"Dust and Diesel" - Nevigeser fährt mit seinem alten Mercedes in die Dritte Welt

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Mit einem 21 Jahre alten Mercedes C220 Kombi geht es für Uwe Schwierzke aus Neviges in das westafrikanische Sénégal. Rund 7.500 Kilometer legt er dabei zurück, 500 davon offroad durch Wüsten und über Dünen. Nicht allein - sondern in einer Gruppe mit rund 40 Personen in 20 alten Fahrzeugen - verbindet er dabei Abenteuerlust mit humanitärer Hilfe.

"Am 28. April geht es wieder los", freut sich der 51-Jährige auf die Reise. Zum dritten Mal macht er sich von Neviges aus auf den Weg, um im Rahmen der Rallye "Dust and Drive" Gutes zu tun. "Alle Teilnehmer fahren mit alten Fahrzeugen, vorzugsweise Vierzylinder-Diesel von Mercedes, eine abwechslungsreiche Rallye, die damit endet, dass die Autos verkauft werden." Das Geld - insgesamt um die 20.000 Euro - wird vor Ort gespendet. Und zwar an den Verein "AEPN Mauretanienhilfe", der in dem Staat im nordwestlichen Afrika am Atlantik ein Waisenhaus betreibt.

Erste Teilnahme an "Dust and Drive" im Dezember 2011

"Durch eine TV-Reportage bin ich darauf aufmerksam geworden", erinnert sich Schwierzke, der im Dezember 2011 das erste Mal an der Rallye teilnahm. "Damals begleitete mich mein Chef." Auf vier Rädern durch die Wüste - eine reizvolle Herausforderung für den Vater einer Tochter. Nicht nur, weil er gerne das Land sehen wollte, sondern auch, weil er sich für alte Autos begeistert. "Schon immer habe ich gerne an meinen Fahrzeugen oder an meinem Motorrad geschraubt. Hierbei kann ich das alles miteinander verbinden." Den Mercedes hat er für günstige 600 Euro erworben und auf Vordermann gebracht, um mit ihm die lange Reise anzutreten. Mit im Gepäck sind zur Sicherheit dennoch gleich zwei Reservereifen. "Ansonsten brauche ich nicht viel, ein paar Klamotten, eine Matratze und die nötigen Reise-Unterlagen."

Viele Haltepunkte: Von Tarifa und durch Marokko nach Mauretanien

Gemeinsamer Treffpunkt ist in Tarifa (Spanien), dem südlichsten Punkt Europas. "Von dort geht es mit der Speed-Fähre auf der Straße von Gibraltar rüber auf den anderen Kontinent", informiert Uwe Schwierzke. "Die Fahrt dauert 45 Minuten und es ist wirklich verrückt, wenn man auf der einen Seite Europa und auf der anderen Afrika sieht." Dem folgen dann noch viele weitere Eindrücke, weiß der 51-Jährige aus Erfahrung. Auf der Route über das Atlasgebirge und durch die Sandwüsten liegen Städte wie Fès, Marrakech und Ouarzazate, ebenso die Serpentinen der Dadesschlucht, die höchsten Dünen Marokkos im Erg Chebbi, außerdem Oasen wie Zagora und Merzouga und die staubigen Pisten der Paris-Dakar im Tal des Drâa. "Nach den ausgiebigen Offroad-Etappen in Marokko durchqueren wir Mauretanien auf Asphalt und erreichen unser Ziel Zebrabar in St. Louis (Sénégal) nach 19 Reisetagen."

Zurück nach Deutschland geht es mit dem Flugzeug. "Meine Frau, meine Tochter und meinen Hund werde ich vermissen. Sie dann wiederzusehen wird natürlich toll." Ansonsten habe er nicht das Gefühl, groß auf etwas Verzichten zu müssen. "Gutes Essen, nette Leute - das gibt es auch in Afrika." Tiefenentspannt und dankbar würde er nach Neviges heimkehren, glaubt er.

Das Autofahren selbst empfindet der Nevigeser übriges auch als sehr entspannend. "Für mich ist das wie im Kino: Ich sitze auf meinem Platz und ganz viele Eindrücke wirken auf mich ein. In diesem Fall nicht nur spektakuläre Bilder, sondern gleich auch noch Geräusche und Gerüche." Bitter sei allerdings, dass es natürlich viel Armut zu sehen gibt. "Ich fahre von meiner Welt, der Ersten Welt, durch die Zweite Welt, um am Ende in der Dritten Welt zu landen", beschreibt er.

Nevigeser investiert rund 3.500 Euro - Spenden sind hilfreich

Rund 3.500 Euro kostet ihn es, an dieser Rallye teilzunehmen. "Natürlich könnte ich diese Summe auch einfach überweisen", sagt Schwierzke. "Aber ich habe mich dafür entschieden, nicht nur Gutes zu tun, sondern auch etwas zu erleben und mir vor Ort selber ein Bild von den Begebenheiten zu machen." Viele verschiedene Eindrücke, unterschiedlichste Menschen, herausfordernde Strecken - das alles mache die gesamte Aktion zu einem besonderen Erlebnis. "Ganz klar, mit diesen Reisen erweitere ich jedes Mal meinen Horizont!" Und es sei schön zu sehen, wo das Geld landet. Denn eines der Highlights sei der Besuch in dem Waisenhaus in Mauretanien, das finanziell unterstützt wird.

Hilfe zur Selbsthilfe

107 Waisen werden dort aktuell betreut. Übergeordnetes Ziel ist die Hilfe zur Selbsthilfe. "Die schulische Ausbildung der Kinder wird ermöglicht, ebenso wird sich um die medizinische Versorgung gekümmert", erläutert der Nevigeser. "Wenn wir dort ankommen, ist es zunächst einen Moment ganz ruhig bei den Kindern. Eine große Gruppe weißer Menschen, das schüchtert erst einmal ein. Zwei bis drei Stunden später wollen sie uns aber gar nicht mehr gehen lassen." Es wird gesungen und gelacht, Fußball gespielt und gebastelt.

Dennoch: Diese Armut zu sehen, das stimme einen auch sehr nachdenklich. "Meine Frau und ich haben daher sogar ernsthaft überlegt, eines dieser Kinder zu adoptieren", sagt Schwierzke. "Nur leider ist das nicht so einfach. Schließlich werde ich von den Behörden vor Ort als ,Ungläubiger' betrachtet." Umso wichtiger sei es ihm nun, auf das Waisenhaus und den Verein "AEPN Mauretanienhilfe" aufmerksam zu machen. Spenden können immer gebraucht werden, die laufenden Kosten belaufen sich jährlich auf 30.000 Euro. "Im Vergleich zu Deutschland eine wirklich geringe Summe", sagt der Auto-Fan, der auch selber noch Sponsoren sucht, die ihn finanziell unterstützen möchten.

Zu "Dust and Diesel":
-Die Dust-and-Diesel Rallye ist eine Amateurrallye für Jedermann, die zweimal jährlich mit Pkws nach Westafrika fährt. Am Ende der Fahrt werden die Fahrzeuge verkauft und der Erlös einem Deutsch-Mauretanischem Hilfsprojekt für benachteiligte Kinder in Mauretanien (www.aepn.de) gespendet.
-In einer überschaubaren Gruppe von maximal 25 Fahrzeugen, begleitet vom afrikaerfahrenen Veranstalter und einem Rallyemechaniker, reisen die Teilnehmer auf den Spuren der Rallye Paris-Dakar von Deutschland in das westafrikanische Sénégal.
-Die dreiwöchigen Rallyes starten im Mai und im Dezember und führen auf jeweils unterschiedlichen Routen, über staubige und sandige Pisten, offroad durch die Dünenfelder der Sahara und entlang des Atlantikstrands bis in das westafrikanische Sénégal.
-Es handelt es sich nicht um eine Motorsportveranstaltung. Die Teilnehmer fahren nicht „auf Zeit” und küren keinen Sieger. Gewinner ist, wer im Sénégal ankommt, und das haben bisher noch alle geschafft.

Informationen:
-Wer Uwe Schwierzke als Sponsor unterstützen möchte, kann sich unter Tel. 02053/4266692 mit ihm in Verbindung setzen.
-Weitere Informationen zu der Rallye gibt es unter www.dust-and-diesel.de.
-Wissenswertes rund um den Verein, der das Waisenhaus in Mauretanien betreibt, ist unter www.aepn.de nachzulesen.

Autor:

Maren Menke aus Velbert

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