„Keine Bebauung auf der Kleinen Höhe“ - Bürgermeister Stefan Freitag äußert sich zu Forensik-Plänen
Anfang November erhitzten die neuen Pläne einer Forensik an der „Kleinen Höhe“ die Gemüter. Hunderte Demonstranten zogen mit Plakaten durch das Gebiet. Gestern äußerte sich Bürgermeister Stefan Freitag zu den Plänen.
Von Miriam Dabitsch
Das Wichtigste vorweg: Auch der erste Bürger der Stadt ist gegen eine Bebauung der Kleinen Höhe und steht damit auf der Seite der Anwohner. Allerdings distanziert er sich von der „emotionalen Diskussion“, die viele Bürger führen. Er nennt ganz andere Gründe, die gegen eine forensische Klinik an der Nevigeser Stadtgrenze sprechen, nämlich ökologische. „Die Stadt Velbert ist seit Jahren der Auffassung, dass keine Bebauung der Kleinen Höhe stattfinden darf.“ Weder Gewerbe noch Wohnbebauung, ein Windpark oder eben eine Forensik.
„Ich werde mich nicht den massiven Emotionen vieler Bürger anschließen“, sagte Bürgermeister Stefan Freitag gestern in einem Pressegespräch. Und trotzdem hat er viele Bedenken gegen die Pläne, auf der Kleinen Höhe an der Grenze zu Neviges eine Forensik zu bauen.
Oder genauer: Der Velberter Bürgermeister ist dagegen, dieses Gebiet überhaupt zu bebauen. Und das nicht erst, seit der Wuppertaler Oberbürgermeister Peter Jung vor einigen Wochen die Kleine Höhe in Zusammenhang mit einer forensischen Klinik genannt hat. „Es gab früher schon Pläne. Erst sollte dort Gewerbe angesiedelt werden, dann stand hochwertige Wohnbebauung, ein Windpark und jetzt die Forensik auf dem Plan. Wir waren schon immer gegen eine Bebauung.“
Begründet wird diese Ablehnung mit verschiedenen ökologischen Gesichtspunkten. So handele es sich um einen regionalen Grünzug von Düsseldorf bis nach Westfalen, in dem geschützte Arten und Biotope zu finden seien. Dies belege der Umweltbericht zum Bebauungplan Nr. 1046 aus dem Jahr 2005. Brutvogelarten der Roten Liste seien dort ebenso festgestellt worden wie Fledermausarten oder der Rotmilan. Das Landschaftsbild habe gestaltende und gliedernde Funktion, darüber hinaus diene das Gebiet als Naherholungsgebiet. Nicht zuletzt sei der Kleinen Höhe eine hohe Klimaaktivität zugeschrieben und eine Bebauung würde Auswirkungen auf den Hochwasserabfluss haben, was zu Engpässen in Neviges führen könne.
„Ich bin nicht als besonders grüner Bürgermeister bekannt, aber bei solch einer Vielzahl an Bedenken würde ich von einer Bebauung Abstand nehmen“, sagt Freitag.
Diese Einschätzung hat er dem zuständigen Ministerium zukommen lassen. Gleichzeitig hat der Bürgermeister „gefordert, dass wir in die Planungsgespräche einbezogen werden“ - bislang allerdings ohne Antwort. „Es kann doch nicht sein, dass diese Gespräche exklusiv mit dem Planungsamt der Stadt Wuppertal geführt werden, es wären doch mehr Velberter als Wuppertaler betroffen“, echauffiert sich Freitag.
Wichtig ist ihm zu betonen, dass er Verständnis dafür hat, dass neue forensische Plätze in NRW geschaffen werden müssen. Die Stadt Velbert habe diesbezüglich ihre Hausaufgaben gemacht, könne aber keine geeigneten fünf Hektar anbieten. „Mir ist allerdings nicht ganz klar, warum eine Stadt mit innerstädtischen Brachflächen, beispielsweise durch den Wegfall einer Kaserne, sich bei den Plänen einer Forensik auf solch schützenswerte Naturräume stürzt.“
An die Anwohner und Demonstranten richtet Freitag den Wunsch, die Diskussion auf sachlicher Ebene fortzusetzen. Die emotionale Argumentation mit Angst und Sicherheitsbedenken habe keine Aussicht auf Erfolg, so die Einschätzung Freitags. Und genauso seien 90 Prozent der Einwände von Bürgern aufgebaut, die ihn erreicht hätten. „Es ist eines der Top-Themen meiner achtjährigen Amtszeit.“
Der Rat der Stadt Velbert wird voraussichtlich am 11. Dezember beschließen, den Grüngürtel und Naturbrerich im Einzusggebiet „Kleine Höhe“ zu erhalten.
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