Velberter Winterreise

Das Obdachlosenheim an der Grafenburg.Foto: Bangert
  • Das Obdachlosenheim an der Grafenburg.Foto: Bangert
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„Es gibt sie in Velbert, auch wenn man sie nicht sieht - die Wohnungslosen“, versichert Renate Zanjani, Fachbereichsleiterin der Wohnungslosenhilfe der Diakonie Niederberg.
Was sind das für Menschen, die keinen festen Wohnsitz haben? Dieser Frage geht die Diakonie Niederberg mit dem Projekt „Velberter Winterreise - Wohnungslose Menschen erzählen aus ihrem Leben...“ gemeinsam mit dem Projektinitiator Stefan Weiller nach. Die Geschichten von neun Wohnungslosen werden den Bürgern dabei auf eine ganz neue Weise präsentiert. „Ich interviewe die Velberter, lasse mir ihre Lebensgeschichte erzählen“, so Weiller. Diese Geschichten der Wohnungslosen, ihre Erfahrungen mit der sozialen Ausgrenzung sowie ihre Wünsche werden von Weiller zu kurzen Texten verarbeitet. Bei der abschließenden Präsentation wird der Liederzyklus von Franz Schubert gespielt und durch die Texte über die Velberter erweitert. „Zum Schutz der Wohnungslosen werden die Geschichten anonymisiert.“
Stefan Weiller, der Soziale Arbeit studierte und halbtags bei der Diakonie Wiesbaden arbeitet, begann vor ca. zweieinhalb Jahren mit dem Projekt. „Inzwischen habe ich 179 Wohnungslose interviewt“, so der Projektinitiator. „Arbeitslosigkeit, Spielsucht, Probleme in Liebesdingen - die Gründe, die zu ihrer Situation führten, erstaunen mich immer wieder.“ Eins sei aber bei den meisten gleich, sie fühlen sich sozial ausgegrenzt. „Natürlich müssen sich die Zuschauer auf eine gewisse Härte und Schonungslosigkeit einstellen“, so Weiller. „Es ist unser Ziel, auf die Situation der Wohnungslosen aufmerksam zu machen und für eine verbesserte Solidarität zu sorgen.“
„Vielen Leuten ist nicht ganz klar, wie das Leben von Wohnungslosen in Velbert aussieht“, so Zanjani. „Das übliche Bild vom so genannten Penner, der mit seinen Plastiktüten umherirrt, ist nicht das, was uns in Velbert begegnet.“ Oft fänden die Velberter ohne festen Wohnsitz Unterschlupf bei Freunden und Verwandten. Dennoch sei es eine ständige Wanderung ohne festes Ziel vor Augen. „Es sind Menschen aus unserer Stadt, die uns in dieser Aufführung begegnen“, erinnert Zanjani und hofft auf das Interesse der Bürger.
Vorgeführt wird das Projekt „Velberter Winterreise - Wohnungslose Menschen erzählen aus ihrem Leben...“ am 3. März um 16 Uhr in der Christuskirche. Die Lieder singen drei Absolventen der Musikhochschule Frankfurt, die Textrezitation übernimmt Schauspieler und Kabarettist Jochen Busse, unter anderem bekannt durch die Freitagabendshows „7 Tage, 7 Köpfe“ und „Das Amt“. Musikalisch begleitet wird das Ganze durch ein Quartett und einen Chor. „Es handelt sich aber nicht um eine Show, bei der die Akteure schauspielern. Es soll alles authentisch bleiben“, betont Weiller, für den das Projekt eine Herzensangelegenheit ist.
Obwohl ein Großteil der Arbeit ehrenamtlich übernommen wird, entstehen Kosten. Daher freut sich die Diakonie über Spenden. „Vielleicht können wir dann auf Eintrittsgelder verzichten“, hofft die Fachbereichsleiterin der Wohnungslosenhilfe. Wer Fragen hat oder das Projekt unterstützen möchte, kann sich bei Renate Zanjani unter Tel. 0163/4777500 melden.

Autor:

Maren Menke aus Velbert

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