Methadon an Heiligabend

Marion Simke von der Diakonie berät Hans G. seit kurzer Zeit und versucht ihm einen Platz in einer betreuten Einrichtung zu vermitteln. | Foto: Ulrich Bangert
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Während bei vielen Leuten das Geld an Weihnachten keine wichtige Rolle spielt, müssen andere aufpassen, dass sie mit genau diesem die Feiertage überstehen.
Schöne wertvolle Geschenke, ein reichlich gedeckter Tisch und noch viel mehr - all diese Sachen gönnt man sich und seiner Familie in den nächsten Tagen gerne. Was aber, wenn einem nur noch 3,50 Euro zur Verfügung stehen? Ein Wohnungsloser aus Velbert berichtet, warum er in diesem Jahr keinen Grund hat sich auf Weihnachten zu freuen.
„Es graut mir, sobald ich auch nur an Weihnachten denke!“ - Eine Einstellung, die so kurz vor den Feiertagen nur wenige Bürger mit Hans G. (Name geändert) teilen können. Doch wer die Geschichte des 51-Jährigen kennt, der kann verstehen, warum er dem Fest in diesem Jahr nichts abgewinnen kann. „Ich bin wohnungslos“, erklärt er. Was folgt ist die Geschichte seines bisherigen Lebens, mit all seinen Höhen und Tiefen. Drogen, Arbeitslosigkeit, Schulden und mehr gehören zu dem Teufelskreis, aus dem sich Hans G. zu befreien versucht. „Ich bin seit vielen Jahren heroinabhängig, habe schon vier Entgiftungen und eine Therapie hinter mir“, so der Wohnungslose, der Anfang der 90er Jahre mit seiner Frau und den Kindern von Oberschlesien nach Deutschland kam. Schon damals bestand das Drogenproblem, dennoch lief zunächst alles gut. „Ich besuchte einen Deutschkurs und hatte einen Job“, erinnert sich Hans G.. „Meine Frau wusste von meiner Sucht und tolerierte es.“ Schließlich bemerkte er, dass er der Situation nicht mehr gewachsen war, so setzte er sich nach Holland und deckte sich mit Heroin ein. Kurze Zeit später kehrte er zurück, um sich vernünftig von seinen Kindern zu verabschieden. „Ich hatte mich dafür entschieden, die Probleme von ihnen fern zu halten.“
Es folgten viele Jahre, in denen Hans G. den Drogen immer wieder den Kampf ansagte. Mit seiner ebenfalls abhängigen Lebensgefährtin lebte er gemeinsam in einer Wohnung, bis diese bei einem Entzug einen neuen Mann kennenlernte und Hans G. vor die Tür setzte. „Daher bin ich seit November wohnungslos“, so der gelernte Krankenpfleger.
Eine Hilfe ist ihm seitdem Marion Simke von der Diakonie Niederberg. „Er kam zu mir, weil er nicht krankenversichert ist und es somit nicht möglich war, ihn zu einer Entgiftung in die Suchtfachklinik zu schicken“, erklärt Simke. „Wir konnten ihm in einem kleinen Zimmer einer Obdachlosen-Unterkunft unterbringen.“ Zudem versuche man, ihm einen Platz in einer betreuten Einrichtung zu ermöglichen. Auch medizinisch wird Hans G. betreut, täglich lässt er sich Methadon als Ersatzmittel verabreichen. „Von dem Heroin bin ich seit Oktober weg.“ Dennoch beschreibt er sich weiterhin als depressiv und labil, weiß, dass die Gefahr rückfällig zu werden groß ist. Und einsam sei er.
Seine Geschichte ist nur eine von vielen: Mit der Veranstaltung „Velberter Winterreise“ am 3. März um 16 Uhr in der Christuskirche möchte die Diakonie weiterer Schicksale aufmerksam machen.

Marion Simke von der Diakonie berät Hans G. seit kurzer Zeit und versucht ihm einen Platz in einer betreuten Einrichtung zu vermitteln. | Foto: Ulrich Bangert
Autor:

Maren Menke aus Velbert

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