„Immer für eine gute Tat zu haben“
In mehreren Schlangen reihen sich die Menschen im Eingangsbereich des Kant-Gymnasiums. Sie alle wollen dem an Leukämie erkrankten Jan Dresemann helfen, indem sie sich typisieren und dann in die Knochenmarkspenderdatei der Westdeutschen Spender-Zentrale aufnehmen lassen.
Blut abzapfen im Akkord heißt das für die sechs ehrenamtlichen Helfer, die neben den DRK-Mitarbeitern Dienst versehen. „Ist doch selbstverständlich“, sagt Dr. Heidemarie Heinisch-Krämer, die in Heiligenhaus als Internistin tätig ist. Gemeinsam mit den anderen Heiligenhauser Ärzten unterstützt sie die Aktion, weil sie weiß, wie wichtig eine Blutstammzell- bzw. Knochenmarkspende für den 28-Jährigen ist. Den Ernst der Lage haben aber auch Nicht-Mediziner erkannt: 620 Menschen lassen sich an diesem Tag typisieren.
„Die Aktion hatte eine super Resonanz“, lautete das Fazit von Anke Hellmig, Aktionsplanerin bei der Westdeutschen Spenderzentrale. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass sich 620 Menschen typisieren lassen. Dabei war schon zur Halbzeit klar: „Ich bin froh, heute sechs Helfer hier zu haben“, so Hellmig, denn dadurch kam es zu keinen oder nur geringen Wartezeiten. Vier Arzthelferinnen und zwei Mediziner hatten sich bereit erklärt, Blutproben zu entnehmen, die jetzt in einem Labor auf ihre Gewebemerkmale untersucht werden. Sämtliche Spender werden in eine Knochenmarkspenderdatei aufgenommen und könnten schon bald zu Lebensrettern werden - auch wenn die Chance, dass aus der Heiligenhauser Typisierungsaktion ein passender Spender für Jan Dresemann hervorgeht, eher gering ist.
„Aber solche Aktionen finden fast täglich irgendwo in Deutschland statt und mit jedem Freiwilligen, der sich typisieren lässt, steigen die Chancen für die Patienten“, erklärt Hellmig.
Eine der 620 Freiwilligen war Susanne Di Nato aus Velbert. Durch die Presse war sie auf die Hilfskation für Jan Dresemann aufmerksam geworden und für sie stand gleich fest: „Da helfe ich.“ Von Berufswegen - sie arbeitet in einer Velberter Arztpraxis - beschäftigt sie sich mit solchen Themen, hat auch einen Organspendeausweis.
Dr. Hermann Öhmann ist ein ehemaliger Nachbar von Jan und war extra aus Köln angereist, um die Aktion zu unterstützen. Begeistert zeigte er sich über einen Flashmob, der via Facebook zustande gekommen war. „Etwa 250 Leute haben sich übers Internet zur Teilnahme verabredet“, sagte der Mediziner.
Anke Hellmig weiß aber, dass viele erst wachgerüttelt werden, wenn eine Person aus der unmittelbaren Umgebung betroffen ist. „Sobald ein Gesicht dahinter steht, wollen die Menschen helfen.“
So auch die Mitglieder des Motorradclubs „Demonic Heads“. „Wir sind immer für eine gute Tat zu haben“, sagte Herby Deichmann, während ihm Dr. Heidemarie Heinisch-Krämer die Spritze setzte. Fünf Milliliter Blut genügen für die Typisierung, etwas mehr landet in den Röhrchen, die zur Untersuchung ins Labor geschickt werden.
Herby macht das Prozedere nichts aus - er hat früher als Anästhesist in einer Klinik gearbeitet. Und weil er eben immer für eine gute Tat zu haben ist, erklärte er sich spontan bereit, bei einer der nächsten Aktionen Blut abzunehmen. Das Deutsche Rote Kreuz will nämlich auch bei den nächsten Blutspende-Terminen Typisierungen anbieten, darüber hinaus wird im Juni eine große Aktion in Heiligenhaus stattfinden.
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