Die Angst vorm Helfen nehmen!
Sanitäter-AG am Geschwister-Scholl-Gymnasium bereitet Schüler auf den Notfall vor
Eine Sanitäter-AG gibt es schon seit rund acht Jahren am Geschwister-Scholl-Gymnasium (GSG) in Velbert. Jetzt bietet die Schule ihren Schülern diese Arbeitsgemeinschaft (AG) im Zuge des Offenen Ganztags als anerkannte Erste Hilfe-Ausbildung an. Mit Alexander Klein ist nun ein Profi mit an Bord, der sich als ehemaliger Berufsfeuerwehrmann und als Rettungsassistent auf die Breitenausbildung spezialisiert hat.
Dass es nicht nur um trockene Wissensvermittlung geht, sondern „Praxis“ bei diesem Thema eine wichtige Rolle spielt, wird an diesem Nachmittag in einem Klassenraum des GSG sofort klar. Aktion ist angesagt. Jeweils zwei Schüler knien auf dem Boden des Klassenraums vor einer Puppe. Sie proben für den Ernstfall: Herzstillstand. Eine Reanimation (Herz-Lungen-Wiederbelebung) wird simuliert. Die Schüler haben ihre Hände mit dem Ballen in der Mitte des Brustkorbes platziert und drücken rhythmisch mit durchgestreckten Armen rund sechs Zentimeter tief.
„Zweimal pro Sekunde drücken“, leitet Rettungsassistent Alexander Klein die Schüler an. „Nur so erreicht ihr die erforderliche Frequenz von 100 bis 120 pro Minute.“ Die Schüler kommen schnell ins Schwitzen. Voller Körpereinsatz ist gefragt. Nach 30 Kompressionen ist erstmal Schluss und der andere Schüler beginnt mit der Mund-zu-Mund-Beatmung. Mit Daumen und Zeigefinger verschließen sie die Nase des „Betroffenen“, atmen normal ein, umschließen mit ihren Lippen den Mund und beatmen gleichmäßig etwa eine Sekunde lang.
Immer wieder gibt Alexander Klein genaue Anweisungen: „Vergesst nicht, zwischen den Beatmungen die Überstreckung des Kopfes beizubehalten.“ Die Schüler sind konzentriert. Insgesamt sind es an diesem Nachmittag 16 Neuntklässler. Sie sitzen im Kreis um die Akteure herum und schauen genau hin, schließlich wissen sie, dass sie gleich ebenfalls aktiv werden müssen.
Schüler sollen Verantwortung übernehmen
„Das ist das Vorteilhafte an dieser AG. Sie findet während eines ganzen Halbjahres statt“, so Daniela Tschorn, Lehrerin an der Schule und verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit. „Daher kann der Praxisanleiter in die Tiefe gehen und alle Teilnehmer intensiv mit einbeziehen.“ Darüber hinaus lege die Schule besonderen Wert auf die soziale Komponente dieser Ausbildung. „Die Schüler erlangen Sicherheit als Ersthelfer. Sie übernehmen Verantwortung und setzen sich für andere ein, wenn sie anschließend als Sanitäter auf Schulfesten oder Sportveranstaltungen eingesetzt werden“, so die Lehrerin weiter.
Der Grund für das große Interesse an dieser AG liegt für einige Schüler auch daran, dass sie bald ihren Führerschein machen werden. „Ich mache den Kurs für meinen Führerschein. Ich finde es praktisch, dass es eine offiziell anerkannte Ausbildung ist“, so der 15-jährige Alexander. Anna-Lena wiederum braucht den Schein für ihren Trainerassistenz-Lehrgang, den sie gerade absolviert. „Ich turne mit kleinen Kindern, da ist es wichtig, im Notfall helfen zu können. Deshalb habe ich die Chance genutzt und finde die AG sehr abwechslungsreich“, so die 14-Jährige.
Schüler müssen den Mut haben zu helfen
„Helfen können“ und vor allen Dingen den Mut dazu zu haben, das sei vor allen Dingen das Ziel der Sanitäter-AG. „Die Angst nehmen – dabei geht es immer bei der Ersten Hilfe“, so Alexander Klein. Im Hintergrund wird derweil mit dem sogenannten „Heimlich-Manöver-Trainer“ geübt. Den kann man sich umschnallen und per „Heimlich-Griff“ wird der Mitschüler vor dem vermeintlichen Erstickungstod gerettet, nachdem der etwas verschluckt hat. Alles nur Simulation – doch im Ernstfall muss jeder Handgriff sitzen und das braucht Übung. Viel Übung! Denn auf Anhieb klappt die Rettung an diesem Nachmittag nicht bei jedem.
Erstversorgung, Wärmeerhalt mittels Alu-Decke, der richtige Einsatz des Defibrillators, einen Druckverband richtig anlegen – die Schüler sind immer in Aktion. Und zwischendurch gibt es eine kleine Auffrischung des Gelernten. „Was mache ich, wenn sich jemand die Fingerkuppe mit der Gartenschere abgeschnitten hat?“, „Wie transportiere ich die Kuppe ins Krankenhaus?“, „Wie gehe ich bei Verbrennungen richtig vor?“. Alexander Klein fragt Notrufnummern ab und übt die fünf „W-Fragen“ mit seinen Schülern. „Das muss sitzen. Schließlich kommt im Notfall noch die Aufregung hinzu“, so der Fachmann. Den Schülern gefällt diese Art von Unterricht, denn neben aller Ernsthaftigkeit kommt auch der Spaß nicht zu kurz.
Autor:Astrid von Lauff aus Velbert-Langenberg |
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