Anja Hörning steht ihren Mann
„Nicht mehr lernen, keine Angst vor den Prüfungen, langsam kommt der Alltag“, beschreibt die Neu-Velberterin Anja Hörning ihr gutes Abschneiden bei der Laufbahnprüfung der Feuerwehr vor einigen Wochen.
Dabei war ihre Entscheidung, zur Feuerwehr zu gehen, hin und wieder von Zweifeln überschattet: „Mein Vater war sofort begeistert, meine Mutter hatte zunächst Bedenken“, erinnert sich die gebürtige Bocholterin. Und auch für sie war der Beginn in einer Männerdomäne gewöhnungsbedürftig. „Manchmal hätte ich mir eine Frau gewünscht, mit der ich hätte reden können.“
Die sind tatsächlich Mangelware: Von 86 hauptamtlichen Kräften bei der Feuerwehr Velbert sind gerade einmal drei Frauen, zwei weitere befinden sich gerade in der Ausbildung.
Da war es gut, dass die Feuerwehr nicht komplettes Neuland für sie war. Bevor sie ihre Ausbildung am 1. April 2010 begann, hatte die gelernte Krankenschwester bereits ein Anerkennungsjahr zur Rettungsassistentin absolviert.
„Das hat mir viel Spaß gemacht. Also habe ich mir gedacht: Ich probier‘s mal mit der Bewerbung.“ Schon damals musste sie ihr Können unter Beweis stellen: Neben schriftlichen Einstellungstests in Mathematik und Deutsch musste sie in einem Zwölf-Minuten-Lauf und einem Zirkeltraining beweisen, wie fit sie ist. Mut war beim Drehleitersteigen gefragt, hier galt es, die 30 Meter hohe Leiter möglichst schnell zu erklimmen.
Inzwischen ist Hörning fester Bestandteil der Männerdomäne Feuerwehr, die nach Aussage von Ausbildungsleiter Wolfgang Daldrup ein „extrem konservativer Verein“ ist. Dabei stand die Velberter Wehr Frauen bereits in den 80er Jahren offen: Die erste Feuerwehrfrau NRWs und die zweite bundesweit arbeitet seit mehr als 20 Jahren in der Schlossstadt.
Hörning ist seit wenigen Wochen dabei. Ihre 24-Stunden-Schichten beginnen morgens um halb acht. Während des Tages stehen Arbeitsdienste im Kranken- oder Rettunswagen oder in einer der Werkstätten der Feuerwehr Velbert an. Ab 16.30 Uhr wird die Wache aufgeräumt und geputzt, bevor das gemeinsame Abendessen auf dem Programm steht.
„Anfangs dachten die männlichen Kollegen schon, ich sei als Köchin eine gute Wahl. Aber inzwischen wissen alle, dass ich nicht kochen kann“, sagt Hörning und grinst.
Nach dem Abendessen steht Bereitschaftsdienst an. Die Feuerwehrleute, die in 15-Mann-Schichten arbeiten, können sich die Zeit frei vertreiben - vorausgesetzt, es wird kein Einsatz gemeldet. Darauf angesprochen, fallen Hörning gleich zwei Brände ein, die sie bekämpft hat: Das Rökels in Langenberg und ein Hausbrand in Nordrath im vergangenen Winter.
„Da war es richtig kalt“, weiß die Brandmeisterin noch genau. Auch bei dem Massencrash auf der A44 war sie kürzlich dabei - für sie sind die Aufgaben der Feuerwehr, löschen, retten, bergen und schützen, eben Berufung.
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