Das erste eigene Bett
Nach acht Monaten in Swaziland ist die Velberterin Gertrud Langensiepen auf Heimatbesuch. Die Geschäftsführerin des Nevigeser Vereins MEDEA koordiniert in Afrika die Projekte vor Ort und stellte jetzt das neueste vor: Der Verein hat einen Kinder-Haushalt etabliert.
„Meine ehrenamtliche Mitarbeiterin Prcious hat Informationen über sechs Geschwister erhalten, die ganz auf sich allein gestellt waren“, erinnert sich Langensiepen an die Anfänge. Der Vater schon früh an Aids gestorben, erlitt die Mutter 2008 das gleiche Schicksal. „Es gibt keine Verwandten, die sich um die Kinder kümmern konnten. Und so waren sie am Rande der Verwahrlosung“, erzählt die engagierte Frau über die heute zwischen sieben und 19 Jahre alten Geschwister.
Bislang haben der sieben Jahre alte Thabani und seine großen Geschwister immer auf dem Lehmboden geschlafen. Dank des Nevigeser Vereins MEDEA haben sie nun eigene Betten.
Und nicht nur das: Die sechs Kinder im Alter zwischen sieben und 19 Jahren konnten ihre Lehmhütte gegen ein betoniertes Haus eintauschen. Möglich gemacht hat das der Verein MEDEA, es ist das neueste Projekt mit dem Namen „Kinder-Haushalt“. Dort leben die Geschwister auf sich alleine gestellt, die MEDEA-Mitglieder vor Ort leiten sie zur Selbstständigkeit an.
Hintergrund ist, dass 42,9 Prozent der Bevölkerung Swazilands das HI-Virus in sich trägt. „Die mittlere Altersklasse stirbt quasi aus“, schildert Langensiepen, die seit 2005 überwiegend in dem kleinen afrikanischen Land lebt. So erging es auch den Eltern der sechs Geschwister. Da keine Verwandten sich um die Kinder kümmern konnten, waren sie vollkommen allein gelassen - bis der Verein MEDEA sich ihrer annahm. „Wir haben zwei Zimmer gebaut, ein Jungen- und ein Mädchenschlafzimmer“, berichtet die Velberterin. Eine Latrine, ein Wassertank und ein Hausgarten komplettieren das neue Zuhause. Vor sechs Wochen sind die Kids eingezogen, jetzt lernen sie, wie man Obst und Gemüse anpflanzt. „Kurzfristiges Ziel ist, dass sie sich mit Hilfe des Gartens selbst ernähren, mittelfristig sollen die Geschwister Überschüsse verkaufen und so ihren Lebensunterhalt verdienen“, schildert Langensiepen - gemäß dem Motto des Vereins, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten.
Das Schulgeld und die Schuluniformen übernimmt ebenfalls MEDEA - und dennoch ist das, was die jungen Menschen leisten, enorm. „Die beiden Großen laufen 15 Kilometer zur High School - eine Strecke.“ Ordnung halten, essen machen, den Garten bewässern - all das sind Aufgaben, die die Geschwister übernehmen. Und es tut ihnen gut. „Die Kinder haben ein ganz neues Selbstbewusstsein“, freut sich Langensiepen, die fünf weitere Kinder-Haushalte plant. Pro Haushalt belaufen sich die Kosten auf ca. 3650 Euro. uwww.medea-ev.org
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