Das „Pro-Mobil-Virus“
Es war ein emotionaler Moment, als Bärbel Liesegang, die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland am Revers, nach Dankesworten suchte. Am Ende hatten die Tränen der Rührung Vorrang und Ehemann Alfred drückte seine Frau an sich. Grund für die Emotionalität: Nach 30 Jahren ehrenamtlichen Engagement für behinderte Menschen im Verein „Pro Mobil“ wurde „diese Hintergrundarbeit im Ehrenamt“, so der stellvertretende Bürgermeister Bernd Tondorf, einmal in den Fokus gerückt und gewürdigt - eben mit der Verdienstmedaille, die durch den Bundespräsidenten verliehen wird. „Dabei wird bei weitem nicht jede Bewerbung anerkannt“, weiß der stellvertretende Landrat Ernst Buddenberg, der die Ehrung mit Tondorf vornahm. Hier werde im Vorfeld genau geprüft.
Als vor einigen Wochen das Bürgermeister-Büro der Stadt Velbert bei Bärbel Liesegang anrief und sie über die Verleihung des Verdienstordens informierte, war die Velberterin „erschrocken“, wie sie sagt.
„Ich stehe nicht gerne im Mittelpunkt“, sagte die 62-Jährige, und entsprechend sieht ihr ehrenamtliches Engagement aus. Begonnen hatte alles vor 30 Jahren, als Liesegangs Mutter gefragt wurde, ob sie bei der Organisation eines Sommerfestes für Pro Mobil helfen wolle.
Und da bei den Liesegangs die Familie einen hohen Stellenwert hat, war auch gleich Bärbel mit im Boot. „Fortan war ich mit dem Pro-Mobil-Virus infiziert“, berichtet die Velberterin, und damit hat sie auch ihren Mann Alfred und die Töchter Stefanie und Franziska angesteckt. „Diese Ehrung gilt der ganzen Familie“, sagte deshalb auch die Ehrenvorsitzende von Pro Mobil Dr. Rosemarie Osenberg.
Und so durfte die Familie bei der Verleihung natürlich nicht fehlen. „Mit ihrem kommunikativen und ausgleichenden Wesen gibt sie den Schwächsten unserer Gesellschaft Gelegenheit, ihre Lebensqualität zu verbessern und am beruflichen und gesellschaftlichen Leben teilzuhaben“, sagte der stellvertretende Landrat Ernst Buddenberg in seiner Laudatio.
1984 wurde Liesegang Mitglied bei „Pro Mobil“, sechs Jahre später wurde sie in den Vorstand gewählt. Seit 1996 ist sie stellvertretende Vorsitzende des Vereins, dessen Ziel es ist, dass Menschen mit Behinderungen ihre Persönlichkeit, Begabung und Kreativität voll entfalten können.
Buddenberg betonte, dass in den vergangenen Jahren nur wenige Menschen geehrt wurden, die sich für behinderte Menschen einsetzen und dass bei weitem nicht jede Bewerbung um einen Orden akzeptiert würde.
Dr. Osenberg brachte es auf den Punkt: „Sie sind uns eine große Stütze. Ohne Menschen wie Sie stünden wir schlecht da!“
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