Die Theatermacherin. Neanderland Biennale startet: Die künstlerische Leiterin Katja Lillih Leinenweber im Gespräch

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Ein Jahr hat Katja Lillih Leinenweber (35) geschaut, gesprochen, überlegt, konzipiert. Jetzt geht ihr „Baby“ an den Start: Am Freitag, 29. Mai, beginnt das Theaterfestival „neanderland BIENNALE“, das sie als künstlerische Leiterin verantwortet.

Frau Leinenweber, was muss Theater bieten, damit Sie es ins Programm aufnehmen?
Es muss professionell und gut sein, mit einem überzeugenden Hintergrund. Darunter verstehe ich, dass es neue Welten eröffnet. Und in Bezug auf die Neanderland Biennale muss es einen guten Querschnitt bieten, ein breites Publikum ansprechen.

Wie sind Sie bei der Auswahl vorgegangen?
Wir haben ja mit Frankreich einen neuen Kooperationspartner gefunden. Das liegt einerseits darin begründet, dass die Franzosen eine starke Straßentheaterszene haben, andererseits gibt es auch politische Verknüpfungen zwischen Deutschland, Polen und Frankreich. Ich bin viel rumgefahren und habe mir sehr viel angesehen und dann im zweiten Schritt überlegt, ob und wenn ja wo welche Aufführung durchgeführt werden kann.

Heißt das, Sie sind durch Frankreich gefahren, um sich verschiedene Produktionen anzusehen?
Ja, nicht nur durch Frankreich, auch durch Polen, da kooperieren wir ja schon länger. Für eine Aufführung bin ich nach Antwerpen gefahren, die Theatergruppe war zu dem Zeitpunkt auf Tour.

Das Programm steht. Welchen Schwierigkeiten sind Ihnen bei der Erstellung begegnet?
Es musste sehr viel abgestimmt und koordiniert werden. Die Veranstaltungen finden ja an vier Wochenenden in den zehn Städten des Kreises Mettmann statt. Die Theatergruppen haben unterschiedliche Bedürfnisse, etwa was den Platzbedarf angeht, und natürlich auch einen vollen Terminkalender. Das hat mir die eine oder andere schlaflose Nacht bereitet.

Jetzt geht es bald los. Was sind Ihre derzeitigen Aufgaben?
Momentan befinden mein Team und ich uns in der Feinjustierung. Fehlende Genehmigungen müssen eingeholt werden, ganz praktische Fragen wie „wann können die Tische zur Eröffnung auf dem Haaner Marktplatz aufgebaut werden?“ müssen geklärt werden.

Sind Sie an den Veranstaltungstagen selbst vor Ort und sorgen dafür, dass alle Stecker in den richtigen Dosen sitzen?
Ja. Ich bin Ansprechpartnerin vor Ort und versuche zu helfen, wo es nötig ist. Natürlich sehe ich mir auch die Aufführungen an. Schließlich möchte ich die Reaktionen des Publikums erleben, um zu sehen, was gut ankommt und wo Verbesserungspotenzial ist.

Haben Sie in dem Jahr mal bereut, dass Sie sich auf die Ausschreibung des Kreises Mettmann beworben haben?
Ja, das kam vor. Wenn ich morgens den Computer eingeschaltet habe und 20 E-Mails angekommen sind, in denen stand, was alles nicht geht. Dann habe ich mir gedacht: Hättest Du besser erst noch eine zweite Tasse Kaffee vor der Arbeit getrunken. Jetzt, so kurz vor dem Start, steigen aber Vorfreude und Aufregung gleichermaßen.

Warum sollten die Bürger zur Neanderland Biennale kommen?
Weil ihnen spannendes und gutes Theater geboten wird. Sie können den Alltag für eine Zeit vergessen und in toller Atmosphäre entspannen.

Zur Person:

Katja Lillih Leinenweber wurde 1979 in Witten an der Ruhr geboren und lebt derzeit in Bochum.
 Sie hat Germanistik und Sozialwissenschaften an der Ruhr-Uni Bochum studiert.
 Drei Jahre war sie Regieassistentin am Schauspiel Essen.
 Seit 2007 verwirklicht sie eigene Regiearbeiten am Theater Osnabrück, Theater der Stadt Aalen, Zimmertheater Rottweil, am Theater Die Tonne, Reutlingen sowie unter der Intendanz von Anselm Weber am Schauspiel Essen. Sie inszeniert auch regelmäßig in der freien Theaterszene NRWs.
 In der Spielzeit 2011 und 2013 war sie künstlerische und organisatorische Festivalleitung des „SPIELTRIEBE - Festival für zeitgenössisches Theater“ am Theater Osnabrück.
 Für 2015 und 2017 übernimmt sie die künstlerische Leitung für die neanderland BIENNALE - europäisches (Straßen-)Theaterfestival im Kreis Mettmann.

Programm der Biennale:

Freitag, 29. Mai, 19 Uhr: Stadtdinner und Peregrinus, Marktplatz Haan
 Samstag, 30. Mai, 20 Uhr: Schillers sämtliche Werke - leicht gekürzt, Kom‘ma Theater Duisburg, Club Heiligenhaus
 Sonntag, 31. Mai, 16 Uhr: Wo die wilden Kerle wohnen, Figurentheater Neumond und Theater Fensterzurstadt Hannover, Aula Rankestraße 4 bis 6, Erkrath
 Freitag, 5. Juni, 20 Uhr: La Machine, die Maschine, Compagnie du Fardeau Lille, Marktplatz Ratingen
 Samstag, 6. Juni, 16 Uhr: Pinocchio, Theater Varomodi, Halle/Saale, Kirchplatz Wülfrath
 Sonntag, 7. Juni, 16 Uhr: Karnawat wenecki, Venezianischer Karneval, Herminghauspark, Velbert
 Mittwoch, 10. Juni, 19.30 Uhr, und Freitag, 12. Juni, 18.30 Uhr: Spring Awakening, Literaturkurs des Otto-Hahn-Gymnasiums, Aula, Berliner Ring 7, Monheim am Rhein
 Samstag, 13. Juni, 11 bis 17 Uhr: Theatermarkt, Schauplatz, Hauptstraße 129, Langenfeld.
 Sonntag, 14. Juni, 16 Uhr: Spazierlesung „Regen ist ja auch gut für die Haut“, Theater am Schlachthof Neuss, Wasserburg Haus Graven, Langenfeld.
 Freitag, 19. Juni, 20 Uhr: Aus dem Leben eines Taugenichts, Subbotnik/Lautenbach & FWT Köln, QQTec, Forststraße 73, Hilden.
 Samstag, 20. Juni, 21 Uhr: Alice dans les rues, Alice in den Straßen, Les Anthropologues Montreuil, ab Beckershoffstraße, Innenstadt Mettmann.
 Für die Open-Air-Veranstaltungen sind keine Tickets erforderlich, hier geht ein Hut rum.
 Tickets für Indoor-Veranstaltungen sind online auf www.neanderland-biennale.de erhältlich, in Heiligenhaus im Kulturbüro und in Velbert bei der VMG, Friedrichstraße 177.

Autor:

Miriam Dabitsch aus Velbert

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