Unternehmer mit olympischem Geist
Warum betätigt sich ein Mensch ehrenamtlich im Sport?
Diese Frage stellte sich dem Sporthistoriker Uwe Wick, als er vor elf Jahren die Sammlung rund um Sport und Olympia des Unternehmers Karl-Heinz Frenzen katalogisierte.
Der Essener Uwe Wick, der auch Kurator des im Aufbau befindlichen Deutschen Fußballmuseums ist, kam im Zuge der Olympia-Bewerbung von Düsseldorf mit dem Velberter zusammen. In vielen und langen Gesprächen lernten sich der Unternehmer und der Geschichts- und Sozialwissenschaftler kennen und schätzen. Da kam die Idee auf, eine Biografie über Karl-Heinz Frenzen zu schreiben.
Herausgekommen ist ein sehr unterhaltsames Buch über ein „olympisches Unternehmerleben“. Das begann 1936 in Krefeld, wo Vater Heinrich Walter Frenzen im großväterlichen Marmorwerk die Kunden betreute. 1940 nutzte die Mutter die Kinderlandverschickung ins österreichische Mühlviertel. Die Vorliebe für den Wintersport entdeckte der kleine Karl-Heinz dort ebenso wie die Naturverbundenheit. Nach der Schulzeit in Krefeld absolvierte Karl-Heinz Frenzen eine Lehre als Maschinenschlosser und schloss eine kaufmännische Ausbildung an. Nach Tätigkeiten in verschiedenen Firmen blieb Frenzen zwölf Jahre bei der WUMAG Niederrhein. Dort kündigte er 1971 aus privaten Gründen:
Er hatte bereits 1967 die Velberterin Sigrid Melcher kennen und lieben gelernt, 1968 wurde Verlobung gefeiert, 1971 wurde geheiratet und er trat als einer von zwei Prokuristen in die Firma des Schwiegervaters an der Birkenstraße ein.
Nach dem Tod von Karl Melcher 1973 bildeten Heinz und Sigrid Melcher die einzigen Gesellschafter, es folgte eine Neuausrichtung der Firma, die seit 1941 Gas- und Wasserarmaturen herstellte. Die neuen und patentierten Rohrbruch-Dichtungsschellen und -überschieber wurden europaweit als die „Schwarzen aus Velbert“ bekannt. Die Mitarbeiterzahlen des nun als „Melcher und Frenzen“ agierenden mittelständischen Unternehmens stiegen.
Da der einzige Sohn Thomas katholische Theologie und Psychologie studierte, entschied sich das Ehepaar Frenzen, das Unternehmen zum 1. Juli 2000 an einen niederländischen Konzern zu veräußern.
Nachdem die Sportbegeisterung von Karl-Heinz Frenzen in Österreich geweckt wurde, spielte er nach seiner Rückkehr nach Krefeld Fußball, Eishockey und betrieb Leichtathletik. Seine Liebe zum großen Sport, insbesondere Olympia, wurde durch Rundfunkübertragungen von den Spielen 1948 in London geweckt.
„Da will ich auch mal dabei sein“, nahm sich der ehrgeizige junge Mann vor und 1960 konnte er sich den Traum erfüllen: In Rom war er dabei, als sich Armin Harry im 100-Meter-Lauf den Sieg erkämpfte. Seit 1964 engagierte er sich ehrenamtlich für den Sport in Krefeld und darüber hinaus. Nach dem Umzug nach Velbert widmete er sich der Olympischen Bewegung. Er übernahm zahlreiche Aufgaben in der Deutschen Olympischen Gesellschaft, 1992 wurde er mit der Sportplakette des Landes NRW ausgezeichnet. „Das war einer der schönsten Augenblicke in meinem sportlichen Leben.“
Neben zahlreichen Veröffentlichungen rund um Sport und Olympia baute Frenzen ein privates Sportmuseum auf, erste Exponate sammelte er seit den 50-er Jahren. Richard Winkel, Präsident des Landesportbundes, schrieb 1992 ins Gästebuch: „Der Aufbau des Sportmuseums hat mich sowohl in seinen Exponaten als auch im Umfang überrascht und darf als eine einmalige Leistung eines sachkundigen und begeisterten Sportfreundes der olympischen Idee gerecht werden.“
Das Ziel ist, die Sammlung öffentlich zugänglich zu machen. Karl-Heinz Frenzen hält sich bedeckt, kündigt aber an, dass es bald so weit ein soll.
Rückblickend stellte Sportsfreund Frenzen fest, dass es eine „schöne und erfolgreiche Zeit“ war und er ist ein wenig stolz darauf, dass er dabei seine Firma nicht vernachlässigt hatte.
Info: Karl-Heinz Frenzen, Ein „olympisches Unternehmerleben“, Autor: Uwe Wick, Verlag: Die Werkstatt
Autor:Lokalkompass Niederberg aus Velbert |
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