„Kinderzimmer wird nicht ersatzlos geschlossen“ - Entbindungsstation im Klinikum steht vor Neuerungen

Chefarzt Dr. Gerd Degoutrie, Schwester Gudrun (links) und Schwester Filiz im neuen Babynest.
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  • Chefarzt Dr. Gerd Degoutrie, Schwester Gudrun (links) und Schwester Filiz im neuen Babynest.
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Die Gerüchte sind mal wieder schneller als die Neuerungen: Unter werdenden Müttern heißt es, dass in Kürze das Kinderzimmer auf der Entbindungsstation im Klinikum Niederberg geschlossen wird und damit die Möglichkeit entfällt, das Neugeborene zur Betreuung abzugeben. „Das stimmt so nicht“, erklärt Chefarzt Dr. Gerd Degoutrie auf Anfrage des Stadtanzeigers. Vielmehr solle das neue Konzept einer „integrativen Wochenbettpflege“ den Bedürfnissen junger Familien noch mehr gerecht werden.

Ein Großteil des vor 30 Jahren konzipierten Kinderzimmers zwischen Kreißsaal und Entbindungsstation ist verwaist. Leere Kinderbettchen stehen nebeneinander. „Von den ca. 30 Plätzen sind in der Regel kaum mehr als drei belegt“, sagt Chefarzt Dr. Gerd Degoutrie.
Das Konzept ist nicht mehr zeitgemäß. „Früher war es so, dass Kinderkrankenschwestern sich um die Babys gekümmert haben. Da wurde den Müttern alles abgenommen. Wenn die dann nach zehn Tagen entlassen wurden, waren sie nicht selten unsicher im Umgang mit ihrem Kind“, weiß Chefarzt Dr. Gerd Degoutrie. Heute hingegen verlassen die Wöchnerinnen nach drei Tagen das Krankenhaus mit ihrem Baby und sind oft besser gewappnet als ihre Mütter-Generation. „Unser Ziel ist, neben einer optimalen medizinischen Betreuung der Frauen und ihrer Kinder die Familien auch fit zu machen für die Zeit nach dem Krankenhausaufenthalt“, sagt der Mediziner. Deshalb sollen die Babys möglichst viel Zeit innerhalb der Familie verbringen, natürlich mit Unterstützung von Hebammen, Kinderkrankenschwestern, Krankenschwestern und Ärzten. Das meint der Begriff „integrative Wochenbettpflege“. Das Konzept wird in Kürze im Klinikum Niederberg an den Start gehen, letzte Schulungen des Personals laufen zurzeit noch. Denn anders als bisher wird das Pflegepersonal künftig für alle Bereiche zuständig sein – angefangen bei Themen rund ums Stillen bis hin zum Wochenfluss. „Wir Ärzte stehen hilfreich zur Seite“, betont Dr. Degoutrie. Der Vorteil: Die jungen Mütter haben eine feste Ansprechpartnerin, es wird eine persönliche Zuteilung geben. Die zuständige Schwester wird die Frau unterstützen und in ihrem Tun bestärken.

"Wir lassen niemanden allein"

Wichtig bei allen Neuerungen ist, dass Mütter, denen es nach einer schwierigen Geburt oder einem Kaiserschnitt nicht gut geht, auch künftig ihre Babys in die Obhut des Pflegepersonals geben können. Dazu wurde hinter dem Empfang auf der Entbindungsstation ein kleines „Babynest“ eingerichtet, in dem mehrere Kinder untergebracht werden können, es gleicht einem stark verkleinerten Kinderzimmer. „Wir lassen niemanden allein“, so der Chefarzt.
Vor der Einführung des neuen Konzepts hatte eine Delegation aus Ärzten und Pflegern sich die integrative Wochenbettpflege in anderen Kliniken angesehen und im Gespräch mit Patientinnen und Kollegen die Vor- und Nachteile kennengelernt. Für die Velberter stand schnell fest: „Das ist die Zukunft.“ Und so gehört das Klinikum Niederberg in Kürze zu den rund 30 Prozent der Krankenhäuser, in denen dieses Konzept zur Anwendung kommt.
Was mit dem rund 100 Quadratmeter großen, alten Kinderzimmer passiert, darüber werde gerade intensiv nachgedacht, sagt Dr. Degoutrie. Denkbar ist, dass aufgrund der weiter steigenden Geburtenzahlen ein vierter Kreißsaal eingerichtet wird. Entschieden ist aber noch nichts.

Chefarzt Dr. Gerd Degoutrie, Schwester Gudrun (links) und Schwester Filiz im neuen Babynest.
Dr. Gerd Degoutrie, Chefarzt der Entbindungsstation im Klinikum Niederberg.                                            Foto: PR
Autor:

Miriam Dabitsch aus Velbert

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