"Hand in Hand" für Flüchtlinge
Männer, die bei herbstlichen Temperaturen in kurzer Hose und Badelatschen herumlaufen. Babys, für die kaum Windeln da sind. Szenen einer Flüchtlingsunterkunft in Velbert.
„Das soll sich ändern!“, meinen einige engagierte Velberter, allen voran Melanie Cetinkaya. Sie hatte in der Lokalkompass-Niederberg-Gruppe, der Facebook-Gruppe des Stadtanzeigers, erfahren, dass auch Flüchtlinge in Velbert Hilfe benötigen. „Seit ca. drei Monaten wohnen 75 Menschen, darunter viele Familien, in der Jugendherberge und im ,Haus des Sports‘ am Buschberg“, weiß die 34-Jährige. Spontan machte sie sich vor Ort selbst ein Bild, und konnte kaum glauben, was sie dort sah. „Das hat mir die Tränen in die Augen getrieben.“ Den Flüchtlingen fehle es an fast allem, insbesondere Kleidung und Hygieneartikeln, erzählt die Velberterin.
Da ihr Einfluss alleine zu klein ist, gründete sie die Facebook-Gruppe „Hand in Hand“ und erhielt innerhalb weniger Tage großen Zulauf. Aktuell zählt die Gruppe mehr als 240 Mitglieder. Jeder bringt sich ein, wie er kann - von Übersetzertätigkeit über das Abholen von Spenden bis zur Verteilung vor Ort - und wie er es zeitlich ermöglichen kann.
Eine erste große Verteilaktion hat am Montagabend in der Velberter Jugendherberge stattgefunden. Säckeweise Spenden wurden sortiert und dann an die Flüchtlinge verteilt. Vier Ehrenamtliche waren vor Ort, Cetinkaya kannte die wenigsten vor der Aktion persönlich. „Alle anderen Kontakte sind über Facebook entstanden.“ Eine der Helferinnen ist Manuela Finger. „Es ist mir ein Bedürfnis, diesen Menschen zu helfen“, begründet sie ihr Engagement. Und Cetinkaya ergänzt: „Ich kann eben nicht wegsehen, wenn ein anderer Hilfe benötigt.“
An der Aktion beteiligt sich nun auch die Gesamtschule Velbert, deren Schulmotto ebenfalls „Hand in Hand“ ist. In der Schülerschaft werden Hygieneartikel wie Zahnbürsten, Shampoo, Windeln und mehr gesammelt, außerdem sollen Schüler mit Fremdsprachenkenntnissen als Übersetzer aushelfen und es ist angedacht, das Opferfest gemeinsam mit Flüchtlingen zu feiern.
Die aktuelle
Situation in Velbert
In der Stadt Velbert leben zurzeit 726 Flüchtlinge + 142 Flüchtlinge in der Landeseinrichtung am Waldschlösschen in Neviges. Sie sind in den neun dauerhaften Unterkünften an der Talstraße, Oststraße und Kuhler Straße (Langenberg) untergebracht sowie in Wohnungen im gesamten Stadtgebiet. Auch die Jugendherberge in Velbert-Mitte und das „Haus des Sports“ wurden zu Unterkünften umfunktioniert, ebenso Gästehäuser im Stadtgebiet. Als „Reserve“, so Bernhard Zbrug, bei der Stadt Velbert zuständig für Zuwanderung, stehen weitere 60 Plätze in der Sporthalle neben der Martin-Luther-King-Schule zur Verfügung. Diese könnten schon bald in Anspruch genommen werden müssen, kündigt Zbrug an. Die Herkunft der Flüchtlinge sei sehr unterschiedlich. „Sie kommen aus Syrien, dem Irak, dem ehemaligen Jugoslawien, Bangladesch, Sri Lanka, China und Afrika, zum Beispiel aus Marokko, Algerien, Ägypten, Nigeria und Guinea.“
Auch die Landeseinrichtung am Waldschlösschen wird wohl länger bestehen bleiben. Hieß es zuerst, diese Notunterkunft solle nur drei Wochen existieren, kam dann die Mitteilung, sie werde bis 15. Oktober aufrecht erhalten. „Jetzt gibt es einen Erlass vom Innenministerium, wonach diese Einrichtungen bis zu sechs Monate bestehen können“, so Zbrug.
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