Die Widerspenstigen wurden gezähmt

Nach dem großen Erfolg im Vorjahr gastierte das englischsprachige „White Horse Theatre“ nun erneut auf der Bühne des Velberter Berufskollegs, diesmal mit einer Adaptation des Shakespeare-Klassikers „The Taming of the Shrew“ – Der Widerspenstigen Zähmung .
Etwa 200 Schüler hatten sich eingefunden, um Katharinas Verwandlung von der streitbaren Tochter eines wohlhabenden italienischen Kaufmanns in eine liebende, fürsorgliche Ehefrau live mitzuerleben. Mit Witz und ungeheurer Ausdruckskraft gelang es den vier Jungmimen aus England scheinbar mühelos, den klassischen Stoff um die Liebe und das Rollenverständnis der Geschlechter in die heutige Zeit und Lebenswelt der Jugendlichen zu übertragen und diese über 90 Minuten lang in ihren Bann zu ziehen.
Die 23-jährige Beth Dalloway überzeugte als störrische, sensible junge Frau, die sich den herrschenden Konventionen widersetzt. Viel Gelächter auch für Katherine Rodden, die in der Rolle der Schwester Bianca den Habitus des typisch Weiblichen gekonnt überzeichnete. Die Art und Weise, wie Bianca ihre beiden Verehrer, Lucentio und Hortensio kokett gegeneinander ausspielt, hatte dabei für viele der Schüler einen hohen Wiedererkennungswert.
Seine Vielseitigkeit stellte der 32-jährige Mathew Neal in der Rolle des feurigen Petruchio ebenso unter Beweis wie als naiv-trotteliger Hortensio, der sich in seinen Bemühungen um die Angebetete immer wieder der Lächerlichkeit preisgab. Alessandro Visentin brillierte in der Rolle des Vaters Baptista, der die kokette Bianca der burschikosen Katherine vorzieht sowie als Lucentio, der als Ehemann der Bianca schließlich erkennen muss, dass sich die wahre Persönlichkeit hinter der Fassade oft erst später offenbart. Der aus Prien am Chiemsee stammende, in England beheimatete Schauspieler gehört seit vielen Jahren dem „White Horse Theatre“ an.
Als pädagogisches Tourneetheater gegründet, das englischsprachige Theaterstücke an deutschen Schulen zeigt, um die Sprache und Literatur erfahrbarer zu machen, ist das „White Horse Theatre“ mit 350.000 Zuschauern pro Jahr mittlerweile zu Europas größtem professionellem Ensemble dieser Art avanciert.
„Als Berufskolleg legen wir den Fokus auf berufsbildende Inhalte. Das gilt auch für das Fach Englisch. Umso wichtiger ist es uns daher, diesen Rahmen immer wieder aufzubrechen, andere Themen hinein zu holen und die Schüler einmal anders – emotional – an die englische Sprache heranzuführen. Außerdem hat der Stoff der Handlung – der Kampf der Geschlechter, die Frage, was ist weiblich, was ist männlich, wie geht man miteinander um - auch für die Schüler hohe Aktualität,“ so Schulleiterin Anna Plum.