Kampf dem Wohlstandsspeck

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Als Heinz Scholz an Weihnachten seinen 80. Geburtstag feierte, fasste er den Entschluss, seine jahrzehntelange Sportlerkarriere zu beenden.

Damit geht eine Ära zu Ende: 70 Jahre lang stand der Sport neben Beruf und Familie ganz oben auf der Prioritätenliste des Velberters. Am längsten hält der Senior der SSVg Velbert die Treue, der er seit mittlerweile sieben Jahrzehnten angehört.
Als kleiner Stöpsel - im Alter von zehn Jahren - startete Scholz seine Fußball-Laufbahn. Als Spieler war er in der Jugend und später in der ersten Mannschaft aktiv, mit Mitte 20 entschied er sich, vom Platz nach „rechts draußen“ zu wechseln und als Trainer zu fungieren. Mitte der 50er Jahre erlang er die B-Lizenz Fußballlehrer in Duisburg. „20 Jahre lang war ich Trainer bei der SSVg“, erinnert sich Scholz. Eine entbehrungsreiche Zeit für seine Frau Edith. „An den Sonntagen war mein Mann immer auf dem Fußballplatz.“
Als Jugendlicher lernte der Velberter zudem seine Liebe zum Wasser kennen. Im Velberter Schwimmverein spielte er Wasserball und schwamm. Letzteres hatte er sich als Junge im Deilbach selbst beigebracht.

Bis zu 1.000 Zuschauer beim Wasserball

„Bei den Wasserball-Spielen sahen damals bis zu 1.000 Zuschauer zu“, erinnert sich Scholz. Eine weniger schöne Erinnerung hat er an die damaligen hygienischen Zustände. „Im alten Freibad schwammen so rote Würmer herum“, weiß der Sportler, und wenn das Wasser ausgetauscht wurde, war es tagelang eiskalt.
All das konnte ihn nicht abschrecken - seine Leidenschaft fürs Schwimmen ist bis heute erhalten. „Hin und wieder fahre ich ins Schwimmbad nach Heiligenhaus.“ Gerne blickt er auf alte Erfolge zurück, beispielsweise den zweiten Platz bei den Westdeutschen Meisterschaften im Kraulen, oder an die Durchquerung des Wörthersees.
Außerdem war Scholz in der Leichtathletik aktiv. Groß trainiert habe er nicht, so der rüstige Rentner, aber im Laufe der Jahre hat er fünf Mal das Goldene Sportabzeichen gemacht.
Irgendwann war für Scholz in Sachen Fußball die Luft raus. Da kam das Angebot der AOK, in den Gesundheitssport einzusteigen, eine willkommene Herausforderung. „Das war etwas ganz anderes. Gymnastik mochten die Fußballer überhaupt nicht“, so Scholz. Mit sieben Männern, hauptsächlich Kollegen von CES, wo der Velberter als Meister im Werkzeugbau tätig war, startete er die Gesundheitssportgruppe. „Ohne Vereinsbindung konnte hier jeder mitmachen“, erklärt der 80-Jährige, das war ihm sehr wichtig.
Mit Hilfe von Medizinbällen, Springseilen und später auch Thera-Bändern sagte der Übungsleiter dem Wohlstandsspeck den Kampf an. Aber auch Fußball, Basketball, Volleyball und Handball wurden immer mal wieder gespielt. Schnell sprach sich dieses Sportangebot herum und schon bald musste Scholz eine zweite Gruppe gründen.
33 Jahre später hat er die Leitung jetzt in jüngere Hände übergeben. Ihm bleiben eine Menge Erinnerungen: an Lieder, die Scholz während der Übungsstunden angestimmt hat, an die „Velberter Rose“, die er etablierte oder gesellige Wanderungen und Maifeste. Zum Abschied haben „seine Jungs“ dem Trainer ein Lied gedichtet: „Denn met Dir wurd Spocht erst schön, bye, bye uns Heinz, auf Wiedersehen.“
Seine dazu gewonnene freie Zeit nutzt Scholz zum Wandern oder mit der Familie. Ehefrau Edith konnte der Sportleidenschaft ihres Mannes ohnehin nie etwas abgewinnen. „Ich war nie sportlich.“ Nur Tanzen war ihre Passion - aber damit stand sie wiederum alleine da. Und wen überrascht es? Natürlich kann Scholz es nicht ganz lassen: Zu Hause greift er auch heute noch zum Thera-Band, um „meine Muskulatur zu stärken“, so der 80-Jährige.

Autor:

Miriam Dabitsch aus Velbert

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