Konzept gegen die Wegwerfgesellschaft
Unsere heutige Gesellschaft kennzeichnet sich durch die Geschwindigkeit, mit der sie sich verändert, aus. Dieser Fluktuation sind im Alltag vor allem Gebrauchsgegenstände unterworfen. So landen gebrauchte Möbel schnell mal auf dem Sperrmüll, anstatt verkauft oder verschenkt zu werden.
Dieser Mentalität entgegenzuwirken, hat sich der Verein „Beratung und Projekte“ (bepro) Velbert zur Aufgabe gemacht. Seit 1985 besteht der Verein, in dem Carsten de Vries als Betriebsleiter tätig ist.
„Unser Konzept, gebrauchte Güter, die sonst auf der Deponie landen würden, anzunehmen, wieder herzurichten und dann zu verkaufen, hat sich als Erfolg erwiesen“, sagt de Vries stolz. Von kompletten Küchen bis zur Weihnachtsdekoration reicht das Angebot, das der Verein in seinem eigenen Kaufhaus, genannt „Die Werkstatt“, in Velbert anbietet. Neben diesem gibt es noch zwei Second-Hand-Bekleidungsläden, „Das Schnäppchen“, in Heiligenhaus und Velbert.
„Für uns steht aber nicht der kommerzielle Gedanke im Vordergrund“, betont de Vries. „Das eigentliche Ziel ist es, Erwerbslosen die Möglichkeit zu geben, wieder in den Arbeitsalltag zu finden“, sagt er. So arbeitet bepro eng mit der Agentur für Arbeit Velbert zusammen, so dass mittlerweile 40 vormals Erwerbslose eine Arbeit bei bepro haben, die zunächst auf sechs bis neun Monate befristet ist.
„Wer sich anstrengt und zeigt, dass er bereit ist, Leistung zu bringen, kann mit weiteren Jobmöglichkeiten rechnen“, betont Heiko Boekstegers, Geschäftsführer von bepro. „Im Vordergrund steht aber der Gedanke, den Menschen, die in die Erwerbslosigkeit geraten sind, die Möglichkeit zu geben, durch einen geordneten Tagesablauf den Rhythmus wiederzugewinnen, der ihnen abhanden gekommen ist“, sagt Boekstegers. Als Gehalt erhalten die Arbeiter den Stundensatz von 1,50 Euro, der auf ihren ALG-II-Regelsatz aufaddiert wird.
„Neben der Honorierung können wir außerdem vielen Menschen, die bei uns beschäftigt sind, Bestätigung und Förderung zukommen lassen“, hebt de Vries hervor. „Das ist unerlässlich für die Wiedereingliederung der Arbeitslosen in den Berufsalltag“, ergänzt Boekstegers. So verzeichnete der Verein mit seinem Konzept in der Vergangenheit viele Erfolge. „Viele, die bei uns anfangen, können später in, wenn auch geringqualifizierten, Jobs weiterarbeiten“, sagt er. Der Erfolg zeigt sich auch in der wachsenden Größe von bepro. „Erst vor einem Jahr haben wir größere Räumlichkeiten bezogen“, sagt de Vries. So konnte die Lagerfläche vergrößert werden. „Wir haben eine so große Menge an Gebrauchsgütern, die jeden Tag bei uns ankommen, dass wir sie schnell weiterverkaufen müssen“, sagt er.
Die Zielgruppe des „sozialen Warenhauses“, sind dabei vor allem Geringverdiener und Arbeitslose. „Jeder Kunde, der ein geringes Einkommen nachweisen kann, erhält beim Kauf 30 Prozent Rabatt“, so de Vries. Dabei verkörpert genau das das Konzept von bepro. „Wir möchten ja der Realwirtschaft keine Konkurrenz machen und dadurch andere vom Markt verdrängen. Das wäre der falsche Ansatz“, erklärt Boekstegers.
Autor:Christian Michel aus Velbert |
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