In der Heimat bedroht

Mit gerade einmal zwei Koffern haben Khurram Sheikh und seine Ehefrau die Heimat fluchtartig verlassen müssen. Zurzeit leben sie in Velbert und warten auf die Entscheidung ihres Asyl-Antrags. Der Pakistani erinnert sich mit Schrecken an die vergangenen Monate in seiner Heimat. „Ich wurde mit dem Tod bedroht“, berichtet der 34-Jährige. Der Grund: Er gehörte der „falschen“ Partei an.
Der junge Mann lebte in der Stadt Karatschi, mit 13 Millionen Einwohnern die größte Stadt Pakistans. Dort engagierte er sich in der MQM-Partei, die Muttahida-Qaumi-Bewegung. Bereits im Jahr 2010 wurde einer ihrer Parteiführer ermordet, was schwere Unruhen mit 45 Toten zur Folge hatte. Ein Jahr später folgten weitere Zusammenstöße zwischen der MQM und der Awami-Nationalpartei, mehr als 300 Menschen fielen den Auseinandersetzungen, bei denen auch Handgranaten und Panzerfäuste eingesetzt wurden, zum Opfer. Irgendwann geriet auch Sheikh ins Visier der politischen Gegner. „Zuerst kamen Vermummte zu mir nach Hause, bedrohten mich und meine Familie“, so der 34-Jährige.
Als er kurz darauf mit einem Motorroller unterwegs war und auf ihn geschossen wurde, war klar: „Wir müssen hier weg, wenn wir unser Leben retten wollen.“ Sheikh hatte Glück im Unglück, die Kugeln verfehlten ihr Ziel. Am gleichen Tag flüchtete das Paar mit zwei Koffern, in denen sie das Nötigste zusammengerafft hatten. „Nicht einmal Fotos unserer Familien konnten wir einstecken.“ Zuerst kamen die Flüchtlinge in Bielefeld unter, dann wurden sie nach Velbert verwiesen. Hier warten sie auf die Entscheidung bezüglich ihres Asyl-Antrags. „In den nächsten sieben Monaten wissen wir, wie es weiter geht.“
Geht es nach Sheikh, möchte er in Deutschland Fuß fassen, einen Job finden und hier glücklich werden. Zurzeit vermisst er am meisten seine Freiheit. „In Pakistan konnte ich gehen, wohin ich wollte. Das darf ich zurzeit als Asylbewerber nicht.“ Auch das pakistanische Essen fehlt ihm. „Ohne Feuer in Speisen sind wir nicht glücklich.“
Dennoch fühlt sich Sheikh in Deutschland willkommen. Seine Sprachprobleme, die er gerade mit einem Deutschkurs an der VHS zu beheben versucht, lächelt er einfach weg. „Ein Lächeln hilft. Es stimmt die Menschen freundlich.“ Und wenn das nicht wirkt, verwendet er sein deutsches Lieblingswort: „Entschuldigung!“

Autor:

Miriam Dabitsch aus Velbert

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