Schüler aus Langenberg wurden überraschend abgeschoben - Mahnwache der Windrather Talschule
Für die Schüler und Lehrer der Windrather Talschule ist es immer noch kaum zu fassen: Die beiden Schüler Kristina und Aenxheo wurden überraschend mit ihrer Familie abgeschoben und zurück nach Albanien gebracht
. "Am Montag saßen sie noch ganz normal bei uns im Unterricht, am Dienstag waren sie nicht mehr da", erzählt Hestia von Roest, die in der achten Klasse als Inklusionshelferin tätig ist. Die Klasse, zu der Kristina seit zwei Jahren zählte. "Sie hat sich wunderbar integriert, gut Deutsch gelernt und natürlich viele Freunde gefunden." Freunde, die jetzt traurig sind - traurig, weil Kristina weg ist, traurig, weil sie sich nicht verabschieden konnten, traurig, weil sie nicht wissen, wie es dem 14-jährigen Mädchen aktuell geht. Auch die Mitschüler ihres Bruders Aenxheo, der die zehnte Klasse der Waldorfschule in Langenberg besuchte, machen sich viele Gedanken und fragen sich, warum das Ganze in einer Nacht- und Nebel-Aktion stattfinden musste.
Eine SMS zum Abschied
"Wir haben von Kristina nur noch eine Abschieds-SMS erhalten, in der stand, dass sie nun in ihrer alten Heimat Tirana sind", so Klassenbetreuerin Margarete Erlinghagen. Gemeinsam mit weiteren Lehrkräften und Schülern versammelte sie sich am Mittwoch vor der Alten Kirche in der Langenberger Altstadt, um im Rahmen einer Mahnwache auf das Schicksal der fünfköpfigen Familie Yzi aufmerksam zu machen. "Es war uns allen bewusst, dass die Abschiebung droht", sagt auch Heinrich Holtbecker. Er war in den zwei Jahren als ehrenamtlicher Betreuer für die geflüchtete Familie aus Albanien zuständig, übte wöchentlich mit den Eltern und den Kindern, um die deutsche Sprache zu verbessern, half ihnen bei Gängen zum Amt und unterstützte sie beim anfallenden Schriftverkehr. "Aenxheo hat mich Dienstagvormittag angerufen und mir bei einem sehr kurzen Telefonat erzählt, dass morgens plötzlich die Polizei da war und es innerhalb von kurzer Zeit los ging."
Dass es so kommen würde, damit habe die Familie gerechnet. Der Vater, der laut eigenen Angaben gelernter Maler war, war in Deutschland wegen seiner traumatischen Erlebnisse während der Flucht in Behandlung. Daher habe man Einspruch gegen die Abschiebung eingereicht, informiert Holtbecker. "Für die Eltern mit ihren drei Kindern ist gerade erst Ruhe eingekehrt", erzählt er. Nachdem sie 2015 zunächst in Langenberg in der Turnhalle untergekommen sind, wohnten sie zwischenzeitlich im ehemaligen Krankenhaus in Neviges, zum Schluss waren sie in dem Flüchtlingsheim an der Talstraße in Velbert untergebracht. "Die Kleine ist erst eineinhalb Jahre alt, für sie ist Velbert ihre Heimat", sagt der ehrenamtliche Betreuer. Auch er bedauert es sehr, dass er nicht richtig ,Auf Wiedersehen' sagen konnte.
Mit Plakaten, Gesang und Informationsgesprächen machten die Schüler und Lehrer in der Langenberger Altstadt auf das Schicksal der Familie aufmerksam. Auch Unterschriften wurden gesammelt. "Jeder soll wissen, was passiert ist!" Bei den anderen Flüchtlingen, die zur Windrather Talschule gehen, hat die Abschiebung der Familie Yzi natürlich für große Unsicherheit und Angst gesorgt. Im Unterricht gilt es nun, aufzuarbeiten, was passiert ist.
"Unmenschliche Vorgehensweise"
"Durch die Aktion und die Berichterstattung wird nicht nur der Druck auf die offiziellen Stellen erhöht, wir zollen auch den Menschen Respekt, die alles versucht haben, um sich in Deutschland zu integrieren, deren Kinder sich hier zuhause gefühlt haben", sagt Erlinghagen. "Wir hoffen, die Menschen, speziell die Politiker, aufzurütteln, damit diese unmenschliche Vorgehensweise niemand anderem in Deutschland nochmal widerfahren muss."
Autor:Maren Menke aus Velbert |
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