. „Wir haben eine Vertretungsregelung, die bei der Schulkonferenz beschlossen wurde“, so Häusler. Nach dieser sei jeder Lehrer der Schule dazu verpflichtet, mindestens drei Unterrichtseinheiten wöchentlich neben seinen regulären Stunden zu übernehmen, wenn es nötig ist. „Das ist natürlich eine Regelung, die auf kurze Krankheitsfälle oder den einmaligen Ausfall wegen einer anderen schulischen Verpflichtung abzielt.“ Klassenfahrten und -ausflüge würden somit nicht zu Lasten anderer Schüler stattfinden.
Kommt es allerdings zu einem mehrwöchigen oder sogar noch längerem Ausfall einer Lehrkraft, wird es schon schwieriger, den Fortlauf des Unterrichts zu gewähren. „Es ist nicht selten, dass eine Lehrkraft für einen längeren Zeitraum nicht zur Verfügung steht“, so Häusler. Während sich der Ausfall durch Schwangerschaft gut vorbereiten ließe, stellt eine plötzliche ernsthafte Erkrankung eine große Herausforderung für das gesamte Kollegium dar. Schließlich sei es nicht nur im Interesse der Eltern, dass die Schüler dem Lehrplan entsprechend und durch qualifizierte Fachkräfte unterrichtet werden.
„Fällt ein Lehrer länger als sechs Wochen aus, müssen wir bei der Bezirksregierung eine Genehmigung einholen, um eine Vertretungsstelle auszuschreiben“, erklärt Hans-Jürgen Henning , stellvertretender Schulleiter an der Gesamtschule und verantwortlich für den Vertretungsplan. „Es dauert also schon mindestens ein bis zwei Wochen, bis die Bewerbungen bei uns eingehen“, so Henning. Danach müssten Bewerbungsgespräche vereinbart und geführt werden, schließlich der passende Vertretungslehrer ausgesucht und das ganze Verfahren bei der Bezirksregierung dokumentiert werden. „Diese braucht dann nochmals bis zu drei Wochen, um ihr offizielles O.K. zu geben.“ Sprich: Bis der Vertretungslehrer seine Unterrichtsstunden aufnimmt, vergehen schon alleine sechs Wochen. „Viel zu lang“, wie Häusler und Henning finden, doch seit einigen Wochen muss das komplizierte Verfahren, von dem hier nur die Grundzüge dargelegt wurden, laut Bezirksregierung genauso ablaufen.
Auch am Immanuel-Kant-Gymnasium in Heiligenhaus ist es im Interesse der Schulleitung, dass möglichst wenig Unterricht entfällt. „Auch wir haben ein Vertretungskonzept, das durch das Kollegium erarbeitet und von der Schulkonferenz abgestimmt wurde“, so Britta Berschick, Schulleiterin des IKG, auf Nachfrage des Stadtanzeigers. In diesem Konzept sei nicht nur geregelt, wer im besten Fall den Unterricht zu übernehmen hat, sondern auch, wie er gestaltet werden muss. Seit inzwischen sechs Jahren würde man nach dieser Regelung dafür sorgen, dass Schüler auch bei plötzlichen Krankheitsfällen möglichst wenig Unterrichtsausfall hinnehmen müssen. „Es gibt allerdings auch seltene Fälle, in denen eine Stunde nicht stattfinden kann“, so die Schulleiterin weiter, das wäre leider in jeder Schule so.
Auch Berschick beschreibt das Verfahren, nach dem Stellen mit Vertretungslehrern besetzt werden, als sehr komplex. Es handele sich um ein Verfahren, mit dem gewährleistet werden soll, dass die bestmögliche Lösung für die jeweilige Schule gefunden wird, gleichermaßen sollen aber auch den Lehrkräften, die sich auf die Vertretungsstelle bewerben, gleiche Chancen eingeräumt werden.
Autor:Maren Menke aus Velbert |
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